KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2024

REDAKTIONELLE SEITEN 01 / 2024 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 40 DR. MED. KINGA MÉSZÁROS STRUB FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, OBERDORF BL Korrespondenzadresse: kmeszarosstrub@hin.ch GEMEINSCHAFTSPRAXIS BACHTANNE bachgasse@hin.ch www.bachtanne.ch Praxistour in Oberdorf BL Pädiatrie in der hausärztlichen Grundversorgung Nun steht für das Jahr 2024 die nächste Veränderung an. Wegen der nahenden Pensionierung eines weiteren Hausarztkollegen entschieden wir uns, einen dritten Standort in Hölstein aufzubauen und dort die Gemeinschaft mit jungen Nachwuchsärzt:innen der Hausarztmedizin und Pädiatrie zu ergänzen. Unserem Kollegen war es nicht gelungen, einen Nachfolger für seine Einzelpraxis zu finden. Wir versprachen uns mehr Erfolg mit einer Gemeinschaftspraxis und zogen es vor, proaktiv zu werden, statt später mit schlechtem Gewissen die Bevölkerung unseres Tals abweisen zu müssen. Je ländlicher, desto schwieriger ist es, ärztliche Unterstützung für eine Praxis zu finden. Glücklicherweise haben wir für den neuen Standort eine pädiatrische Kollegin gefunden, welche mich tatkräftig unterstützen kann, und auch die Rekrutierung von Hausarztnachwuchs scheint zu gelingen. Die Integration der Pädiatrie in die hausärztliche Grundversorgerpraxis bietet aus meiner Sicht nur Vorteile. Medizinisch kann ich in einer ländlichen Hausarztpraxis die gesamte Praxis-Infrastruktur mit grossem Praxislabor, Röntgen, Ultraschall, EKG usw. mitbenutzen, welche ich als Pädiaterin allein niemals rentabel betreiben könnte. Unsere Kundschaft schätzt es sehr, dass wir die meisten Untersuchungen und Behandlungen vor Ort anbieten können, da der Weg bis ins Kinderspital nach Basel je nach Verkehr mindestens 30–45 Minuten dauert. Unser voll elektronisches Praxissystem und die Vernetzung der zwei, bald drei, Standorte erlaubt den Zugriff auf alle Daten von überall her, auch von zu Hause aus. So sind an allen Standorten die Daten unserer Patient:innen einsehbar und mit gutem Vorwissen die adäquate Behandlung auch durch Kolleg:innen im Notfall gewährleistet. Der Austausch mit meinen Kolleg:innen der Erwachsenenmedizin hilft mir, Jugendliche adäquat weiter zu begleiten, bis sie ohne grossen administrativen Aufwand praxisintern wechseln können. Bei akuten Bagatellerkrankungen kann ich auch mal einen Elternteil beraten oder Lücken in ihrem Impfstatus gleich selbst beheben. Soweit Familien dies wünschen, ist der Austausch unter uns Ärzt:innen über Probleme, welche mehrere Familienmitglieder betreffen, möglich, was die Begleitung der gesamten Familie erleichtert und auf verschiedene Schultern verteilen lässt. Während meiner Abwesenheit können mich meine hausärztlichen Kolleg:innen in der Behandlung von akuten Erkrankungen bei Kindern sehr gut vertreten. Sie sind gut eingeVor bald 20 Jahren habe ich es zusammen mit meinem Ehemann und einer Kollegin gewagt, den Betrieb einer hausärztlichen Grundversorgerpraxis im Waldenburgertal von den Eltern meines Mannes zu übernehmen. Damals galt ein Zulassungsstopp für neue Leistungserbringer:innen. Dies bedeutete, dass ich die Aufnahme meiner ärztlichen Tätigkeit als Pädiaterin im Kreise der umliegenden Hausärzt:innen rechtfertigen musste, um vom Kantonsarzt eine Bewilligung zu erhalten. Auch wenn die umliegenden Hausärzt:innen damals die Kinderbetreuung als ihre Aufgabe betrachteten, stellten sie sich mir glücklicherweise nicht in den Weg und erlaubten mir, das Angebot unserer Grundversorgerpraxis zu ergänzen. So konnten wir vom ersten Tag an mit «fundiertem Fachwissen» für ganze Familien da sein, auch wenn nicht alle Familienmitglieder vom gleichen Arzt bzw. von der gleichen Ärztin betreut wurden. In den folgenden Jahren ermöglichte uns die Pensionierung von zwei Hausärzten in der Region den Ausbau unserer Gemeinschaft auf 6 Ärzt:innen und die Expansion auf einen zweiten Praxisstandort in Bubendorf. Weiterhin blieb ich in unserer Gemeinschaft die einzige Pädiaterin. Team Oberdorf 2024 Fotos: Gemeinschaftspraxis Bachtanne

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