Zenit Nr. 3, September 2017

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 17 15 ENKELBETREUUNG so und einmal anders Lisbeth und Rainer Bachofner-Widmer, beide 67, St. Erhard Sechs, bald sieben Grosskinder bereichern das Leben von Lis- beth und Rainer Bachofner, die beide 67 Jahre alt sind. Für ihre Enkel haben sie in ihrem Garten ein wahres Spielpara- dies geschaffen. Die Kinder können sich nach Herzenlust kreativ ausleben und entfalten. Am Teich Insekten beobach- ten, im selbstgebauten Spielhaus Znüni essen, in der Werk- statt Holz verarbeiten, mit der Pumpe Wasser in die Bäche fliessen lassen, Sandburgen bauen, Beeren und Gemüse ern- ten – es gibt immer und vor allem zu jeder Jahreszeit etwas Neues zu entdecken und zu sehen. Bachofners sind leidenschaftliche und kreative Grossel- tern, aber ohne fixe Betreuungszeiten. Sie entschieden sich bewusst gegen feste Hütedienste, weil sie wissen, dass ihre Zeit ohne Einschränkungen, ohne gesundheitliche Probleme befristet, kostbar und zerbrechlich ist. Dementsprechend wollen sie diese in den nächsten Jahren nutzen. Der Übergang ins Pensionsalter war ein grosser Schritt. Lisbeth und Rainer Bachofner haben sich Gedanken gemacht, wie sie diesen Abschnitt gemeinsam mit ihren Kindern, deren Familien und ganz besonders auch mit den Grosskindern ge- stalten können – ohne aber ihre Freiheit zu verlieren. «Unser Anliegen, nach 40-jähriger Berufstätigkeit den Tagesablauf selber bestimmen zu können, tragen auch unsere Kinder mit. Sie unterstützen uns in unserer Unabhängigkeit», so Lisbeth Bachofner. Ein Ja für fixe Betreuungsarbeit sei langfristig und verpflichtend, sei auch ein Engagement mit Einschränkungen, ergänzt Rainer Bachofner. Dies wollte das aktive, vielseitig in- teressierte Rentnerehepaar nicht. Fremde Ländern kennenler- nen, reisen allgemein, spontane Besuche von Vorträgen, Kino, kulturelle Angebote nutzen, Bergtouren, Skifahren oder kurz- fristiges Planen weiterer Aktivitäten wären bei wöchentlichen Fixeinsätzen nicht mehr möglich. Die Wahlfreiheit ist wichtig Die Enkel von Lisbeth und Rainer Bachofner besuchen die Kita. Bachofners schätzen es sehr, dass ihre fixe Mitarbeit bei der Enkelbetreuung nicht zwingend benötigt wird. «Oft haben Grosseltern diese Wahlfreiheit gar nicht», sagt Lisbeth Bachofner. Sie ist der Meinung, dass es ideal sei, wenn ein Kind im ersten Lebensjahr zu Hause von einem Elternteil betreut werden könne. «Im Anschluss daran muss es aber endlich bezahlbarere Kitas, Lohngleichheit und flexiblere Arbeitsmodelle für Eltern geben – und nicht mehr Enkel betreuende Grosseltern.» Trotz der ausbedungenen Freiheit sehen Bachofners ihre Enkel regelmässig. Sie halten regen Kontakt mit ihnen, da alle Familien in der näheren Umge- bung wohnen. So sind im Kinderzimmer nebst Spielsachen für jedes Grosskind Finken, Windeln, Pyjamas und Ersatz- kleider jederzeit einsatzbereit. Die Enkel sind stets willkom- men, denn trotz fixemHüteverzicht sind diese das Kostbarste im neuen Lebensabschnitt von Lisbeth und Rainer Bachof- ner. Die beiden sind sich aber einig: «Entscheidend ist, dass die Grosseltern ihre eigenen Bedürfnisse mitteilen können und diese Meinung von den Kindern auch ernst genommen wird. In gemeinsamen Gesprächen gibt es immer Lösungen, die für beide Parteien stimmen. Es gibt ja auch Grosseltern, die sich nach dieser Aufgabe sehnen, und das ist auch ok.» Foto: Esther Peter

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