Zenit Nr. 2, Juni 2022

Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 7 Ellen Ringier wuchs zusammen mit ihren zwei Schwestern in Luzern auf, ihre Mutter stammte aus einer Londoner Bankiersfamilie, ihr Vater war Kaufmann und Kunstsammler. Ellen Ringier schloss ihr Jura-Studium 1980 mit einem Doktorexamen ab und arbeitete unter anderem als Auditorin am Bezirksgericht sowie in verschiedenen Anwaltskanzleien. 1976 heiratete sie den Verleger Michael Ringier, mit ihm zusammen lebte sie acht Jahre in Deutschland. Sie und ihr Mann haben zwei erwachsene Töchter und leben in Küsnacht (ZH). Seit über 30 Jahren setzt sich Ellen Ringier ehrenamtlich für verschiedene kulturelle und soziale Organisationen und Aufgaben ein. 2001 gründete sie die Stiftung Elternsein, die das Magazin «Fritz und Fränzi» herausgibt. Die 70-Jährige ist heute zweifache Grossmutter. Zur Person Heute ist Ellen Ringier zweifache Grossmutter. Ihr Alltag ist aber auch mit 70 Jahren ziemlich ausgefüllt. Auf die Frage, ob sie um vier Uhr morgens aufstehe, lacht sie und meint: «Eher umgekehrt.» Da sie unter einer Schlafstörung leidet und deshalb Mühe mit dem Einschlafen hat, ist sie gerne bis spät in die Nacht hinein wach. Vor einem halben Jahr hat sie ihr eigenes Büro aufgegeben, nun arbeitet sie von zu Hause aus und beginnt den Tag meist nicht vor neun Uhr. Immer noch erhält sie viele Anfragen für Projekte und deren Unterstützung. Weil sie als Co-Produzentin des Dokumentarfilms «Female Pleasure» fungierte, bekommt sie viele Filmskripts zugeschickt. «Ich lese alle und gebe Tipps, wer da am ehesten unterstützen könnte.» Sie kümmert sich auch um das Haus, zudem hat sie gerade den Umbau des Hauses ihrer Tochter gemanagt. «Überall, wo es mich braucht, packe ich an.» Woher nimmt sie diese Kraft? Wahrscheinlich habe sie schon viel Energie, meint sie nur und zuckt mit den Schultern. Ein Arzt habe, als sie noch jung war, zu ihrer Mutter gesagt, sie sei hyperaktiv und könne froh sein, wenn sie vierzig werde. «Das habe ich nie mehr vergessen.» Der Arzt irrte sich und Ellen Ringier gehört inzwischen zur Altersgruppe der Pensionierten. Wie geht sie mit dem Älterwerden um? «Da ich mich mit mir selber nicht beschäftige, kümmere ich mich auch nicht um dieses Thema.» Sie treibe leider kaum mehr Sport, bewege sich zu wenig und schaue generell nicht gross auf die eigene Befindlichkeit. «Das ist natürlich ein grosser Fehler und der Tag wird kommen, an dem ich den Preis dafür zahle. Aber ich kann nicht anders. Mich wenig ummich selber zu kümmern, habe ich wohl von meinem Elternhaus so mitgenommen.» Auf die Frage, ob sie glücklich sei, muss sie lange überlegen. Ein durch und durch freudvoller Mensch sei sie nicht und auch nie gewesen, räumt sie ein. Schon als Teenager habe sie mitbekommen, welches Gefälle zwischen ihrem Leben und demjenigen der meisten anderen bestehe. Die Privilegien, Möglichkeiten und Vorteile – das habe sie immer beschäftigt und darum auch zu ihrem Engagement geführt. Deshalb bleibt trotz all dem Glück, das sie erfahren durfte in ihrem Leben, ein Schatten auf ihrer Seele. Das soziale Gewissen und ein untrügliches Gerechtigkeitsgefühl zieht sich durch ihre ganze Biografie. «Helfen gehört darum zu meinem Leben.»

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