Zenit Nr. 3, September 2021

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 21 17 SOZIALHUND BUDDY pfoten auf Besuch führerin ist – beispielsweise damit er ruhig liegen bleibt, obwohl die Kinder um ihn herumrennen. Diese innere Ausgeglichenheit zeigt Buddy nicht nur am «Ferienpass»-Vormittag, sondern auch bei seinen regelmässi- gen Einsätzen im Hospiz Zentralschweiz. Dort ist seine Auf- gabe allerdings um einiges happiger. Denn die Patientinnen und Patienten befinden sich in der letzten Phase ihres Lebens, wo Angst, Kummer, Reue, Traurigkeit, Ungewissheit oder Schmerz allgegenwärtig sind. Nach vorheriger Absprache be- sucht Esther Felber mit ihrem Sozialhund jeweils am Donnerstagnachmittag bis zu drei Patientinnen und Patienten. «Mit dieser Aufgabe haben sich verschiedene Puzzleteile meines Lebens zu einem Ganzen zusammengefügt», sagt die Mutter von zwei erwachsenen Söhnen, die teilzeitlich in einem Schulsekretariat arbeitet. «Der Hund ist der Türöffner», umschreibt sie Buddys Funktion im Hospiz. Er zaubere den Menschen ein Lächeln ins Gesicht, spende in schweren Momenten Trost, sei einfach da. So wie sie als Hundeführerin auch. «Es ist der Moment, der zählt.» Er spürt, was richtig ist In ihrer Ausbildung hat die Hundeführerin gelernt, wie das Sozialhundeteam den besuchten Menschen etwas Positives, Stärkendes mitgeben kann. Und doch kann sie oft nur staunen über die Intuition ihres Hundes. Einige Monate lang hätten sie eine Patientin im Hospiz besucht, wobei Buddy stets ruhig neben der Frau lag und sich von ihr streicheln liess. Eines Tages jedoch legte er sich quer über die Patientin und verharrte so. Esther Felber wollte ihn wegheben. «Doch die Frau sagte, sie leide seit mehreren Tagen unter starken Bauchkrämpfen und die lebendigeWärme des Hundes empfinde sie als wohltuend.» Das war ein Schlüsselmoment. «Seither lasse ich den Hund machen, solange es ein Patient zulässt. Buddy weiss schon, was er tut.» Seinen sechsten Sinn zeigte der Hund kürzlich auch bei einem sterbenden Patienten, dessen Frau an seiner Seite sass. Sie streichelte ihren Mann immer wieder zärtlich. «Doch um heimgehen zu können, muss man losgelassen werden», sagt die Sozialhundeführerin, welche aktuell eine Ausbildung als Sterbe- und Trauerbegleiterin absolviert. «Auch der Hund hat das gespürt. Wenn die Frau ihren Mann berührte, ging er zu ihr und bot sich ihr stattdessen zum Streicheln und Trösten an.» In solchenMomenten bekommt selbst die Hundeführerin Gänsehaut. «Zwischen Himmel und Erde ist so viel, was wir nicht verstehen», sagt sie. Positive Energie strömt Allerdings muss Esther Felber ihren Hund zwischendurch auch schützen. «Er übernimmt, wenn er es schafft. Und ich übernehme, wenn es für ihn zu viel ist.» So ist es auch gegen Ende des «Ferienpass»-Morgens in Stans, nach zwei aktiven Stunden mit zwölf unermüdlichen Kindern. Die Hunde- führerin erklärt den Buben und Mädchen die Zeichen, mit denen der Hund zeigt, dass er eine Pause braucht: Nase lecken, wegschauen oder hecheln beispielsweise. «Diese Zeichen muss man erkennen und darauf reagieren. Bei einem un- trainierten Hund könnte es gefährlich werden, wenn man ihn dann weiter bedrängt. Deshalb zieht sie Buddys Lieblingsball aus der Tasche und spielt ausgiebig mit ihm. Da wird der Vierbeiner wieder ganz munter, wälzt sich mit dem Ball im Gras, wirft ihn in die Luft und balgt mit Frauchen um die Trophäe. Die Kinder lachen und sind ganz gelöst. Schon erstaunlich, wie gut Buddys positive Energie uns Menschen tut. Eine anspruchsvolle Situation für den Sozialhund. Umringt von den Kindern soll er ganz ruhig sitzen bleiben. Esther Felber zeigt den Kindern, wie sich Buddy beim Einsatz im Hospiz neben eine Patientin oder einen Patienten legt.

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