Zenit Nr. 3, September 2017

14 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 17 Christoph Schmid, 69, Meggen Ein ruhiges, gemächliches Rentnerleben – das war nicht im Sinne von Christoph Schmid. Vor allem für seine Gross- kinder wollte er da sein und viel Zeit einplanen. «Es war schon immer mein Wunsch, dass ich einmal bei meinen Grosskindern regelmässige Hütedienste übernehmen kann und darf.» Mit der Geburt des ersten Grosskindes vor fünf Jahren erfüllte sich diese Herzensangelegenheit für den ehemaligen Theologen. Seither übernimmt er diese Aufgabe an fest vereinbarten Wochentagen, wenn seine beiden Söhne und die Schwiegertöchter ihrer Arbeit nachgehen. Ohne Agenda in den Tag hineinzuleben, das ist für ihn derzeit also undenkbar. Es gibt einen fixen Wochen-, ja sogar Jahresplan. Die Einsätze sind mit den beiden Familien gut ab- gesprochen, da auch die jeweiligen Schwiegereltern in die Kinderbetreuung miteinbezogen sind. Seine zusätzlichen Verpflichtungen sind danach ausgerichtet. Die Hütetage fin- den stets in den Wohnungen der Familien entweder in Stein- hausen oder Bern statt. «Wir mussten in die Haushalte der Familien aufgenommen werden», sagt der 69-Jährige, «das braucht viel gegenseitiges Vertrauen, treten wir doch in die jeweilige Privatsphäre ein.» Die Grosskinder (im Alter von 4 ¾, 4 und 2 ½ Jahren so- wie Zwillinge von 15 Monaten) halten Christoph Schmid und dessen Frau Irmgard auf Trab. Er ist mit ihnen oft unter- wegs. Vor allem zu Fuss, aber auch mit den öffentlichen Ver- kehrsmitteln. «Ihre Lebensfreude und Lebenskraft zu spüren, ist einfach unglaublich.» Obwohl in beiden Familien für Christoph und Irmgard Schmid an den Betreuungstagen keine To-do-Listen existieren, gibt es Absprachen. «Auch wenn wir viel Zeit mit unseren fünf Grosskindern verbrin- gen, die Erziehung liegt in den Händen der Eltern», betont er. Erfahrungen einbringen Streit schlichten, Windeln wechseln oder ab und zu ein klares Nein – auch das gehört zu den Aufgaben von Christoph Schmid. Wegen dieser fixen Einsätze sind spontane Aktivitä- ten wie Ausflüge mit Freunden derzeit kaum möglich. Chris- toph Schmid bedauert dies aber nicht. «Ich konnte in mei- nem Leben fast immer das machen, was mir entsprach und habe deshalb keine grossen unerfüllten Wünsche mehr», sagt er. Er bezweckt mit seinem grossen Engagement auch keines- falls, etwas nachzuholen, was er bei den eigenen Kindern verpasst hat. Er teilte sich die Verantwortung für Beruf, Haus- halt und Familie mit seiner Frau und verbrachte so bereits mit den eigenen Kindern viel Zeit. Diese Erfahrungen bringt er nun in die Enkelbetreuung mit ein. Im Gegensatz zu früher, kann er sich an den Hüte- tagen aber ganz den Kindern widmen. «Ich kann die schöns- ten Seiten mit ihnen erleben.» Die Betreuung wird sich in den nächsten Jahren verändern, wenn die Grosskinder in den Kindergarten, in die Schule eintreten. Ob er dann auch Haus- aufgabenkontrollen übernehmen muss, soll oder darf, das weiss er noch nicht. «Das werden wir zu gegebener Zeit un- tereinander besprechen.» Vorerst geniesst er es, mit seinen Grosskindern den Wald, die Seen, die Museen oder ganz einfach den Garten immer wieder aufs Neue zu entdecken. Enkelbetreuung – einmal Grosseltern verbringen gerne Zeit mit ihren Enkelinnen und Enkeln. Christoph Schmid ist in die wöchentliche Grosskinder-Betreuung fix eingebunden. Lisbeth und Rainer Bachofner-Widmer übernehmen Hüteaufgaben in den Familien ihrer Kinder nach Absprache. Für sie alle ist das Zusammensein mit den Grosskindern eine Bereicherung. VON ESTHER PETER Foto: zVg

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