Zenit Nr. 4, November 2021

18 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 21 WOHNFORMEN Wie wohnen Sie? Diese Frage hat Journalistin Astrid Bossert Meier neun Personen zwischen 58 und 91 Jahren gestellt. Zu hören bekam sie spannende Antworten, die zeigen, wie unterschiedlich Wohnen im Alter aussehen kann. TEXTE UND BILDER: ASTRID BOSSERT MEIER Vom 6,5-Zimmer-Haus in die 3,5-Zimmer-Mietwohnung. Diesen Schritt haben Hans und Barbara Barmet vor fünf Jahren gemacht. Sie überliessen ihr Einfamilienhaus in Triengen der Tochter mit Familie und bezogen eine Miet- wohnung imQuartier «Im Dorf» in Schenkon. Es war ein bewusster Entscheid – sowohl für die Woh- nungsgrösse als auch für den Standort und die Wohnform. Denn die barrierefreie, direkt bei einer Bushaltestelle gele- gene Überbauung «Im Dorf» mit 46 Mietwohnungen war- tet mit einigen Besonderheiten auf. So gibt es frei zugäng- liche Laubengänge, offene Balkone, einen Pavillon, einen Gemeinschafts- und einen Fitnessraum, Hochbeete sowie einen gemeinsamen Kräutergarten oder die quartiereigene App «Fürenand», auf welcher man Räume reservieren oder Neuzuzüger begrüssen kann. «Es ist kein eigentliches Gene- rationenhaus, aber ein Miteinander-Wohnen», umschreibt Barbara Barmet das Konzept vonWohnen «Im Dorf». Doch warum der frühzeitige Auszug aus dem Haus? Als Gerontologin und Leiterin der Spitex Sursee erlebt die 58-Jährige immer wieder, dass irgendwann die Kraft für den Umzug fehlt. «Ich wollte mich rechtzeitig neu orientieren und HANS (67) UND BARBARA (58) BARMET-BLEICHER, SCHENKON Nachbarschaftlich statt anonym So vielfältig ist Wohnen im Alter bewusst loslassen.» Etwas anders war die Situation für ihren Mann Hans, ehemaliger Sekundarlehrer und Winzer im Nebenerwerb. Seit seiner frühzeitigen Pensionierung inves- tierte der 67-Jährige immer mehr Zeit in den Rebbau und das Weinmachen. In Schenkon hatte er die Chance, das zumQuar- tier gehörende Weingut «DeinWein vom Römerweg» mit auf- zubauen – dessen Rosé und Weissweine notabene kürzlich ausgezeichnet wurden. Dies erleichterte den Neuanfang. Das Haus zu räumen war dennoch anstrengend. Wochenlang sortierten und entsorgten sie. «Besonders hart war, meine gut eingerichtete Weinkelterei zu räumen», er- innert sich Hans Barmet. Für seine Frau hingegen war es schwer, die über Jahre gewachsenen Beziehungen im Quartier zurückzulassen. «Sie bestehen zwar bis heute, aber wir müssen sie bewusst pflegen.» Dennoch würden Bar- mets den Schritt wieder tun. Durch den Umzug haben sie nicht nur etwas zurückgelassen, sondern auch viel gewon- nen: beispielsweise die Freiheit, den Schlüssel zu drehen und zu verreisen, oder die neuen nachbarschaftlichen Kontakte. Und das Schönste ist, dass in ihrem ehemaligen Einfamilienhaus wieder Kinderlachen zu hören ist.

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