Zenit Nr. 2, Juni 2022

Ellen Ringier «Helfen gehört zu meinem Leben» 2|22 JUNI Blick in die Geschichte Die Blütezeit der Luzerner Bäder Ukraine-Flüchtlinge Das Herz und die Seele in der Heimat Was macht eigentlich? Zu Besuch bei Pius Segmüller SCHWERPUNKT: Aktiv im Alter – Freiwilligenarbeit MIT KURSPROGRAMM BILDUNG+SPORT

2 Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 Inserat Wir freuen uns auf Sie! DOLCE VITA AM SEE. Geniessen am See Dolce Vita am Mittag, zum Kaffee, zum Abendessen. Grand Casino Luzern AG | Haldenstrasse 6 | 6006 Luzern | grandcasinoluzern.ch

EDITORIAL «Aktiv sein – Freiwilligenarbeit» Geschätzte Leserinnen und geschätzte Leser «Freiwillige haben nicht unbedingt die Zeit, sie haben das Herz.» Das Zitat von Elizabeth Andrew steht sinnbildlich für den Inhalt dieser Zenit-Ausgabe. Jeden Tag eine gute Tat zu vollbringen – ist das Lebensmotto von Ellen Ringier. In der Rubrik «im Zenit» blickt die Mäzenin zurück auf ihre Engagements für Gleichberechtigung, Kultur, Antirassismus, Frauenrechte, Elternhilfe u.v.m. Und sie hat noch lange nicht genug. «Helfen gehört zu meinem Leben», sagt sie. Hat sich Freiwilligenarbeit für ältere Menschen während der Pandemie verändert? Stephan Kirchschlager und Mario Störkle von der Hochschule Luzern haben sich intensiv damit auseinandergesetzt. Im Fachbeitrag erfahren Sie, welche interessanten Erkenntnisse sie dabei gewonnen haben. Armin Ritter, Katharina Huter und Hermann Morf berichten, wieso sie gerne und schon sehr lang unentgeltlich unterwegs sind. Es sei Balsam für ihre Seele, meint beispielsweise Katharina Huter. Und im Pro & Contra schildern Franz Lang und Judith Limacher ihre unterschiedlichen Ansichten zur Freiwilligenarbeit. Rund um die Geschehnisse im Ukraine-Krieg zeigt sich bei uns eine grosse Hilfsbereitschaft. Ohne Freiwillige wäre es gar nicht möglich, so viele Flüchtlinge aufzunehmen, sie zu beherbergen und ihnen so zumindest ein klein wenig «Normalität» zurückzugeben. Zenit-Redaktorin Monika Fischer hat sich unter anderem mit dem pensionierten Sekundarlehrer Joseph Schmidiger unterhalten, der Deutsch beim Verein «LUkraina» unterrichtet. Unentbehrlich sind die rund 1300 Freiwilligen auch für Pro Senectute Kanton Luzern. «Seniorinnen und Senioren, die sich freiwillig engagieren, wollen etwas bewirken. Sie sind motiviert und stehen positiv im Leben», sagt Silvia Pia Meier, Freiwilligenvermittlerin bei Pro Senectute Kanton Luzern. Sie hat einen Wunsch: «Freiwilligenarbeit sollte in der Gesellschaft besser akzeptiert sein.» Zu guter Letzt wünsche ich Ihnen viel Freude mit dem Halbjahreskursprogramm «impulse» von Bildung+Sport. Bleiben Sie gesund und fit. Ruedi Fahrni Geschäftsleiter Pro Senectute Kanton Luzern Impressum Zenit ist ein Produkt von Pro Senectute Kanton Luzern Erscheint vierteljährlich Redaktionsadresse Zenit, Pro Senectute Kanton Luzern Maihofstrasse 76 Postfach 6002 Luzern 041 226 11 88 info@lu.prosenectute.ch Redaktion Esther Peter (Leitung) Robert Bossart Astrid Bossert Meier Monika Fischer Heidi Stöckli (publizistische Leitung) Michèle Albrecht (Bildung+Sport) Layout/Produktion Media Station GmbH Inserate lu.prosenectute.ch/Zenit Druck und Expedition Vogt-Schild Druck AG Gutenbergstrasse 1 4552 Derendingen Auflage 53 500 Abonnemente Für club-sixtysixMitglieder im Jahresbeitrag inbegriffen 04 IM ZENIT Im Gespräch mit Ellen Ringier. 8 FREIWILLIGENARBEIT Silvia Pia Meier erzählt von ihrer Arbeit als Freiwilligenvermittlerin bei Pro Senectute Kanton Luzern. 11 FACHBEITRAG Dr. Mario Störkle und Prof. Dr. Stephan Kirchschlager über die Folgen der Pandemie auf ältere Freiwillige. 14 PRO & CONTRA Franz Lang und Judith Limacher über die Vor- und Nachteile von Freiwilligen- arbeit. 16 PERSÖNLICHKEITEN Hermann Morf, Katharina Huber und Armin Ritter erzählen, warum sie sich oft und gern für andere engagieren. 22 HILFE ZUR SELBSTHILFE Maria Waser und Joseph Schmidiger berichten, weshalb sie sich für Ukraine- Flüchtlinge einsetzen. 27 WAS MACHT EIGENTLICH? Zu Besuch bei Pius Segmüller. 28 BLICK IN DIE GESCHICHTE Walter Steffen über die Blütezeit der Luzerner Bäder. 31 AGENDA Spannende Anlässe und Termine zum Vormerken. 34 PRO-SENECTUTE-TAG Rückblick auf den rundum gelungenen Anlass. 37 PODCASTS Wissenswertes über die Audioformate. 39 GUT ZU WISSEN Wichtige Adressen von Pro Senectute Kanton Luzern. Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 3 inhalt

