Zenit Nr. 1, März 2022

RUBRIK Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 22 27 WAS MACHT EIGENTLICH …? Renato Cavoli schildert in seiner Wohnung in Sursee, wo er aufgewachsen ist, wie sein Kindheitstraum wahr wurde. Seit jeher sportbegeistert, kommentierte er zum Spass der Mitschüler aus dem Kopf heraus schon früh Länderspiele und imitierte dabei die Stimmen der verschiedenen Reporter in Tonfall, Tempo und Dialekt. Doch konnte er sich damals nicht vorstellen, seine Liebe zum Sport einmal zum Beruf zu machen. So absolvierte er nach der obligatorischen Schulzeit eine Lehre als Verwaltungsbeamter bei der Stadtverwaltung Sursee und arbeitete an verschiedenen Stellen in seinem Beruf. Seit er 16 war, schrieb er regelmässig Sportberichte für die Lokalzeitung. Spontan und ohne Ambitionen meldete er sich für ein Seminar für Sportjournalisten im Radio an. Dabei musste er nicht nur sein Sportwissen beweisen, sondern vor dem legendären Radio- und Fernsehmode- rator Max Rüeger einen in Schriftsprache geschriebenen Text auf Mundart lesen. «Dies gelang mir 1:1, und es erstaunte mich, dass ich bei den zahlreichen Bewerbern immer wieder eine Runde weiterkam.» Gewohnt zu parodieren, fand er erst nach einigen Monaten seine eigene Stimme, wie der einstige Sportjournalist Sepp Renggli feststellte. Mit Spannung wartete er auf seinen ersten Einsatz. Es war das Fussballspiel Lugano-Basel am 10. März 1974. Danach kommentierte er neben seiner Berufsarbeit jedes zweite Wochenende als Milizler einen Match. Höhepunkt war 1976 sein erster Einsatz im Europacup: das Spiel Atletico Mailand gegen Basel in Madrid. 1984 nahm er seine Arbeit als Sportjournalist beim «Vaterland» auf und machte zwei grosse Zeitungsfusionen mit. Zuletzt arbeitete er während 17 Jahren beim «Willis- auer Bote», wo er keinen Abenddienst mehr hatte. Er schildert die anstrengenden Jahre: «Ich war ständig dran. Oft arbeitete ich sieben Tage ohne Unterbruch für Zeitung und Radio, kommentierte nationale und Länderspiele, neben Fussball auch Eishockey.» Als er 2002 nach dem Match Kloten-Davos nachts um 2 Uhr müde nach Hause zurückkehrte, wusste er: «Das war mein letzter Match.» Nach 36 Jahren Radioarbeit hatte er genug. «Es war eine wunderschöne Zeit beim Radio. Doch muss man aufhören können und Jüngeren Platz machen.» Seit jeher ein Liebhaber von Laientheatern, schrieb er auch Theaterberichte für die Zeitung. Dabei lernte er auf der Bühne in Schötz seine spätere Frau Helena kennen, mit der er auch seit der Trennung freundschaftlich verbunden ist. «Nach der Inszenierung meines ersten Stücks von Gotthelf 1996 zog es mir den Ärmel hinein.» Renato Cavoli besuchte Kurse für Dramaturgie und Regie und hospitierte bei bewährten Regisseuren von Laientheatern. An verschiedensten Orten führt er seither begeistert Regie bei unterschiedlichen Stücken und schreibt diese oft auch selber. Wo liegt für ihn die Faszination für das Volkstheater? «Alle Emotionen werden angesprochen, lustige, berührende, spannende – und auch traurige. Die Spielerinnen und Spieler, alt und jung, sind mit Herzblut dabei und freuen sich, wenn eine Aufführung gelingt.» Er schätzt es, mit einer Gruppe etwas aufzubauen, die Leute zu unterhalten, und erklärt: «Solange der Energie- level stimmt, werde ich weitermachen und mich danach aufs Schreiben verlegen.» MONIKA FISCHER Foto: Monika Fischer Die Stimme des einstigen Radioreporters mag vielen noch im Ohr klingen. 36 Jahre war Renato Cavoli (69) freier Mitar- beiter von Radio DRS. Fast gleich lang arbeitete er als Sportjournalist für Printmedien. Seine zweite Leidenschaft gilt bis heute dem Volkstheater. Bei über 60 Stücken hat er seit 1996 erfolgreich Regie geführt. Emotionen auf allen Ebenen

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