Zenit Nr. 3, September 2021

14 Pro Senectute Kanton Luzern 3 I 21 URS AUCHLI (65), BUCHRAIN Leidenschaft für geheimnisvolle Schlangen «Ein Pferd ist auch ohne Reiter ein Pferd. Aber ein Reiter ohne Pferd ist nichts.» Das sagt Susi Schmid, die seit 50 Jahren fest im Sattel sitzt. Wenn die 62-Jährige über ihr Herzenstier spricht, ist viel Respekt spürbar. Der Schlüssel für eine erfolgreiche Zusammenarbeit sei gegenseitiges Vertrauen – und eine für das Pferd verständliche Hierarchie. «Ich bin ranghöher. Aber es geht niemals darum, das Tier zu dominieren. Ich lasse mich auf das Pferd ein und es dankt es mir mit Vertrauen.» Weisheiten wie diese hat Susi Schmid Hunderten von Reitschülerinnen und -schülern weitergegeben. Erst führte sie in Kriens einen Reitstall, seit 17 Jahren hat sie ihren eigenen Betrieb in Geuensee. Nebst Pensionspferden hält die aus- gebildete Pferdefachfrau vier eigene Reitpferde und zwei «Gnadenbrötler». Ist Reiten mit über 60 nicht zu gefährlich? «Man muss sich schon bewusst sein, dass man auf einem Fluchttier sitzt», sagt sie. «Aber das Leben ist ohnehin ein Risiko.» An Turnieren nimmt Susi Schmid nicht mehr teil und auch sonst ist sie gemächlicher unterwegs. Doch Reiten will sie so lange, wie es die Gesundheit erlaubt. Für ihren oft schmerzenden Rücken sei diese Sportart nämlich Gold wert. SUS SCHMID (62 ), GEUENSEE Ein Herz für edle Pferde »Schon in der Bibel wird die Schlange als Inbegriff des Bösen bezeichnet. Dabei ist sie ein faszinierendes Tier mit angenehm temperierter Haut. Weder schleimig noch schlüpfrig.« Urs Auchli sitzt am Tisch und erzählt von seiner Leidenschaft. Derweil schlängelt sich in einem grossen Terrarium im Wohnzimmer eine zwei Meter lange weisse Boa constrictor einen Ast hoch. Es ist eine von insgesamt neun ungiftigen Würgeschlangen, mit denen der allein- erziehende Vater und sein 14-jähriger Sohn die Wohnung teilen. Urs Auchli erlebte eine schwere Kind- heit mit einem gewalttätigen Vater. Tiere spendeten ihm Trost. Als Kind hielt er Ha- sen, manchmal auch Blindschleichen. Seine erste Schlange begleitete ihn unbe- merkt von einer Töfffahrt in Istrien mit nach Hause. Statt sie zu erschlagen, baute er ihr ein Terrarium. Mittlerweile lebt er seit bald 50 Jahren mit Reptilien zusammen. «Zugegeben, es ist kein Kuscheltier», sagt der Rentner. Ihn beeindrucke die besondere Lebensweise dieser Tiere. «Eine Schlange kann tagelang ruhig liegen, aber in Sekundenbruchteilen hervorschiessen, wenn sie ihre Beute in denWürgegriff nimmt.» Urs Auchli weiss, dass Schlangen auch als Statussymbole gehalten werden. «Aber ein guter Schlangenhalter prahlt nicht, sondern sorgt gut für seine Tiere. Und diese danken es ihm, indem sie gesund bleiben und sich manchmal gar vermehren.»

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