Sie ist die wohl bekannteste Mäzenin der Schweiz und hat sich in ihrem Leben für Gleichberechtigung, Kultur, Antirassismus, Frauenrechte, Elternhilfe und vieles mehr engagiert. Dabei könnte es sich Ellen Ringier, die aus einer wohlhabenden Familie stammt, einfach machen. Aber davon will die gebürtige Luzernerin auch mit 70 Jahren nichts wissen. VON ROBERT BOSSART Mit ein paar Minuten Verspätung treffen wir im Ringier-Pressegebäude ein. Bepackt mit ein paar Taschen und eine Entschuldigung murmelnd – eine wichtige Sitzung habe sie aufgehalten –, fährt Ellen Ringier mit dem Schreibenden schliesslich zur Dachterrasse hinauf. Mit der Frühlingssonne im Gesicht und mit Blick über die Dächer Zürichs: So soll das Gespräch stattfinden. Zwischendurch ein, zwei Telefonate und die Frage, wie lange das Gespräch dauern soll. «Mehr als eine Stunde brauchen wir sicher nicht, dann habe ich alles erzählt, was mein Leben hergibt», sagt sie und lacht. Am Schluss dauert es doch etwas länger. Denn Ellen Ringier hat viel zu erzählen, sehr viel. Aufgewachsen ist sie zusammen mit zwei Schwestern in Luzern, ihr Vater war Kaufmann und Kunstsammler, ihre Mutter stammte aus einer Londoner Bankiersfamilie. 1976 heiratete sie den Verleger Michael Ringier, ihr Jurastudium schloss sie 1980 mit dem Doktorexamen ab. Gerade wegen dieses privilegierten Hintergrunds empfinde sie es als eine Verpflichtung, ihre Begabungen und Möglichkeiten in den Dienst anderer zu stellen, betont sie. Eine Zeitschrift schrieb einmal über sie: «Ihre Zeit investiert sie nicht in Maniküre oder Sitzungen beim Personal-Trainer, sondern in die Verbesserung der Welt.» Tatsächlich engagiert sich Ellen Ringier ehrenamtlich seit Jahrzehnten für verschiedene kulturelle und soziale Organisationen und Aufgaben. Woher kommt dieser Antrieb? Ellen Ringier betont sogleich, dass dies sehr viel mit ihrer Familiengeschichte und ihrer Erziehung zu tun habe. «Ich bin nicht religiös aufgeFotos: Raphael Hünerfauth «Helfen gehört zu meinem Leben» wachsen, dennoch habe ich mich als ungefähr Zwölfjährige gefragt, was Gott sich wohl wünscht, was ich mit meinem Leben machen soll.» Und da sie in dieser Zeit in der Pfadi war, habe sie gedacht, Gott wolle, dass sie jeden Tag eine gute Tat vollbringe. «Jahrelang habe ich jeden Abend vor dem Einschlafen gedacht: Welche gute Tat hast du heute gemacht und welche könnte es morgen sein?» Zudem erhielt sie von ihrem Grossvater in dieser Zeit eine gewisse Summe Geld. «Der Hintergedanke war, dass ich damit nicht von Männern abhängig sein müsse. Das war damals unglaublich fortschrittlich, zudem sagte er: ‹All life is about is to give other people a chance, im Leben geht es darum, anderen Menschen eine Chance zu geben.› Darüber haben wir viel und intensiv diskutiert.» Und so machte sich Ellen Ringier zusammen mit ihren zwei Schwestern bereits als Teenager viele Gedanken über ihre Zukunft. Sie fragte sich, ob es darum gehe, möglichst viele Handtaschen und Autos zu besitzen. «Oder wollen wir einen Beitrag an die Gesellschaft leisten? Und so dachten wir alle, dass wir das Glück, in einer gutbürgerlichen Familie aufzuwachsen – mit der wir viel gereist sind und vieles kennenlernen durften – nutzen sollten, um etwas davon an die Gesellschaft zurückzugeben.» Dieses Bewusstsein, als privilegierter Mensch gegenüber der Gesellschaft eine Verantwortung zu haben, hat sie bereits als junger Mensch geprägt. «Ich kann mich nicht erinnern, wann ich mir das letzte Mal die Nägel lackiert habe. Ich weiss auch nicht, wie lange meine letzten Kopfschmerzen zurückliegen.» Sie habe es von Anfang an abgelehnt, ein Leben zu 4 Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 IM ZENIT «Im Leben geht es darum, anderen Menschen eine Chance zu geben.»

Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 5 führen, bei dem es nur um die eigenen Befindlichkeiten und Bedürfnisse gehe. Vorgelebt haben das bereits ihre Eltern. «Ich weiss noch gut, wie meine Mutter im Armenienkonflikt eine aus meiner damaligen Sicht riesige Summe gespendet hat. ‹Mami, was machst du da›, habe ich zu ihr gesagt. Aber das zeigt, dass meine Eltern sehr viel Empathie besassen und jeweils mitlitten, wenn Menschen unverschuldet in Not waren.» Seit über zwanzig Jahren engagiert sich Ellen Ringier für Eltern. 2001 gründete sie die Stiftung «Elternsein», die das Elternmagazin «Fritz und Fränzi» herausgibt. «In den Neunzigerjahren wurden immer mehr Erziehungsthemen an die Schule delegiert, und mir wurde bewusst, dass viele nicht wussten, was Elternsein bedeutet und wie sie damit umgehen sollen.» Ihr Mann und sie haben selber zwei Töchter und sie merkte, dass es ein Bedürfnis gab, dieser Thematik mehr gesellschaftliche Relevanz zu verleihen. Viele Jahre kümmerte sie sich mit Leidenschaft um die Stiftung und sammelte Geld für die Finanzierung des Magazins. Ihr Engagement als Unterstützerin und Förderin hat aber bereits viel früher begonnen, so war sie über viele Jahre Präsidentin der gemeinnützigen und wohltätigen Stiftung der Familie Ringier namens Humanitas. Zudem sass sie über zehn Jahre im Verwaltungsrat des Zürcher Schauspielhauses und war Mitglied der Gründerstiftung des KKL in Luzern. Sehr viel bedeutete ihr die Mitwirkung in der Schweizerischen Pfadistiftung. «Da war ich lange mit dabei, mir ging es vor allem darum, genug Lagerplätze für die Kinder und Jugendlichen zur Verfügung zu stellen.» Auch für die Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus und die Gesellschaft Minderheiten Schweiz genauso wie als Präsidentin der Stiftung für konstruktive, konkrete und konzeptuelle Kunst oder im Verwaltungsrat der Schauspielhauses Zürich setzte sie sich mehr als 10 Jahre lang ein. Ihr war es aber stets wichtig, auch wieder loszulassen und anderen den Platz zu übergeben. «Ich gehe immer mit vielen Ideen in eine neue Sache rein. Sigi Feigel, der Doyen der Stiftung gegen Rassismus und Antisemitismus, meinte

