Zenit Nr. 1, März 2022

sche zur Arbeit zu fahren. «Ein Porsche vor der Druckerei, das kannst du nicht machen», habe es geheissen. Aber Scapa kann. Und er kann noch mehr. Nebst seiner Arbeit imVerlag und der eigenen künstlerischen Tätigkeit prägt er mit seiner Kreativität die Pionierzeit des Schweizer Fern- sehens. Bereits 1967 gestaltet er gemeinsam mit der legendären Heidi Abel den «Wunderspiegel» als erste Kinder- sendung im Fernsehen. Die grösste Popularität erreicht er jedoch ab 1968 in der Sendung «Spielhaus», in welcher der zeichnende Moderator die Kinder im Studio zum Mit- machen animiert. «Zeichnen mit Scapa» muss mit bescheidensten Mitteln auskommen und ist dennoch so erfolgreich, dass der Künstler noch heute auf seine Auftritte von damals angesprochen wird. Tinguely im Mechaniker-Overall Scapas Tochter Tessa erinnert sich gut an diese Zeiten. So gerne wäre sie auch mal als «Spielhaus»-Kind mit ins Fernsehstudio gefahren. Doch das Schweizer Fernsehen erlaubt es nicht. So sitzen sie und ihre Geschwister jeweils gespannt vor dem TV-Gerät, verfolgen die Sendung und sind mächtig stolz auf ihren Papa. Tessa realisiert, dass sich das kreaIM ZENIT 54 Jahre gemeinsam durchs Leben – bzw. als Patchwork- familie mit sechs Kindern, was in dieser Zeit ziemlich exotisch ist. Einen Sohn bringt Meret Meyer-Benteli mit in die Ehe, das Paar bekommt zwei gemeinsame Töchter und zieht zudem drei Pflegekinder aus dem Ausland auf, um ihnen in der Schweiz ein besseres Leben zu ermöglichen. Verleger mit gutem Riecher Beruflich steht für Ted Scapa eine entscheidendeWende an: Nach dem frühen Tod seines Schwiegervaters übernimmt er die Leitung des traditionsreichen Benteli-Verlages und der dazugehörenden Druckerei. Wollte oder musste Ted Scapa die Verlagsleitung übernehmen? «Beides», sagt er rückblickend. «Aber ich habe es nie bereut.» Über dreissig Jahre lang führt er das Familienunternehmen. Er beweist Mut und einen guten Riecher für den Zeitgeist, schafft eine neue Verlagslinie mit humoristischen Büchern, druckt aber auch Kinder- und Fotobücher und positioniert «Benteli» insbesondere als Kunstbuchverlag. Ted Scapa ist ein seriöser Geschäftsmann. Die eine oder andere Freiheit nimmt er sich trotzdem heraus. Beispielsweise erlaubt sich der bekennende Autofreak, mit dem Por- «Scapa ist ein Gesamtkunstwerk.» Mit diesen Worten wür- digte Publizist Roy Oppenheim seinen Freund an dessen 90. Geburtstag. Die Breite von Ted Scapas Wirken als zeitgenössischer Künstler, Verleger und Fernsehmoderator ist tatsächlich beeindruckend. In den 1960er- und 1970er-Jahren wurde er durch die Kinder- sendung «Spielhaus» schweizweit bekannt. Auch später arbeitete er oft und gerne mit Kindern zusammen, z.B. in seinen Art-Recycling-Workshops. Während 30 Jahren leite- te Ted Scapa den Berner Benteli-Verlag und die dazugehörige Druckerei und positionierte das Familienunternehmen insbe- sondere als Kunstbuchverlag. Mit 60 übergab er diese Auf- gabe und arbeitete wieder als freier und vielseitiger Künstler. Es entstehen Bilder, Skulpturen, Designerteppiche, Lichtkör- per, Vasen, Postkarten, Briefmarken, Foulards, Weihnachtsschmuck oder SwatchUhren. Bis heute ist er kreativ tätig. Ted Scapa war mit der Tänzerin, Keramikerin und Künstlerin Meret Meyer-Benteli verheira- tet, die 2016 verstarb. Das Paar hatte sechs Kinder, darunter drei Pflegekinder. Heute ist Ted Scapa fünffacher Grossvater und lebt in der Altersresidenz Burgerspittel, Bern. Zur Person Foto: Valentin Blank Ted Scapa mit Tochter Tessa. 6 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 22

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