Zenit Nr. 3, September 2021

12 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 21 Muntere Ziervögel bringen Leben in den Alltag. Fleissige Bienen beeindrucken uns. Und selbst zu Fischen kann man eine Beziehung aufbauen. Dies und einiges mehr hat Journalistin Astrid Bossert Meier erfahren, als sie sechs Tierfreundinnen und Tierfreunde zu ihrer Passion befragte. TEXTE UND BILDER: ASTRID BOSSERT MEIER WERNER ANLIKER (68), GROSSWANGEN Beeindruckt von fleissigen Bienen «Die Biene ist ein Wildtier, das man weder einzäunen noch dressieren kann. Trotzdem zählt sie für mich gleich viel wie eine Katze», sagt Werner Anliker. «Man kann sie sogar strei- cheln. Nur sticht sie dann.» Wenn der begeisterte Imker von seinen «Haustieren» spricht, blitzt zuweilen der Schalk aus seinen Augen. Es scheint, dass Werner Anliker jede ein- zelne seiner rund 1,5 Millionen Bienen liebt, die sich auf 50 Völker verteilen. Ja, das Leben dieser Insekten beein- drucke ihn tatsächlich, bestätigt er. Der Spruch «Fleissig wie eine Biene» treffe ins Schwarze. «An Sommertagen fliegen sie ab fünf Uhr früh und arbeiten unermüdlich bis spätabends.» Eine Königin lege bis zu 2000 Eiern täglich. «Das entspricht dem Anderthalbfachen ihres Körpergewichts.» Fakten wie diese faszinieren den Imker, der sein Wissen jahrelang als Kursleiter weitergab. In den ersten 38 Jahren seines Lebens hatte der pensionierte Bauarbeiter mit Bienen nichts am Hut. Sein alleinstehen- der Onkel, der bei ihm, seiner Frau Anita und den beiden Töch- tern täglich am Mittagstisch sass, war je- doch Imker. Eines Tages fragte er Wer- ner, ober er ihm zur Hand gehen möchte. «Das Anmel- deformular für den Imker- kurs hatte er schon in der Ein grosses Herz für Tiere Hosentasche», erinnert sich Werner Anliker. Kurzentschlossen meldete er sich an. «Da hat es mir gleich den Ärmel reingezogen.» Ein Jahr später starb der Onkel und Werner Anliker übernahm die 14 Völker mit dunklen Mellifera-Bienen. Nach der Pensionie- rung kam ein zweites Bienenhaus dazu, sodass das Imkern in der Hochsaison heute ein Halbtagesjob ist. Für Werner Anliker ist und bleibt es jedoch ein sinnvolles Hobby. Einen Teil des Honigs verkauft er an der Haustüre, viel verschenkt er. «Ein Hobby darf auch was kosten», so seine Einstellung. Im Bienenhaus öffnet Werner Anliker einen Bienenstock. Im Innern brummt und summt es. «Mit Bienen muss man ruhig arbeiten. Wird man nervös, werden sie auch nervös.» Trotzdem wird er während des Foto- termins fünf Mal gestochen. Längst ist er immun gegen das Gift. «Doch wehe, mich sticht eine Wespe. Dann juckt es tagelang», sagt er und schüttelt behutsam eine Bie- ne ab, die sich in seinen Haaren ver- fangen hat.

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