Zenit Nr. 3, September 2021

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 21 13 FASZINATION TIERE «Eigentlich bin ich kein Tierlifreund», sagt André Furrer und lässt den Blick über die grosszügige Teichlandschaft in seinem Garten schweifen. «Aber beim Stör ist das etwas anderes. Die imposanten Fische faszinieren mich.» Ein gutes Dutzend Störe und einige Kois drehen im zwei Meter tiefen Becken gemächlich ihre Runden. Imposant sind sie tatsächlich. «Sämi», der Grösste, ist 14 Jahre alt, über zwei Meter lang und würde wohl 50 oder mehr Kilo auf die Waage bringen. Würde. Denn André Furrers Fische werden niemals im Kochtopf enden. «Sie sind wie Haustiere. Ein Katzenliebhaber würde seinen Kater ja auch nicht essen», sagt der Schreinermeister. Angefangen hat alles mit ein paar Goldfischen im Bio- top. Einige Jahre später entdeckten André Furrer und seine Partnerin Barbara Aeschlimann in einem Spezialgeschäft Störe. Nicht schön, aber spannend, fanden die beiden. Tat- sächlich ist der Stör ein lebendes Fossil, dessen Vorfahren älter sind als Dinosaurier. André Furrer setzte drei kleine Exemplare in seinem Biotop aus – darunter «Lumpi», da- mals 30 Zentimeter lang, den er vor dem Metzgermesser rettete. Heute ist er ebenfalls einer seiner Prachtsfische. Als das ehemalige Unternehmerpaar vor einigen Jahren seinen «Wenn es in der Wohnung ruhig wäre, würde ich mich ganz alleine fühlen. Aber mit den Vögeln habe ich immer etwas Lebendiges um mich herum.» Margrit Portmann steht vor der grossen Zimmervoliere in ihrem Wohnbereich und er- klärt, was hier zwitschert, trillert und singt: Prachtfinken, Kanarienvögel, Schmetterlingsfinken, japanische Nachti- gallen und einige weitere Exoten. Die grosse Liebe der 75-jährigen ehemaligen Bäuerin und Pflegekraft gehört jedoch den Wellensittichen. 150 MARGRIT PORTMANN (75), HASLE Verliebt in zwitschernde Ziervögel ANDRÉ FURRER (66), SCHONGAU Fasziniert vom urtümlichen Stör Alterssitz baute, bekamen auch die Fische ein neues Zuhause: einen grossen Gartenteich, dessen eindrückliche Technik unter der Holzterrasse versteckt ist. ImSommer badet der Neurentner schonmal gemeinsam mit den urtümlichenWirbeltieren imTeich. «Störe sind sehr neugierig», sagt André Furrer. Entspannt schwimmen sei deshalb nur bedingt möglich. «Aber fürchten muss man sich nicht, es sind keine Räuber.» Noch lieber als imWasser sitzt der 66-Jährige jedoch am Wasser auf einer Holzbank und schaut den Fischen zu. «Die bedächtige Art, wie sie sich bewegen, ist die beste Entspannung für mich.» «Hellflügel», «Aufgehellte» und «Gelbgesichter» leben in ihrer grosszügigen Volierenanlage mit Freiflug. Diese steht beim Bauernhaus in Doppleschwand, das heute ihr Sohn mit Familie bewohnt. Seit Jahrzehnten ist Margrit Portmann eine passionierte und erfolgreiche Wellensittich-Züchterin. Das beweist die Urkunde «Champion auf Lebenszeit» des Zuchtverbands, welche ihre Wohnzimmerwand schmückt. «Es ist wie beim Fussball», erklärt sie. «Erst spielt man in der Challenge League, dann in der Super League und schliesslich in der Champions League.» Wer mindestens zehn Jahre in der höchsten «Ausstellungs-Liga» erfolgreich ist, wird als Züchterin auf Lebenszeit ausgezeichnet. Mittlerweile ist Margrit Portmann 75 und will ihreVogel- zucht nach und nach reduzieren. «Ich habe nicht mehr so viel Kraft und manche Arbeiten sind schon anstrengend.» Doch noch immer bereite ihr dieses Hobby viel Freude. «Nicht nur wegen der Tiere, sondern auch wegen der Menschen, die ich dadurch treffe und mit denen ich stundenlang fachsimpeln kann.» Selbst wenn sie die Anzahl Ziervögel reduzieren will: Ganz ohne möchte sie nie leben. «Auch wenn ich einmal in ein Altersheim gehe, möchte ich ein paarVögel mitnehmen.Hoffentlich ist das dann erlaubt.»

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