gegenüber eines jungen Mannes ein Plätzchen fand. Als ihr Vis-à-vis ein leckeres Clubsandwich serviert bekam, lief ihr das Wasser im Mund zusammen und sie fragte ihn, ob sie ein Stück davon haben könnte. «Mein Mann sagt heute noch, wenn er ein Dessert serviert bekommt: Lass mir doch wenigstens den ersten Bissen.» Heute sind die beiden seit 50 Jahren ein Paar, ein glückliches. Wie haben sie das geschafft? Ellen Ringier überlegt. «Ich kann es nur in einem Satz zusammenfassen: Wir haben es beide gewollt.» Zusammen leben, zusammen alt werden. Es habe viele Situationen gegeben, bei denen andere vielleicht auseinandergegangen wären. «Wir haben gewisse Dinge von Anfang an festgelegt, etwa das Prinzip leben und leben lassen.» Und sie vereinbarten, dass der Satz: «Dann gehe ich» in ihrer Ehe nicht vorkomme. «Viele Paare sprechen dauernd solche Drohungen aus, was sehr harte Worte sind. Wir haben es geschafft, einander wertzuschätzen, bis heute.» Und das Gefühl, dass sie zusammengehören, das habe stets überwiegt und ihre Beziehung getragen. «Fritz und Fränzi», ein Herzensprojekt Nach der Hochzeit lebte das Paar acht Jahre in Hamburg, bevor sie am Zürichsee ihre Zelte aufschlugen. Beide arbeiteten viel, deshalb gründeten sie erst relativ spät eine Familie. Vor allem mit der Art von Arbeit in Deutschland, als sie in der Direktion einer Versicherung tätig war, bekundete sie zunehmend Mühe. Sie wollte nicht mehr «Handlangerin» sein, um mit juristischen Mitteln «guten Kunden» wirtschaftliche Vorteile zu verschaffen, die es ihrer Meinung nach nicht verdient hatten. «Menschen zu helfen, die immer den Konflikt und ihren eigenen Vorteil suchen – das wollte ich nicht mehr.» Aber Ellen Ringier wäre nicht Ellen Ringier, wenn sie sich damit begnügt hätte. Als ihre ältere Tochter zehn Jahre alt war, gründete sie ihr bereits erwähntes «Herzensprojekt» und gab das Magazin «Fritz und Fränzi» heraus. «Wir waren damals zu zweit und ich arbeitete Tag und Nacht. Als ich einem Fachmann bei Ringier mein Budget vorlegte, meinte dieser: ‹O.k., damit wirst du jedes Jahr drei Millionen verlieren.›» Ganz so viel war es nicht, aber in all den Jahren hat sie trotz Fundraising doch eine grössere Summe aus eigener Tasche in das Projekt gesteckt. Heute ist «Fritz und Fränzi» das auflagenstärkste, national und international prämierte Elternmagazin im deutschsprachigen Raum. «Es war und ist mir einfach wichtig, dass Eltern, wenn sie das möchten, zu Elternwissen kommen, dafür kämpfe ich.» IM ZENIT damals, ich könnte wenigstens an den ersten zwei, drei Sitzungen zuerst mal ruhig sein und zuhören.» Sie lächelt verschmitzt, während sie in der Handtasche nach einem Lippenstift sucht, weil ihr doch noch bewusst wird, dass ein Fotograf fleissig Bilder macht. «Ein bisschen an sich denken – wenigstens bei einem Medientermin – sollte man schon», meint sie. Es gäbe Leute in ihremUmfeld, die sich um ihre Falten im Gesicht sorgten. Gefallen tun ihr diese zwar nicht, Zeit und Lust, daran etwas zu ändern, hat sie nicht. «Die gehören zu meinem Leben», sagt sie. Und wechselt lieber das Thema. Ellen Ringier war lange auch in der Zürcher Frauenzentrale im Vorstand und setzte sich für die Gleichberechtigung der Geschlechter ein. «Das war in einer Zeit, als ich noch in der Advokatur als Juristin tätig war.» Dann, sie war um die vierzig, kamen ihre beiden Töchter in ihr Leben, ihr Mann war beruflich bei Ringier stärker gefordert und die junge Familie bezog ein neues Haus in Küsnacht. Ellen Ringier gab ihren Job als Juristin auf, damit sie mehr Zeit für die Kinder hatte, die anderen Engagements pflegte sie aber weiter. Seit dieser Zeit hatte sie ein eigenes Büro und wurde immer mehr von Stiftungen und ähnlichen Institutionen angefragt, ob sie sie beim Fundraising beraten oder helfen, geeignete Stiftungsräte zu finden. «Ich bin heute noch Gesprächspartnerin für Leute, die etwas aufbauen möchten.» Ellen Ringier gilt als hartnäckige Geldsammlerin. Sie lacht und schüttelt den Kopf. «Die Menschen dachten immer, ich könne doch einfach das Geld meines Mannes nehmen.» Das wollte sie jedoch nicht, und immer wieder hat sie Projekte aus ihren eigenen Mitteln mitfinanziert. Vor allem aber besitzt sie dank ihres grossen Netzwerks die Gabe, andere Menschen zu überzeugen, damit sie Stiftungen und ähnliches finanziell unterstützen. Vor 40 Jahren gab es durchaus Leute, die erstaunt waren, dass eine wie sie sich für soziale Anliegen engagiert. Einer der «Grossen» aus der Wirtschaft nannte sie deswegen sogar «Krypto-Kommunistin». «Viele wunderten sich damals, warum ich nicht einfach die Rolle der Unternehmensgattin übernahm. ‹Tais- toi et sois jolie – schweig und sei hübsch›, aber das interessierte mich überhaupt nicht.» Als Jugendliche und junge Frau in Luzern interessierte sich Ellen Ringier für alles, was mit Sport zu tun hatte: Skifahren, Tennis, Langlauf, Klettern, Golf und mehr. «Ich war zwar nirgends wirklich begabt, aber es machte Spass.» Natürlich war sie auch Fasnächtlerin, und so kam es, dass sie übernächtigt, müde, etwas angetrunken und hungrig mit einer Kollegin im voll besetzten Mövenpick am Grendel «Überall, wo es mich braucht, packe ich an. Helfen gehört zu meinem Leben.» 6 Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22

Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 7 Ellen Ringier wuchs zusammen mit ihren zwei Schwestern in Luzern auf, ihre Mutter stammte aus einer Londoner Bankiersfamilie, ihr Vater war Kaufmann und Kunstsammler. Ellen Ringier schloss ihr Jura-Studium 1980 mit einem Doktorexamen ab und arbeitete unter anderem als Auditorin am Bezirksgericht sowie in verschiedenen Anwaltskanzleien. 1976 heiratete sie den Verleger Michael Ringier, mit ihm zusammen lebte sie acht Jahre in Deutschland. Sie und ihr Mann haben zwei erwachsene Töchter und leben in Küsnacht (ZH). Seit über 30 Jahren setzt sich Ellen Ringier ehrenamtlich für verschiedene kulturelle und soziale Organisationen und Aufgaben ein. 2001 gründete sie die Stiftung Elternsein, die das Magazin «Fritz und Fränzi» herausgibt. Die 70-Jährige ist heute zweifache Grossmutter. Zur Person Heute ist Ellen Ringier zweifache Grossmutter. Ihr Alltag ist aber auch mit 70 Jahren ziemlich ausgefüllt. Auf die Frage, ob sie um vier Uhr morgens aufstehe, lacht sie und meint: «Eher umgekehrt.» Da sie unter einer Schlafstörung leidet und deshalb Mühe mit dem Einschlafen hat, ist sie gerne bis spät in die Nacht hinein wach. Vor einem halben Jahr hat sie ihr eigenes Büro aufgegeben, nun arbeitet sie von zu Hause aus und beginnt den Tag meist nicht vor neun Uhr. Immer noch erhält sie viele Anfragen für Projekte und deren Unterstützung. Weil sie als Co-Produzentin des Dokumentarfilms «Female Pleasure» fungierte, bekommt sie viele Filmskripts zugeschickt. «Ich lese alle und gebe Tipps, wer da am ehesten unterstützen könnte.» Sie kümmert sich auch um das Haus, zudem hat sie gerade den Umbau des Hauses ihrer Tochter gemanagt. «Überall, wo es mich braucht, packe ich an.» Woher nimmt sie diese Kraft? Wahrscheinlich habe sie schon viel Energie, meint sie nur und zuckt mit den Schultern. Ein Arzt habe, als sie noch jung war, zu ihrer Mutter gesagt, sie sei hyperaktiv und könne froh sein, wenn sie vierzig werde. «Das habe ich nie mehr vergessen.» Der Arzt irrte sich und Ellen Ringier gehört inzwischen zur Altersgruppe der Pensionierten. Wie geht sie mit dem Älterwerden um? «Da ich mich mit mir selber nicht beschäftige, kümmere ich mich auch nicht um dieses Thema.» Sie treibe leider kaum mehr Sport, bewege sich zu wenig und schaue generell nicht gross auf die eigene Befindlichkeit. «Das ist natürlich ein grosser Fehler und der Tag wird kommen, an dem ich den Preis dafür zahle. Aber ich kann nicht anders. Mich wenig ummich selber zu kümmern, habe ich wohl von meinem Elternhaus so mitgenommen.» Auf die Frage, ob sie glücklich sei, muss sie lange überlegen. Ein durch und durch freudvoller Mensch sei sie nicht und auch nie gewesen, räumt sie ein. Schon als Teenager habe sie mitbekommen, welches Gefälle zwischen ihrem Leben und demjenigen der meisten anderen bestehe. Die Privilegien, Möglichkeiten und Vorteile – das habe sie immer beschäftigt und darum auch zu ihrem Engagement geführt. Deshalb bleibt trotz all dem Glück, das sie erfahren durfte in ihrem Leben, ein Schatten auf ihrer Seele. Das soziale Gewissen und ein untrügliches Gerechtigkeitsgefühl zieht sich durch ihre ganze Biografie. «Helfen gehört darum zu meinem Leben.»

