Zenit Nr. 1, März 2022

Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 22 7 tive Leben der Familie Scapa von anderen Schweizer Familien unterscheidet. «Wir sind in einer Wohnung im Schloss Bümpliz aufgewachsen. Die Küche war zwar winzig, doch im Keller gab es eine riesige Galerie. Dort fanden grosse Feste statt. Wir waren immer viele Kinder, und wir durften stets dabei sein.» Künstlerinnen und Künstler gehen im Hause Scapa ein und aus, auch als die Familie später nach Vallamand an den Murtensee umzieht. Tessa Scapa erinnert sich an ihre erste Begegnung mit dem schon damals bekannten Künstler Jean Tinguely. Es klingelt, und vor der Tür steht ein Mann im schmutzigen Overall. In der Annahme, es sei ein Mechaniker, schlägt sie ihm die Tür vor der Nase zu, um ihre Mutter zu holen. Tinguely habe sich noch Jahre später köstlich über diese Szene amüsiert. Durch Ted Scapas Arbeit als Verleger entstehen Freundschaften zu Kunstschaffenden, die ein ganzes Leben halten. Jean Tinguely ist einer davon. «Das allerletzte Bild vor seinem Tod hat er für mich gemalt», sagt Ted Scapa und deutet auf die Wand hinter dem Sofa. Familiäre Dramen Wer 91 wird, muss leider immer wieder Abschied nehmen – von Weggefährten, Künstlerfreunden, aber auch von seinen Liebsten. «Wir haben viele familiäre Dramen erlebt», sagt Ted Scapa. Bis heute trauert er um seine ältere Tochter, die einen Tag nach der Geburt ihrer Zwillinge verstorben ist. Nach diesem schweren Schicksalsschlag erleidet seine Frau einen Zusammenbruch und verletzt sich so schwer, dass sie während Monaten im Paraplegikerzentrum Nottwil behandelt werden muss. Damals hat Ted Scapa die Verlagsleitung bereits an seinen Stiefsohn Till übergeben und arbeitet wieder als freischaffender Zeichner und Designer. Um in der Nähe seiner Frau zu sein, bezieht er im Paraple- «Jean Tinguely hat sein letztes Bild vor seinem Tod für mich gemalt.»

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