Zenit Nr. 1, März 2022

Als Moderator der Kindersendung «Spielhaus» wurde Ted Scapa in den 1970er-Jahren schweizweit bekannt. Heute ist der Maler, Zeichner, Designer, Cartoonist und Verleger 91 Jahre alt und blickt auf ein reiches Leben zurück – reich an Schönem, aber auch an Leid. Und noch immer arbeitet er täglich. VON ASTRID BOSSERT MEIER Keine Spur von Altersheim-Groove. Dafür Kunst in jedem Winkel von Ted Scapas Zweizimmerwohnung in der Altersresidenz Burgerspittel, Bern. Hier eine Zeichnung mit persönlicher Widmung von Marc Chagall. Dort ein Werk von Miró. Über dem Sofa ein Bild von Jean Tinguely. Auf dem Sideboard antike afrikanische und asiatische Figuren neben einer dreibauchigen Keramikskulptur, die seine verstorbene Frau Meret Meyer-Benteli erschaffen hat. Und da- zwischen, davor und dahinter Blumensträusse, Gratulationskarten und Geschenke, die ihm Freunde zum 91. Geburtstag schickten, den er am 17. Januar feiern konnte. Veränderung üben In der Fülle des Wohnzimmers spiegelt sich Ted Scapas Leben. Es ist das reiche, intensive und lange Leben eines Universalkünstlers, dessen Kreativität trotz einiger Altersbeschwerden bis heute sprudelt. Vor einem Jahr zog er von der Berner Altstadt in eine Wohnung mit Betreuung und Pflege. Wie schwierig war der Schritt? «Wir probieren, hier echli am Läbe z᾽bliibe», sagt er schelmisch und blickt zu Tochter Tessa, die ihn beruflich seit über 25 Jahren als Managerin und Agentin unterstützt und zugleich seine persönliche Vertraute ist. «Ich habe mich in meinem Leben immer wieder verändert», so Scapa. Einfach sei der Umzug ins neue Zuhause trotzdem nicht gewesen. «Aber man darf sich nicht verrückt machen lassen.» Tatsächlich hat Ted Scapa in seinem Fotos: Raphael Hünerfauth Kreativität als Kraftquelle Leben viel Veränderung erfahren. Geboren wird er 1931 in Holland als Sohn eines Diplomaten unter dem bürger- lichen Namen Eduard Schaap. Gemeinsam mit seiner Mutter übersteht er fünf Jahre Nazi-Besatzung in Amsterdam. «Meine Mutter hat mich geprägt und dafür gesorgt, dass wir selbst in den schwierigsten Jahren Zuckerrüben und ein Stück Brot hatten», erinnert er sich. «Trotz der furchtbaren Zeit bin ich gut aufgewachsen.» 1945 kommt Ted Scapa zum ersten Mal in die Schweiz. Der Vater hat eine Anstellung in der holländischen Botschaft, der Sohn besucht die Schule in Bern. Anfänge als Cartoonist Vier Jahre später, zurück in Holland, absolviert er an der König- lichen Akademie der Bildenden Künste in Den Haag seine Ausbildung zum Grafiker. Nach Militärdienst und einer längeren Reise durch Länder wie Afghanistan, Indien, Russland oder Japan macht er sich als Grafiker und Cartoonist selbst- ständig. Mit seinen Cartoons in holländischen Zeitungen, aber auch mit Kinderbüchern, wird er rasch bekannt. Die Kontakte in die Schweiz brechen nie ab. So lernt Ted Scapa seine Frau Meret kennen, die Tochter des Berner Verlegers Hans Meyer-Benteli. Meret ist als Ausdruckstänzerin, Keramikerin und Malerin ebenfalls künstlerisch tätig. Dennoch begegnen sich die beiden nicht etwa auf einer Vernissage, sondern in einem Berner Fechtclub. Und Scapa gibt freimütig zu: «Meine Frau hat besser gefochten als ich.» 1962 heiratet das Paar und geht die nächsten 4 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 22 IM ZENIT «Ich habe mich in meinem ganzen Leben immer wieder verändert.»

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