8 Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 «Es macht mir Freude mit meinen Fähigkeiten Leuten, die Unterstützung brauchen, helfen zu können. Mit gewissen Kunden habe ich auch ‹Langzeit-Kontakte› durch regelmässige Einsätze, wo wir gegenseitig viel Schönes erleben.» Peter Ott, Alltags- und Umzugshilfe «Ich hatte ein gutes Leben und ich habe Zeit: Deshalb engagiere ich mich gerne freiwillig. Es macht mir Freude und befriedigt mich. Zudem spüre ich eine Dankbarkeit, welche man imBerufsleben auf diese Art nie zu spüren bekommt.» Silvia Güggi, Besuchsdienst und Seniorin im Klassenzimmer «Die meisten Seniorinnen und Senioren engagieren sich aus der Motivation heraus, aktiv zu bleiben, eine Beschäftigung zu haben und etwas für die Mitmenschen zu tun.» Silvia Pia Meier, Freiwilligenvermittlerin «Mit meinem Engagement kann ich den Leuten eine Freude machen und sie sind extrem dankbar dafür. Wenn viel zurückkommt, macht man die Aufgabe automatisch gerne. Zudem schätze ich den kollegialen Kontakt und dass ich auf dem Velo die (Zentral-)Schweiz kennenlernen kann.» Theres Jöri, Veloleiterin Unter den unzähligen Möglichkeiten, welche Pro Senectute für ein freiwilliges Engagement bietet, ist es nicht so leicht, das passende Engagement für sich selbst zu finden. In diesem Fall hilft die Freiwilligenvermittlerin Silvia Pia Meier und zeigt auf, wo die eigenen Stärken am besten eingesetzt werden können.. TEXT UND FOTO: ANDREA HURSCHLER «Pro Senectute Kanton Luzern, Silvia Pia Meier», an dieser Begrüssung kommt man fast nicht vorbei, wenn man bei der Geschäftsstelle in Luzern anruft. Denn Silvia Pia Meier arbeitet täglich am Empfang und nimmt die Telefonanrufe entgegen. Zusätzlich ist sie seit Anfang Jahr Freiwilligenvermittlerin. Wer sich für ein freiwilliges Engagement bei Pro Senectute interessiert, lernt die Person mit der freundliche Stimme nach dem ersten Telefonkontakt persönlich kennen. Denn in einem ersten Treffen tauscht sich die Freiwilligenvermittlerin mit den Seniorinnen und Senioren in einem Gespräch aus. «Als Erstes erzähle ich immer über uns und zeige auf, was wir alles machen», sagt Meier. «An den Reaktionen der Leute Freiwilligenarbeit sollte merke ich bereits, was die Person schon kennt und was sie interessiert.» Auf einem Formular können Interessierte ankreuzen, in welchen Bereichen sie sich ein freiwilliges Engagement vorstellen können und wie viel Zeit sie investieren möchten. Anhand dieser Angaben nimmt Silvia Pia Meier Rücksprache mit dem entsprechenden Bereichsleitenden und versucht so, ein passendes Engagement zu vermitteln. «Diese Seniorinnen und Senioren wollen etwas bewirken. Sie sind motiviert und stehen aktiv im Leben», freut sich Silvia Pia Meier. «Deshalb ist es mir sehr wichtig, dass die Interessierten innert maximal zehn Tagen eine Antwort mit einemVorschlag für ein Engagement erhalten.» Pro Senectute Kanton Luzernarbeitet in den verschiedenen Bereichen mit Freiwilligen zusammen. In diesem Über

FREIWILLIGE Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 9 «Ich erfahre grosse Wertschätzung und Dankbarkeit von meinen Mandanten, weil sie schlicht froh sind, die administrativen Arbeiten abgeben zu können. Für mich persönlich ist es zudem schön, mein Wissen weitergeben zu können – das freiwillige Engagement im Treuhanddienst gibt mir viel.» Marietta Arpagaus, Treuhanddienst «Ich leistete schon mein Leben lang Freiwilligenarbeit in Vereinen, Parteien, der Kirche und Gemeinde. So war es für mich selbstverständlich, dies auch nach meiner Pensionierung zu tun. Die Arbeit als Ortsvertreter ist für mich eine sinnvolle Tätigkeit, für die ich viel Wertschätzung zurückbekomme.» Hans Kunz, Ortsvertreter «Es ist einerseits eineWin-winSituation: Ich lese gerne vor und finde es spannend, imVoraus die Geschichten zu recherchieren. Andererseits kann ich etwasmachen, womit ich anderenMenschen eine Freude bereite. Zudemkann ichmich freiwillig engagieren, ohnemich zu engmaschig verpflichten zumüssen.» Irene Piacentini, Vorleserin Lesegenuss «Die Kinder freuen sich, wenn ich in die Klasse komme und mit ihnen arbeite. Das freut selbstverständlich auch mich. Ich schätze aber auch den Kontakt zu den Lehrpersonen im ganzen Schulhaus. So fühle ich mich in meine Zeit als Lehrerin zurückversetzt.» Brigitte Dubacher, Seniorin im Klassenzimmer besser akzeptiert werden Freiwillige gesucht Viele Angebote und Leistungen kann Pro Senectute nur dank der Unterstützung und Mithilfe der rund 1300 freiwillig tätigen Mitarbeitenden anbieten. Es werden deshalb laufend Frauen und Männer gesucht, die mit ihrenKompetenzen und ihrem Wissen unterstützen können. Die Freiwilligen werden von Fachpersonen begleitet und unterstützt. Ob als Ortsvertretende, Seniorin oder Senior im Klassenzimmer, im Bereich Hilfen zu Hause, Treuhand+Steuern, Bildung+Sport, im Besuchsdienst, als Unterstützung bei der Wohnungssuche oder bei einer Projektarbeit – die An- gebote sind vielfältig. Sind Sie noch nicht sicher, was gut zu Ihnen passen würde? Vereinbaren Sie einen Termin mit unserer Freiwilligenvermittlerin Silvia Pia Meier, Telefon 041 226 11 88oder erkundigen Sie sich auf der Website www.lu.prosenectute.ch unter «Ihr Engagement» nach. Wer ein Gespräch von Silvia Pia Meier mit einer interessierten Person verfolgt, spürt schnell: Sie ist mit ihrer ruhigen Art prädestiniert für diese Aufgabe. Sie hört zu, ordnet ein und schätzt die Bereitschaft der Freiwilligen, sich für die ältere Generation einzusetzen. Sie hat sich selbst – bevor sie bei Pro Senectute mit einem Vollpensum zu arbeiten begann – jahrelang in diversen Bereichen wie der Gemeinde, im Quartier, bei «Nez Rouge», beim Comic-Festival«Fumetto» oder den «Stanser Musiktagen» freiwillig en-gagiert.Wenn in einigen Jahren ihre Pensionierung ansteht, kann sie sich sehr gut vorstellen, wieder ein Ämtchen zu übernehmen. «Seniorinnen und Senioren haben einen unglaublichen Erfahrungsschatz und haben viel zu geben. Es wäre schade, das nicht zu nutzen», findet Meier. Immer wieder staunt sie, wie fit, interessiert, mobil und auch technischaffin die heutigen Pensionierten teils im hohen Alter sind. Seit Silvia Pia Meier das Amt der Freiwilligenvermittlerin innehat, hat sie bereits einige Seniorinnen und Senioren erfolgreich vermittelt und zudem Ideen gesammelt, wie die Vermittlung noch weiter optimiert werden könnte. Was sie nicht selbst in der Hand hat, sich aber fest wünscht: «Die Freiwilligenarbeit sollte in der Gesellschaft viel besser akzeptiert sein. Aufgrund ihrer Wertschöpfung sollte sie einen ähnlichen Stellenwert geniessen wie bezahlte Arbeit.» blick wird schnell klar: Ein freiwilliges Engagement bedeutet nicht nur geben, sondern ist meist auch ein Entgegennehmen.

