Zenit Nr. 3, September 2021

30 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 21 Um 950 kämpften Otto der Grosse, das Kalifat von Cordoba und der Kaiser von Konstantinopel um die Vorherrschaft im Mittelmeer. Die Sarazenen spielten dabei eine ähnliche Rolle wie die Schweizer um 1500: Sie wurden von diversen christlichen Machthabern als Söldner eingesetzt. Sarazenische Spuren in den Alpen Fast ein Jahrhundert lang (zwischen 890 und 973) beherrschten die Sarazenen Savoyen, Piemont und grosse Gebiete der Schweiz – von St-Maurice bis Pontresina und Chur. Sarazenen war im Mittelalter der allgemein übliche Begriff für Araber.. Im Jahre 711 eroberte der maurische Feldherr Tarik Gibraltar (phonetisch «Dschib-ral-tar», arabisch Dschebel al Tarik – Felsen des Tarik) und besiegte die Westgoten. In der Folge entstand das Kalifat von Cordoba. Die Araber besetzten auch Sizilien, Sardinien, Korsika und die Balearen. Der Mohrenkopf auf der korsischen Flagge erinnert heute noch an den Kampf gegen die Mauren, die «Moros». Es ist daher nicht verwunderlich, dass sich um 890 in Fraxinetum (heute La Garde Freinet bei St-Tropez) eine arabische Kolonie festsetzte. Diese Sarazenen waren vermutlich Seeräuber – und nicht reguläre Truppen des Kalifats von Cordoba. Die Zerstrittenheit der provenzalischen Fürsten begünstigte zweifellos diese Invasion. König Hugo von Italien benutzte die Sarazenen als Söldner im Kampf gegen den Grafen von Ivrea. Als Dank überliess er ihnen dafür die Kontrolle der Alpenpässe. Damit sperrte er den westlichen Alpenraum gegen den ostfränkischen König Otto I., der bald König von Italien und 962 römisch-deutscher Kaiser wurde. Die Sarazenen brachten nicht nur Tod und Verderben Obwohl im Kalifat von Cordoba und im normannischen Sizilien Christen, Muslime und Juden friedlich neben- einander lebten, wurden die Sarazenen vom Chronisten Liudprand von Cremona (920–962) als eine apokalyptische VON WALTER STEFFEN* * Dr. phil. Walter Steffen ist Historiker und war 30 Jahre Lehrer für Geschichte, Italienisch und Englisch an den Lehrerseminarien Luzern und Hitzkirch. Seit der Pensionierung ist er Reiseleiter für Italien. Blick in die prächtige grosse Moschee von Cordoba, die von den Sarazenen erbaut wurde. Heute ist sie eine Kathedrale.

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