Zenit Nr. 4, November 2022

Mit seinen langen Haaren und den verwaschenen Jeans wurde der junge Mann damals von den Behörden kritisch beäugt. Angst, dass man ihm kündigte, hatte er nie. «Dann werde ich halt Bademeister auf den Bahamas», dachte ich damals. Meine Eltern gaben mir dieses Urvertrauen, dafür bin ich ihnen dankbar.» Schon damals kam ihm sein Humor zugute. Gegen Kritik wehrte er sich zuweilen, indem er sie ins Lächerliche zog. «Humor hat etwas Anarchistisches, er macht sich über unnötige Hierarchien lustig und stellt die Mächtigen bloss. Humor gegen diejenigen, die bereits unten sind, ist hingegen witzlos.» Quasi aus Blödsinn nahm der junge Lehrer irgendwann an einem Talentwettbewerb teil, mit einem einzigen, selbst geschriebenen Liedchen und mit sehr bescheidenem Gitarrenspiel. Als er an der Hauptprobe am Nachmittag sah, was die er seit Jahren regelmässig für verschiedene Zeitungen verfasst. Dort wird klar, dass der 70-Jährige ein Mensch ist, der scharfzüngig und differenziert zu politischen, gesellschaftlichen und sozialen Themen seine Gedanken zum Ausdruck bringt. So hat er beispielsweise den russischen Angriffskrieg von Anfang an ohne Wenn und Aber kritisiert und aufgezeigt, dass das russische Volk wegen Putins Brutalität in eine Schockstarre geraten ist. Und das zu einer Zeit, als viele andere Künstler und Prominente zur Vorsicht mahnten vor allzu kritischen Tönen gegenüber Russland. Für ihn passt Humor und Nachdenkliches sehr gut zusammen. «Wer immer nur blödelt, wird irgendwann nicht mehr ernst genommen. Wer immer nur ernst ist, wird aber auch irgendwann nicht mehr gehört.» Dass ihn gewisse Kreise belächeln, macht ihm nichts aus. «Es ist interessant – die einfachen Menschen und die richtig gescheiten Leute haben kein Problem mit mir. Es sind eher diese Pseudointellektuellen, die immer super-gescheit daherreden und das Gefühl haben, mein Humor sei zu wenig hochstehend.» Vor 40 Jahren habe er einen Auftritt bei der legendären Münchner Lach- und Schiessgesellschaft gehabt. «An einem Tisch mit fünf Leuten lachten die sich halbtot über meine Gags. Es stellte sich heraus, dass es fünf Professoren waren. Einer bedankte sich und sagte, er habe sich köstlich unter seinem Niveau amüsiert.» Über den Humor lerne man die Menschen kennen, sagt der Komiker. «Leute, die sich Filme anschauen, die sie nicht verstehen und nichts davon haben, es aber tun, weil man dann als intellektuell gilt, sind mir unsympathisch. Ich mag es, wenn Menschen ehrlich und authentisch sind.» Humor als Waffe Mit Liedern wie «Öberall heds Pilzli dra», «Gugguuseli» oder «Raasemäher» ist Peach Weber berühmt geworden. Dass er überhaupt auf der Bühne steht, ist aber eher Zufall als gut eingefädelte Karriereplanung. Denn angefangen hat der Aargauer seine Berufskarriere als Lehrer. «Ein toller Beruf, den ich sehr gerne ausgeführt habe», betont er. Als Hilfsschullehrer hatte er mit Kindern zu tun, die aus verschiedenen Gründen Schwierigkeiten mit der Schule hatten. «Darum hatte ich viele Freiheiten, weil es nicht in erster Linie um die strikte Einhaltung des Lehrplans ging.» Er nutzte dies und pflegte einen wertschätzenden Umgang mit den Kindern. «Ich diskutierte viel mit ihnen, das war wichtiger, als das Einmaleins zu üben.» Wenn er es nur schon fertigbrachte, dass sie wieder gerne zur Schule gingen, habe er schon sehr viel erreicht. 6 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 22 «Humor hat etwas Anarchistisches. Er stellt die Mächtigen bloss.»

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