KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2022

25 01 / 2022 FORTB I LDUNG: THEMENHEFTTE I L K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ FÜR ALLE: Die Therapie einer Gastroenteritis wird in erster Linie durch eine orale Rehydratation und damit Ersatz des Flüssigkeitsverlustes gesteuert. Neben dem Flüssigkeitsersatz geht es vor allem um einen Ersatz der verlorenen Elektrolyte, vor allem Natrium. Während isotonische Getränke hierfür eher geeignet sind, ist Cola nicht anzuwenden. Cola beinhaltet zu wenig Elektrolyte und zu viel Zucker, der Natriumgehalt ist verschwindend gering. Darüber hinaus ist die Osmolalität sehr hoch und kann zu einer osmotischen Diarrhoe führen. Empfehlenswert zur Rehydratation bei einer akuten Gastroenteritis ist daher die Anwendung von oralen Rehydratationslösungen, welche 45–60mmol NaCl/l beinhalten. Zahlreiche Studien haben den Nutzen und die Wirkung belegt. Die Rotavirus-Impfung ist in der Schweiz nicht sinnvoll. Die häufigste Ursache schwerer, zu Dehydratation und Hospitalisation führender Gastroenteritiden bei Kindern unter 5 Jahren weltweit sind Rotaviren. In der Schweiz werden hierdurch 800–1000 Hospitalisationen jährlich bedingt, vereinzelt kommt es zu Todesfällen. Es gibt die Möglichkeit einer Schluckimpfung, welche je nach Präparat 2 oder 3 Mal eingenommen werden müsste bis zum 6. Lebensmonat und einen ca. 80% Schutz gegen eine Rotavirus-Infektion und damit effektiven Schutz für die Kinder bietet. Zugelassen wurde die Rotavirus-Impfung in der Schweiz 2007. Wichtigste, aber sehr seltene Nebenwirkung ist die Gefahr der Entwicklung einer Invagination. Die Eidgenössische Kommission für Impffragen hat wiederholt und zuletzt 2014 entschieden, die Impfung gegen das Rotavirus als ergänzende Impfung für Säuglinge zu empfehlen, und dass die Kosten von der obligatorischen Krankenpflegeversicherung übernommen werden sollen. Da dies aber bisher nicht der Fall ist, ist diese offizielle ergänzende Impfempfehlung bislang nicht erfolgt. Die Impfung ist aber in jedem Fall sinnvoll (muss aber selbst bezahlt werden). Kann eine Zöliakie durch spätere Gluteneinführung verhindert werden? Dieser Gedankengang begleitete die Medizin über längere Zeit und schien durch epidemiologische Studien aus Schweden unterstützt zu werden. Umfangreiche pädiatrische Folgestudien hingegen zeigten auf, dass ein verzögerter Beginn der Gluteneinfuhr lediglich ein verzögertes Auftreten der Zöliakie zur Folge hat, die Zöliakieinzidenz hingegen gleich blieb. Damit ist, neben anderen widerlegten Aspekten wie Allergietendenzen oder Schlafqualität aus anderen Untersuchungen, auch hier ein frühzeitiger Beginn der Beikost zu empfehlen. Zu viel Kuhmilch führt zu einem die Entwicklung beeinträchtigenden Eisenmangel. Wie so häufig ist bei Ernährungsfragen immer die proportionale Menge eines jeden Lebensmittels innerhalb der Ernährung entscheidend. Während bis zum Beginn der Beikosteinfuhr in die Ernährung das Stillen bzw. die Verwendung von Formula-Milchen alternativlos sind, ändert sich das Bild ab dem 5. Lebensmonat. Mit dem Beginn der Beikost wird die Ernährung diverser und eine adäquate, altersgerechte Ernährungsweise gewährleistet die Bereitstellung aller notwendigen Nährstoffe für den im Wachstum befindlichen Körper. Kuhmilch ist ein wichtiger Kalziumspender und u. a. für die Knochenentwicklung sehr wichtig. Ein anhaltend hoher Milchkonsum auf Kosten einer ungenügenden Aufnahme von anderen Lebensmitteln kann hingegen auf lange Sicht zu einem Eisenmangel führen und das Gedeihen und im Extremfall allenfalls auch die Entwicklung eines Kindes beeinträchtigen. Natürlich gibt es noch viele weitere gastroenterologische Mythen, auf die wir hier nicht eingehen konnten. Habt ihr, liebe Leser, auch einen solchen Mythos oder eine Unklarheit zu unseren Ausführungen, dann schreibt uns an unsere E-Mail: info@kinderaerzteschweiz.ch (Stichwort: «Mythen»). Wir werden diese dann gerne den Spezialisten vorlegen und euch beantworten. ■ ✗ ✗ ✓

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