Möchten Sie Konzertabende in guter Stimmung und bester Gesellschaft verbringen? Musik erleben, die neue Welten öffnet? Mit dem «60-Plus»-Abo sind Sie an sechs Konzerten des Luzerner Sinfonieorchesters als besonderer Gast dabei. Als Willkommensgeschenk erhalten Sie zudem Karten für ein exklusives Lunchkonzert. Das Angebot gilt für alle ZENIT-Leserinnen und -Leser sowie für die Mitglieder des Magazins ab 60 Jahren! Beratung und Information: Telefon +41 41 226 05 28 E-Mail: abonnement@sinfonieorchester.ch sinfonieorchester.ch Bestellung: Senden Sie Ihre Bestellung mit Stichwort «ZENIT» an (inklusive Kopie Ihres Personalausweises): Luzerner Sinfonieorchester, Abonnement Pilatusstrasse 18, 6003 Luzern E-Mail: abonnement@sinfonieorchester.ch Sechs grosse Konzerterlebnisse mit dem Luzerner Sinfonieorchester im KKL Luzern. Jetzt mit dem «60-Plus»-Abonnement! Lunchkonzert 1 «Les Goûts-Réunis» Freitag, 4. November 2022 12.30 Uhr | KKL Luzern, Konzertsaal Lucie Horsch, Blockflöte Justin Taylor, Cembalo Werke von Telemann, Castello, Debussy, Rameau, Couperin, Yun und J.S. Bach IHR EXKLUSIVES GESCHENK! Erstklassiger Klangkörper, renommierte Dirigenten und Solisten, internationale Ausstrahlung. 60-Plus-Abonnement 1. Konzert | Donnerstag, 10. November 2022 | 19.30 Uhr 5. Arthur Waser Preisträgerkonzert Mena/N.N. Preisträger – Dvořak/N.N./Janaček 2. Konzert | Donnerstag, 1. Dezember 2022 | 19.30 Uhr Das Lied von der Erde Sanderling/A. Larsson/Behle – Mahler 3. Konzert | Donnerstag, 19. Januar 2023 | 19.30 Uhr New York 1925 – Los Angeles 1937 Sanderling/Thibaudet – Gershwin/Brahms 4. Konzert | Donnerstag, 6. April 2023 | 19.30 Uhr Andreas Ottensamer spielt Brahms Sanderling/Ottensamer – Scartazzini/Brahms 5. Konzert | Donnerstag, 25. Mai 2023 | 19.30 Uhr Das Unauslöschliche Dausgaard/Dalene – Nielsen 6. Konzert | Donnerstag, 15. Juni 2023 | 19.30 Uhr Sanderling dirigiert Bruckners «Romantische» Sanderling/Kashimoto – Hosokawa/Bruckner Abonnement-Preise: 1. Kat. CHF 555 | 2. Kat. CHF 450 | 3. Kat. CHF 325 | 4. Kat. CHF 225

Ältere Freiwillige konnten ihr Engagement seit der Corona-Pandemie teilweise nur noch eingeschränkt wahrnehmen. Dennoch haben sie sich deswegen nicht ausbremsen lassen und fanden Mittel und Wege, weiterhin freiwillig tätig zu sein. Das zeigt eine Studie der Hochschule Luzern, welche die Folgen der Corona-Pandemie für ältere Freiwillige und ihr Engagement erforscht. Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 11 Foto:Adobe Stock Engagement trotz Risiko(-gruppe) FACHBEITRAG VON STEPHAN KIRCHSCHLAGER & MARIO STÖRKLE * Freiwilligenarbeit erfreut sich bei älteren Menschen in der Schweiz grosser Beliebtheit. Die Zahlen des jüngsten Freiwilligen-Monitors aus dem Jahr 2020 zeigen, dass knapp die Hälfte (45 Prozent) aller 60- bis 74-Jährigen in der Schweiz Freiwilligenarbeit in Vereinen und Organisationen leisten. Auch die Altersgruppe der 75-Jährigen und Älteren hat mit 37 Prozent noch einen vergleichsweise hohen Anteil an freiwillig engagierten Menschen. Zieht man die Zahlen früherer Freiwilligen-Monitore hinzu, so sind die Engagement-Anteile in den höheren Altersgruppen weitestgehend konstant geblieben. Für die letzten zehn Jahre lässt sich eine stabile Zahl älterer Menschen feststellen, die sich in Vereinen und Organisationen engagieren. Wenn das informelle Engagement, das grösstenteils im Rahmen von Nachbarschaftshilfen und CareArbeiten ausserhalb des eigenen Haushalts geleistet wird, hinzukommt, sind die Zahlen sogar bedeutend höher. Indem sie Grosskinder hüten, instrumentelle Hilfe geben oder sich ehrenamtlich engagieren, leisten ältere Menschen, auch wirtschaftlich gesehen, einen beträchtlichen gesellschaftlichen Beitrag, der kaummehr wegzudenken ist. Im Zusammenhang mit der Freiwilligenarbeit älterer Menschen wird häufig auf das Leitbild des «aktiven Alters» verwiesen. Hier stehen die Potenziale der nachberuflichen Lebensphase im Vordergrund. Mit dem Alter werden nicht Lebensabend oder Ruhestand verbunden, sondern neue Handlungsräume und Betätigungsmöglichkeiten. Zu den vielfältigen Aktivitäten gehören neben dem freiwilligen

12 Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 Testen Sie unverbindlich und kostenlos die neuesten Hörgerätemodelle. Hörzentrum Schweiz – Ihrem Gehör zuliebe. Maihofstrasse 95A, 6006 Luzern, 041 420 71 91, hzs.ch Gutschein • Hörtest und Beratung • Probetragen • Optimierung jedes Hörgerätes Möchten Sie sich in Ihrer Gemeinde für ältere Menschen engagieren? Wir suchen Ortsvertretende in: Bramboden, Büron, Emmen, Entlebuch, Ermensee, Fischbach, Gelfingen, Geuensee, Gisikon, Gunzwil, Honau, Kriens, Marbach, Meierskappel, Oberkirch, Reiden, Retschwil, Root, St. Urban, Sursee, Udligenswil, Wauwil, Wiggen, Wolhusen, Zell Wir freuen uns, Sie kennen zu lernen. Rufen Sie uns an. Telefon 041 226 11 85 · ov@lu.prosenectute.ch Freiwillige gesucht! lu.prosenectute.ch Kanton Luzern Inserate

Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 13 Engagement auch Reisen, Sport treiben, der Besuch von Kultur- und Bildungsangeboten genauso wie die Unterstützung in der Familie (z. B. Grosskinder hüten und handwerkliche Arbeiten). Das Bild des aktiven Alters tritt in der Gesellschaft ebenfalls weit verbreiteten defizitorientierten Vorstellungen zum Alter entgegen und fokussiert auf eine positive, gestalterische und selbstbestimmte Seite des Älterwerdens. Insbesondere die Altersgruppe der sogenannten «jungen Alten», d.h. Personen der Altersgruppe zwischen 60 und ca. 80 Jahren werden mit dem Bild des aktiven Alters in Verbindung gebracht. Die Angehörigen dieser Altersgruppe sind im Durchschnitt bei guter Gesundheit, weisen eine höhere Lebenserwartung auf, sind besser gebildet und haben ein grösseres Einkommen als frühere Generationen. Diese Alterskohorte, die mit dem Übertritt der BabyboomerJahrgänge ins Pensionsalter in den nächsten Jahren stark ansteigen wird, pflegt demnach einen aktiven Lebensstil bis ins hohe Alter hinein. In diese Gruppe wird ebenfalls die Erwartung gesetzt, sich auch freiwillig zu engagieren. Das freiwillige Engagement unterbrochen Mit Beginn der ersten Corona-Welle im März 2020 konnten viele Menschen ihr freiwilliges Engagement plötzlich nicht mehr wie gewohnt ausüben. Grund dafür waren die aus epidemiologischer Sicht angezeigten Schutzmassnahmen und Kontaktbeschränkungen. Hiervon waren ältere Menschen besonders betroffen, da sie zu Beginn der Pandemie pauschal zur Risikogruppe gezählt wurden und vor einer Ansteckung geschützt werden sollten. Ein Umstand, der ihr Engagement und ihre sozialen Teilnahmemöglichkeiten zusätzlich beschränkt hat. In unserer Studie haben wir zu unterschiedlichen Zeitpunkten der Pandemie ältere Menschen befragt, die sich freiwillig engagieren. Die Resultate zeigen: Gerade zu Beginn der erstenWelle hat ein Grossteil der Befragten ihr Engagement unterbrochen oder an jüngere Mitmenschen abgegeben. Zumindest ein Teil der Befragten konnte aber trotz Pandemie weiterhin freiwillig tätig sein – insbesondere dann, wenn es sich um Aktivitäten handelte, die beispielsweise auf Distanzformate (z. B. Online-Sitzungen, Telefonate) verlagert oder unter Einhaltung der Schutzmassnahmen weitergeführt werden konnten. Bei anderen Tätigkeiten ist ein Engagement aus der Ferne nicht so einfach möglich, wie etwa bei freiwilligen Fahr- oder Besuchsdiensten. Ein geringer Teil der älteren Menschen hingegen hat ihr Engagement im Verlaufe der Pandemie dauerhaft beendet. Während der zweiten Corona-Welle ab Mitte Oktober 2020 wurden die freiwilligen Tätigkeiten seltener unterbrochen als noch während der ersten Welle im März 2020. Die Befragten haben sich offenbar schnell mit der neuen Realität arrangiert und sich aufgrund der mittlerweile etablierten Schutzmassnahmen sicherer gefühlt. Ähnliche Befunde zur Stabilität im freiwilligen Engagement liefern erste Studien aus Deutschland und der Schweiz. Sie lassen auf eine gewisse Krisenfestigkeit der Freiwilligenarbeit schliessen. Der wechselvolle Verlauf der Pandemie (Covid-Varianten, Impfungen, Zertifikate, Massnahmen, Lockerungen etc.) wird in der Rückschau auf die letzten zwei Jahre von einer Teilnehmerin folgendermassen beschrieben: «Ich habe dies auch in Wellen empfunden. Also, am Anfang war ich sehr sorgfältig und dann merkte ich plötzlich, dass ich jetzt ja zwei, drei Mal geimpft bin und daher etwas lockern kann. Und dann passierte jeweils gleich das Gegenteil. Dann habe ich gemerkt, dass auch dreimal Geimpfte sich und andere infizieren können. Da musste ich erneut eine Schlaufe sorgfältiger sein, auch mit meinem Ehemann zusammen. Also, es ging schon wieder auf und ab.» Risikogruppe – ein umstrittener Begriff Freiwillig Engagierte mussten sich ständig auf neue Situationen einstellen, insbesondere in Bezug auf ihr gesundheitliches Risiko. Hinsichtlich der Zuordnung zur Risikogruppe ergibt sich in den Antworten in unserer Studie allerdings kein einheitliches Bild. Während sich die einen einer pauschalen Zuordnung verwehren, weil sie eine Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe nicht mit ihrem Selbstbild des aktiven Alters in Einklang bringen und dies als diskriminierend oder gar entmündigend werten, haben andere eher kein Problem damit. Obwohl ältere Menschen in dieser Frage keine gemeinsame Position haben, stellt sich die Frage, ob nicht auf den Begriff Risikogruppe ganz verzichtet werden sollte, da ihn zumindest einige der älteren Menschen als diskriminierend empfinden. Weitere Informationen zum Projekt «Folgen der CoronaPandemie für ältere Freiwillige und ihr Engagement» sowie den Abschlussbericht gibt es unter www.hslu.ch Dr. Mario Störkle, Soziologe M.A., ist Dozent und Projektleiter am Institut für Soziokulturelle Entwicklung an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Seine Forschungsschwerpunkte sind Alter, freiwilliges Engagement sowie sozial räumliche Stadt- und Quartierentwicklung. Prof. Dr. Stephan Kirchschlager ist Institutsleiter des Instituts Sozialarbeit und Recht an der Hochschule Luzern – Soziale Arbeit. Seine Forschungs- und Arbeitsschwerpunkte sind qualitative Methoden in der Sozialen Arbeit, Konversationsanalyse, freiwilliges Engagement sowie Partizipation. Kontakt: Hochschule Luzern – Soziale Arbeit, Dr. Mario Störkle, Dozent und Projektleiter, Werftestrasse 1, 6002 Luzern, Telefon 041 367 49 25, mario.stoerkle@hslu.ch FACHBEITRAG

Fotos: Astrid Bossert Meier Wer Freiwilligenarbeit leistet, tut anderen etwas Gutes und erfährt dabei selber Freude und Genugtuung. Das sagt Franz Lang (79), der sichmit viel Elan für die Seniorenbühne Luzern engagiert. Der ehemalige Metallbau-Monteur Franz Lang war 68, als seine Frau Rita in einem «Zenit»-Magazin ein Inserat entdeckte: Seniorenbühne Luzern sucht Spieler. Das wäre etwas für dich, sagte sie. Erst schüttelte Franz Lang den Kopf. Abgesehen von seiner Pfadizeit, hatte er nie Theater gespielt. Doch die Herausforderung reizte ihn. Er besuchte eine Probe und war sofort fasziniert von der Truppe, die jährlich ein Stück einübt und dieses an Seniorennachmittagen oder in Betagteninstitutionen zum Besten gibt. «Ich dachte, ich kann ja mal zwei, drei Jahre mitspielen. Nun bin ich seit elf Jahren dabei, die letzten drei Jahre als Präsident.» Saisonstart ist jeweils vor den Sommerferien mit der Wahl des neuen Stücks und der Verteilung der Rollen. «Huusfründe» steht diesmal auf dem Programm. Ende August beginnen die Proben mit einem professionellen Regisseur. Im November ist Premiere. Anschliessend steht die Truppe bis Ende April zwei bis drei Mal wöchentlich auf der Bühne. Die Engagements reichen von Reiden bis Rapperswil, von Emmen bis Entlebuch. Obwohl alle Rollen doppelt besetzt sind, investiert Franz Lang übers Jahr gesehen rund zwei Halbtage pro Woche in die Seniorenbühne. Ehrenamtlich, versteht sich. «Unser Lohn ist das Leuchten in den Augen der Zuschauerinnen und Zuschauer, das Lachen und das Klatschen», sagt der Präsident. «Wenn ich anderen eine Freude bereiten kann, stellt mich das innerlich auf.» Abgesehen davon halte Theaterspielen jung. «Andere gehen ins Gedächtnistraining, ich spiele Theater.» Und nicht zuletzt sei das Team mit Spielenden, Requisiteurinnen, Bühnenbauern, Souffleusen und weiteren guten Geistern im Hintergrund freundschaftlich miteinander verbunden. «Die Älteste ist inzwischen 83, der Jüngste aktuell 66. Wir sind eine coole Truppe», fasst es der in Meggen wohnhafte Präsident zusammen. Doch auch ein begeisterter Freiwilliger hat Sorgen. Die weitaus grösste 14 Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 Sorge des Vereinspräsidenten ist, genügend Leute über 55 zu finden, die sich zutrauen, auf der Bühne zu stehen. Durch die doppelte Rollenbesetzung sind mindestens zehn Spielerinnen und Spieler gefragt – lieber mehr, dann ist die Stückauswahl grösser. Leider schreckt das regelmässige Engagement manche ab, obwohl die Doppelbesetzung Flexibilität ermöglicht. «Viele Leute wollen dabei sein, aber nichts tun», bringt es Franz Lang auf den Punkt. Ja, das nerve ihn manchmal, gibt er zu. Doch er wisse, dass es anderen Vereinen ähnlich gehe. Deshalb hält er sich nicht lange mit Negativem auf, sondern betont lieber die Vorzüge seines Ehrenamtes: «Theaterspielen hält mich geistig und körperlich fit, ich fordere mich selbst heraus, bin glücklich, wenn mir mein Auftritt gut gelingt. Und wenn ich nach Hause komme, haben wir etwas zu diskutieren.» Eine Aussage, die seine Frau Rita bestätigt: «Ich finde gut, wenn jeder Ehepartner ein eigenes Hobby hat. So gesehen, bereichert die Seniorenbühne auch unser gemeinsames Leben.» ASTRID BOSSERT MEIER «Die Freiwilligenarbeit bereichert mein Leben» PRO

Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 15 FREIWILLIGENARBEIT Freiwillige laufen Gefahr, ausgenutzt zu werden. Das sagt Judith Limacher (52), die als langjährige Sitznachtwache genau diese Erfahrung machen musste. Heute leistet sie bewusst keine ehrenamtliche Arbeit mehr. Immer wieder setzte sich Judith Limacher an ihrem Wohnort Zell als Freiwillige ein: an der Kinderfasnacht, beim «Znünimärt», als Schwimmhilfe, im Elternrat… Zudem engagierte sie sich während sieben Jahren einmal wöchentlich als Sitznachtwache. Erst ohne Entgelt in einem Altersheim, später mit einer kleinen Entschädigung in einem Spital. Die Motivation der Fotografin, kaufmännischen Mitarbeiterin, Therapeutin und Mutter von sechs erwachsenen Kindern: «Uns geht es gut. Statt eine Institution finanziell zu unterstützen, wollte ich anderen Menschen meine Zeit schenken.» Zuerst lag der Fokus der Sitznachtwache in der Begleitung schwerkranker und sterbender Menschen. «Obwohl es auch damals schwierige Situationen gab, kam ich oft nach Hause und fühlte mich genährt von dem, was ich mit den Menschen in ihrer letzten Lebens- «Ich empfand die Freiwilligenarbeit als unfair» phase erleben durfte.» Nach und nach wurde Judith Limacher aber auch für unruhige, verwirrte Patienten oder für Menschen mit Demenz eingesetzt. Manchmal wurde sie beschimpft und eine Viertelstunde später wieder umarmt. Für diese anspruchsvolle Aufgabe wäre aus ihrer Sicht eigentlich professionelles Personal nötig gewesen. Trotzdem hielt sie durch. Eines Tages realisierte sie jedoch, dass es bei der Entschädigung der Sitznachtwachen erhebliche Differenzen zwischen «Studierenden» und «Ehrenamtlichen» gab. Als sie das Thema an der monatlichen Planungssitzung ansprach, stiess sie selbst bei anderen Freiwilligen auf Unverständnis. Es gehe ihr wohl nur ums Geld, wurde argumentiert. «Doch ich fühlte mich ausgenützt und wollte nicht mithelfen, ein ungerechtes System zu stützen.» So entschied sich Judith Limacher, ihre Freiwilligenarbeit zu beenden. Noch heute, vier Jahre später, kommen Empörung und Wut hoch. Nicht nur über andere, auch über sich selbst: «Ich habe das mit mir machen lassen. Ich habe sogar zusätzliche Nächte übernommen, wenn niemand anders einspringen konnte oder wollte. Mein grosses Herz ist zugleich meine Schwachstelle.» Vorläufig will Judith Limacher keine Freiwilligenarbeit mehr leisten. Ist das nicht egoistisch? Die 52-Jährige überlegt lange, sagt dann: «Es ist ein positiver Egoismus. Wenn ich Nein sage nach aussen, ist es ein Ja zu mir.» Sie anerkenne, dass Freiwilligenarbeit bereichernd sein könne. Doch sei auch das Gegenteil möglich. «Gute Freiwilligenarbeit findet dann statt, wenn man nicht nur gibt, sondern auch selbst auftanken kann.» Fühle man sich nach einem Einsatz jedoch ausgelaugt, ausgenützt, sollte man sein Tun hinterfragen. Judith Limacher sagt zwar, sie leiste keine ehrenamtliche Arbeit mehr. Doch dann erzählt sie von Situationen, in denen sie anderen ihr Ohr schenkt. «Ich frage Menschen nur dann nach ihrem Befinden, wenn ich Zeit habe, zuzuhören», erklärt sie. «Und wenn jemand erzählt, höre ich wirklich zu.» Also doch Freiwilligenarbeit? «Ich weiss nicht, ob das Freiwilligenarbeit ist», entgegnet Judith Limacher. «Ich nenne es Menschlichkeit.» ASTRID BOSSERT MEIER CONTRA

16 Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 Hermann Morf, Katharina Huter und Armin Ritter können sich ein Leben ohne Freiwilligenarbeit nicht vorstellen. Sie haben Zenit-Redaktor Robert Bossart erzählt, weshalb sie sich für andere engagieren und inwiefern sie selber davon profitieren. BILDER: ROBERT BOSSART Anderen zu helfen, bereichert das Leben «Ich hatte mich ans Ausschlafen gewöhnt» HERMANN MORF, 76, WILLISAU Eigentlich würde Hermann Morf gerne seine Briefmarkensammlung in Schuss bringen. Aber dafür fehlt ihm die Zeit. Zehn Jahre hat er sich bei «Tischlein deck dich» engagiert, zudem ist er als Präsident der reformierten Kirche Willisau-Hüswil ein gefragter Mann. Es gebe immer was zu tun, meint der 76-Jährige. Kaum begann der Ruhestand, ging es los. «Die Anfrage vor gut zehn Jahren, in Willisau eine Abgabestelle von Tischlein deck dich zu eröffnen, gelangte an die reformierte Kirche, weil wir die passenden Räumlichkeiten dafür hatten», erinnert sich Hermann Morf. Und da er damals im Vorstand und zudem frisch pensioniert war, blieb das Ganze an ihm hängen. «Ich habe mich nicht aufgedrängt, aber ich wollte gern noch etwas Nützliches machen. Meine Frau hätte es sowieso nicht ausgehalten mit mir zu Hause.» Er lacht verschmitzt. «Und so hiess es: Hermann, das kannst du gleich mal leiten.» Von nun an jeden Donnerstagvormittag präsent sein zu müssen – diese Vorstellung machte ihm am Anfang Mühe. Er freute sich, als Pensionär frei über seine Zeit verfügen zu können. «Ich hatte mich bereits ans Ausschlafen gewöhnt. Ich bin eher der Typ Siebenschläfer», sagt er. Aber er habe sich auf die Aufgabe gefreut. Morgens um Viertel vor acht ging es los, zusammen mit Helfern stellte er die Stühle und Tische auf. Schliesslich verteilten sie die Nahrungsmittel an die Anwesenden. Dankbarkeit und Zufriedenheit Die Menschen, die kamen, sind Bedürftige, Armutsbetroffene, viele davon Sozialhilfebezüger. «Am Anfang waren es vielleicht 20 Personen mit ihren Kundenkarten, dann kamen immer mehr, manchmal sind es über 50. Dies entspricht einer Gesamtpersonenzahl von gegen 170.» Wie war der Kontakt zu diesen Menschen? Hermann Morf überlegt. «Jedesmal, auch wenn ich mit dem linken Bein aufgestanden bin, ging ich nach diesen Tagen fröhlich und zufrieden nach Hause.» Die Dankbarkeit, die zufriedenen Blicke haben ihm gezeigt, dass seine Arbeit geschätzt wird. «Immer, wenn ich durch das Städtchen laufe, winkt mir irgendwer zu, das macht Freude.» Vor etwa acht oder neun Jahren wurde dann auch noch das «Café International» gegründet. Ein Ort, an dem sich Migrantinnen und Migranten treffen und austauschen können, wo sie nützliche Information etwa über Deutschkurse, Wohnungs- oder Jobangebote erhalten. Da es am Donnerstagnachmittag stattfindet, konnte Hermann Morf nach getaner Arbeit bei Tischlein deck dich gleich auch noch im Café mithelfen. «Viele hatten mich schon vormittags gesehen, so komme ich meist gut ins Gespräch.» Noch heute ist der Pensionär regelmässig im Café anzutreffen. Die soziale Ader kommt nicht von ungefähr. Als Berufsfachschullehrer

Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 22 17 PERSÖNLICHKEITEN KATHARINA HUTER, 74, HITZKIRCH Die 74-jährige Katharina Huter kann sich ein Leben ohne Freiwilligenarbeit nicht mehr vorstellen. Die Arbeit im Kindergarten und ihr Engagement im Leitungsteam «60aktiv» in Hitzkirch machen der ehemaligen Tierärztin Spass und halten sie jung. Gleich zu Beginn betont sie, dass sie sehr gut auch allein sein könne. Sie arbeite nicht als Freiwillige, weil sie sonst nicht zufrieden wäre. «Am Abend schaue ich gerne fern oder lese, dabei liegen mein Hündin Juna und die beiden Katzen Piccola undMiou auf meinem Schoss. Piccola und Juna zanken sich ständig, da geht immer etwas.» Im Übrigen ist die 74-Jährige eine, die gerne etwas macht. JedenMorgen geht sie mit Juna mindestens eineinhalb Stunden spazieren, sie jasst regelmässig, lädt auch mal Freunde zum Essen ein, besucht ihre Schwester, geht ins Fitnessstudio und erledigt den ganzen Haushalt ihrer Vierzimmerwohnung. Als ihr Mann vor neun Jahren starb, führte sie ihre Kleintierpraxis in Glückliche Kinder sind Balsam für die Seele war er viele Jahre damit beschäftigt, jungen Menschen mit dem eidgenössischen Berufsattest (EBA), einer Art zweijährigen Anlehre, eine Möglichkeit zu geben, sich ins Arbeitsleben zu integrieren. «Die jungen Leute waren dankbar, trotz schlechter schulischer Leistungen eine Chance zu erhalten. Es brauchte damals viel Überzeugungsarbeit gegenüber den Firmen.» Diesen «Helfergeist» hat er verinnerlicht und übt ihn auch in seinem Amt als Präsident der reformierten Kirche Willisau-Hüswil aus. Ein etwa 20-Prozent-Job mit viel Organisationsarbeit, Aussprachen, Sitzungen und, und, und. Deshalb verbringt der 76-Jährige viel Zeit am Computer im Arbeitszimmer zu Hause. Immerhin hat er inzwischen einige Ämter niedergelegt. Neben der Essensabgabe von Tischlein deck dich hat er die Aufgabe des Delegierten der Regionalbibliothek abgegeben. Wobei: Da seine Nachfolgerin wegzieht, hängt die Aufgabe vorübergehend wieder an ihm. «Ich habe halt den Ruf: Der macht das. Das plagt mich schon etwas», sagt er lachend. Ach ja, einzelne Reisen im Männerchor und in den letzten neun Jahren die Seniorenferienwoche der reformierten Kirche Willisau-Hüswil organisiert natürlich auch er. Und an der Solidaritätswoche, zusammen mit dem «Café International», ist er ebenfalls beteiligt. Bleibt da noch Freizeit? Doch, doch, meint Hermann Morf: Montagabend trifft er sich mit einem Kollegen auf ein Bier, am Dienstag ist Stamm mit ehemaligen Arbeitskollegen, am Mittwochabend Chorprobe und am Freitagmorgen Stamm mit Sängerkollegen. Zudem pflegt er seine Rosen, macht Ausflüge mit dem E-Bike, hilft im Haushalt und bei der B&B-Gästebetreuung und ist stolzer Grossvater von sieben Enkelkindern. Er werde seine Freiwilligenarbeit mit zunehmendem Alter reduzieren, versichert er. «Aber solang es mir Spass macht, mache ich weiter.» niorinnen im Klassenzimmer» aufmerksam gemacht wurde. Seither geht sie jeden Freitagmorgen als Klassenhilfe in einen Kindergarten. Heute gehören diese Stunden zum Höhepunkt der Woche. «Es ist unglaublich schön, was ich dort erlebe.» Es sei so rührend, wie sie die Kinder jeweils stürmisch begrüssten. «Sie springen auf mich zu, umarmen mich und freuen sich, dass das Chindsgi-Grosi da ist», erzählt sie mit einem Glänzen in den Augen. Wunderbare Zeit mit Kindern Katharina Huter nimmt sich viel Zeit, um mit den Kindern in der Familienecke zu spielen. Alle paar Wochen darf ihre Hündin mit, wenn die Klasse in den Wald geht. «Die Kinder reissen sich darum, Juna bis zum Waldrand an der Leine zu führen», sagt sie. Auf dem Spielplatz dürfen sie die Hündin auf der Rutschbahn auf den Schoss nehmen, im Wald werfen sie einen Ball oder veranstalten Wettrennen. «Es ist wunderbar, diese Zeit mit den Kleinen zu verbringen», sagt Katharina Huter. Besonders Freude hat sie, wenn ein Kind in der wöchentlichen Hämikon noch ein Jahr weiter. Dann zog sie ins nahe Hitzkirch. «Mir war klar, dass ich auch als Pensionierte noch etwas machen wollte.» Da sie als Tierärztin nebenbei noch angehende Tierpflegerinnen unterrichtete, wurde sie hellhörig, als sie auf das Projekt von Pro Senectute, «Senioren und Se-

18 Pro Senectute Kanton Luzern 2 I 22 Inserate Wir haben Antworten auf Fragen zu Themen wie Gesundheit, Vorsorge, Unterstützung im Alltag, Bildung, Bewegung, Recht, Finanzen, Steuern, Demenz, Freiwilligenarbeit und vielem mehr. Rufen Sie uns an! Region Seetal 041 910 10 70 www.seetal65plus.ch Region Rontal 041 440 50 10 www.rontal65plus.ch Region Entlebuch 041 485 09 09 www.regionentlebuch65plus.ch Region Sursee 041 920 10 10 www.regionsursee65plus.ch drehscheiben 65plus sicher, selbstständig und aktiv im Alter Die kostenlosen regionalen Anlaufstellen für Altersfragen im Kanton Luzern Kann mich jemand beraten? Wo kann ich mithelfen? Gibt es Tanzangebote für mein Grosi? Wie lässt sich meine Vorsorge regeln? Wo erhalte ich Unterstützung für meine Eltern? Betreuung und Pflege verrichten – bedeutet nicht, auf alles zu verzichten! Info und Anmeldung: lu.prosenectute.ch/Impuls 041 226 11 85 Anlässe Herbst 2022 Mit Unterstützung von: Dienststelle Gesundheit und Sport Gesundheits- und Sozialdepartement jeweils 14 Uhr Eintri† 10.- inkl. Apéro/Vorortkasse Angehörige! 15. September 2022, Willisau Pfarreiheim 28. September 2022, Weggis Aula, Schulhaus Dörfli 08. November 2022, Hochdorf Zentrum St. Martin Pro SenectuteIMPULS Kanton Luzern lu.prosenectute.ch

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