Zenit Nr. 4, November 2021

Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 21 19 Möglichst lange selbstbestimmt im vertrauten Umfeld leben. Das war der Wunsch von Alessandra Bätscher, als sie nach dem Tod ihres Mannes in eine kleinere, hindernisfreie Wohnung der Baugenossenschaft Matt zog. 17 Jahre sind SCHWESTER FABIOLA WOLF (83), BALDEGG Im «Stöckli» des Klosters Vor 59 Jahren legte Schwester Fabiola ihre Profess ab. Sie wirkte an verschiedenen Orten als Kindergärtnerin, Semi- narlehrerin und in der Erwachsenenbildung. Als sie das Pensionsalter erreichte, kehrte sie ins Mutterhaus nach Bal- degg zurück. Und im Mai dieses Jahres folgte eine weitere Veränderung. Die Ordensfrau bat darum, ins «Betreute Wohnen» des Nebengebäudes umzuziehen, weil die langen Wege imMutterhaus immer beschwerlicher wurden. Die 83-Jährige betont die Vorteile: «Mein Zimmer ist gross, hell und zentral. Auf kurzen Wegen erreiche ich die Kapelle, den Mehrzweckraum, das Therapiebad oder die Pforte, wo ich manchmal Dienst leiste.» Dennoch habe es etwas Mut gebraucht, diesen Schritt zu wagen und von der grossen zur kleineren Gemeinschaft zu wechseln. «Jetzt lebe ich quasi im Stöckli», sagt sie verschmitzt. «Und wenn ich aus dem Fenster ins Grüne blicke, sehe ich hinüber zum Mutterhaus und zum Friedhof.» Das empfindet die Ordensfrau keineswegs als deprimierend. Im Gegenteil: «Diese Tatsache lässt mich den Alltag als Geschenk sehen und die kostbare Zeit der späten Jahre dankbar geniessen.» ALESSANDRA BÄTSCHER-DI PREDRILLO (91), LITTAU Dank Unterstützung in der eigenen Wohnung seither vergangen. Heute ist die gebürtige Italienerin 91 Jahre alt und lebt noch immer in ihrer gepflegten Zwei- einhalbzimmerwohnung. Und dies weitgehend selbst- ständig. Sie kauft ein, kocht, haushaltet. Allerdings erhält sie auch Unterstützung. Die Töchter erledigen die Büroarbeit und Wäsche. Einmal monatlich kommt eine Putzfrau, ein- mal wöchentlich die Spitex zum Duschen und Medika- menterichten. Und vom Verein «Vicino Luzern» nimmt Alessandra Bätscher das Angebot «Wohnen mit Dienst- leistungen» in Anspruch. Dieses beinhaltet unter anderem eine 24-Stunden-Erreichbarkeit bei Notsituationen. Die monatlichen Kosten von 60 Franken übernimmt die Bau- genossenschaft Matt. Dafür ist Alessandra Bätscher dankbar, denn ihre finan- ziellen Mittel sind begrenzt. Klagen hört man die Mutter von Zwillingen und fünffache Grossmutter jedoch nicht. Sie ist glücklich, dass sie auch mit 91 noch so aktiv sein kann. Regelmässig geht sie mit einer Gruppe zum Rosen- kranzgebet, mehrfach wöchentlich entweder zum «Suppen- topf» oder zum Kaffeetrinken ins «Vicino». Und wenn die Frauengemeinschaft etwas organisiert, ist sie eben- falls gerne dabei. «Inzwischen bin ich ja die Älteste», sagt sie augenzwinkernd. «Wenn ich Pflege brauche, werde ich in ein Altersheim ziehen. Aber solange als möglich bleibe ich hier.»

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