Zenit Nr. 4, November 2021

20 Pro Senectute Kanton Luzern 4 I 21 RUEDI (69) UND AGNES (62) HÄFLIGER, ROMOOS Ruhe pur auf dem Under Änzi Die Anfahrt zu Ruedi und Agnes Häfligers Zuhause auf 1230 Metern über Meer vergisst man nicht so schnell. Von Wolhusen geht es via Romoos 15 Kilometer stetig bergauf, bis man beim Hof Under Änzi mitten im Napfbergland an- kommt. Und wenn man Pech hat wie die Zenit-Journalistin wartet im Nirgendwo zwischen Romoos Schmitteli und Holzwäge die Herausforderung, auf der einspurigen Güter- strasse ein Postauto zu kreuzen. Über solche Problemchen können Ruedi und Agnes Häfliger nur milde lächeln. Seit ihrer Hochzeit vor 38 Jah- ren leben sie gemeinsam auf dem abgelegenen Under Änzi. Hier haben sie ihre vier Kinder grossgezogen, den Bauern- hof mit Kühen und Kälbermast, später mit Fleischschafen bewirtschaftet und teilzeitlich auswärts gearbeitet, um das Familienbudget aufzubessern. Den Kräften der Natur aus- gesetzt zu sein, gehört zu ihrem Leben. An diesem traum- haften Herbsttag ist die Sicht so klar, dass man nicht nur die ganze Pilatuskette und die Berner Alpen mit Eiger, Mönch und Jungfrau sieht, sondern in der Ferne sogar den Säntis. Doch es gibt auch andere Tage. An manchen Winteraben- den kamRuedi Häfliger nach der Jodelprobe in Romoos nur noch zu Fuss nach Hause. Und einmal hatte er grosse Angst, als ein Felsabbruch die Strasse ins Dorf verschüttete, wenige Minuten nachdem seine Frau die Stelle passiert hatte. Dennoch möchten Häfligers an keinem anderen Ort leben. Erst recht nicht, seitdem Sohn und Schwiegertochter vor vier Jahren ins neu erstellte Nachbarhaus eingezogen sind und den Hof übernommen haben. Agnes und Ruedi Häfliger ist jedoch bewusst: «Könnten wir nicht mehr Auto fahren, müssten wir wohl ins Tal ziehen.» Dies aber äusserst ungern, wie sie betonen. Denn auf demUnder Änzi können sie sich selber sein. Hat sich Agnes Häfliger nie gewünscht, zentraler zu wohnen? Für solche Fragen habe sie keine Zeit verschwendet, sagt die aufgestellte Frau. Ihr Mann sei im Under Änzi aufgewachsen. «Und wenn man jemanden gern hat, würde man ihm wohl überallhin folgen.» MANFRED KELLNER (89), HUA HIN, THAILAND Lebensabend in Thailand Eine gepflegte Anlage mit tropischen Pflanzen und plät- scherndem Wasserspiel, dazu blauer Himmel und ange- nehme 29 Grad: In dieser Umgebung verbringt Manfred Kellner seinen Lebensabend. ImResort «Prosana», 190 Kilo- meter südwestlich von Bangkok, wird er vom Schweizer Geschäftsführer Hans Hufschmid und einem Team von thailändischen Pflegerinnen, Gärtner und Köchin umsorgt. Vor drei Jahren hat Manfred Kellner sein Einfamilien- haus in Uerkheim bei Zofingen verlassen und ist nach Hua Hin am Golf von Thailand gezogen. Die Alternative wäre ein Altersheim in der Schweiz gewesen, denn der 89-Jährige ist auf Pflege angewiesen. «Doch meine jüngste Tochter fand, hier wäre es besser für mich», sagt er per Skype-Inter- view. «Und erst noch günstiger.» Rund 3000 Franken kostet der Rundum-Service imResort, inklusive Pflege, Betreuung, Vollpension, Wäscheservice und regelmässigen ärztlichen Check-ups. «Ich bin gut versorgt und möchte auf keinen Fall zurück in die Schweiz», sagt Manfred Kellner, der bei Ringier in Zofingen als Schriftsetzer gearbeitet hat. Für ihn ist klar, dass er irgendwann in Thailand sterben wird. «Aber ich denke nicht an den Tod, sondern an das Leben. Hier ist es tipptopp.»

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