KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2024

01 / 2024 REDAKTIONELLE SEITEN KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 41 führt in die Behandlung von Kindern und sind es sich gewohnt, Kinder in der Praxis zu sehen. Die Zusammenarbeit mit Hausärzt:innen erweitert meinen Horizont; mein Blickfeld ist nicht nur auf das Kindesalter beschränkt. Dabei stellt sich mir immer wieder die Frage, welches unsere Aufgaben als Kinder- und Jugendärzt:innen sein sollen. Täglich bin ich mit Anfragen von frischgebackenen Eltern ausserhalb meines Einzugsgebietes auf der Suche nach einer Kinderärztin für ihr Kind konfrontiert, da sie in ihrer näheren Umgebung keine Aufnahme finden. Gleiches gilt für die Eltern selbst. Wir sollen als Grundversorger:innnen wohl die medizinische Grundversorgung sicherstellen. Doch was alles gehört dazu? Mein Alltag ist gefüllt mit Vorsorgeuntersuchungen und Impfterminen. Daneben soll ich mich um akute medizinische Erkrankungen kümmern und allerlei Probleme lösen, wie Ehe-, Schul-, Erziehungs-, Beziehungs-, Sucht- und Ausbildungsprobleme. Ich denke, hier benötigen wir Unterstützung von anderen Institutionen. Wir können als Ärzt:innen nicht alles stemmen. Dennoch zeigt es sich, wie auch in der Hausarztmedizin, dass es für eine umfassende und gelingende Behandlung und Begleitung von Patient:innen sehr wichtig ist, die Fäden bei einer Person mit breitgefächertem Wissen zusammenlaufen zu lassen. Ich denke, als Kinder-, Jugend- und Hausärzt:innen haben wir sehr gute Voraussetzungen, dieser Funktion gerecht zu werden. Wir können die Patient:innen auf ihrem Weg begleiten und ihnen helfen, die Verantwortung für sich zu übernehmen und sich selbst zu helfen. Als selbständige Pädiaterin in einer hausärztlichen Gemeinschaftspraxis arbeiten zu dürfen, erfüllt mich bis heute mit grosser Genugtuung und bietet mir abwechslungsreiche Herausforderungen. Wir haben die Hauptverantwortung für einzelne Bereiche der Betriebsführung unter den an der Gemeinschaft mitbeteiligten Ärzt:innen aufgeteilt. So gehören neben der ärztlichen Tätigkeit auch die Führung eines unterdessen beachtlichen Teams von etwa 20 Mitarbeitenden und die Finanzverwaltung zu meinen Aufgaben. Die wohl von vielen gefürchtete Personalführung erlebe ich als sehr spannende und befriedigende Erweiterung meines persönlichen und beruflichen Horizontes. Dazu habe ich mehrere Weiterbildungen zu Führungs- und arbeitsrechtlichen Themen besucht. Dabei habe ich viel über mich selbst und über die Kommunikation mit Menschen gelernt. Diese Erfahrungen fliessen nun in die gemeinsame Führung unserer einfachen Gesellschaft mit sechs Mitgliedern und auch in meine Beratungsgespräche mit ein. Den Schritt in die Selbständigkeit bereue ich keine Sekunde. Sie bietet mir viel Gestaltungsmöglichkeit in verschiedenen Tätigkeitsfeldern. Dabei schätze ich es sehr, Teil einer Gesellschaft zu sein. Wichtige Entscheidungen müssen in unserer Gesellschaft einstimmig gefällt werden. Das bedeutet, dass ich nicht einfach allein entscheiden kann, wie ich will, sondern mich mit meinen Kolleg:innen absprechen und mich auf ihre Meinung und Sichtweise einlassen muss. Dies gelingt nicht immer reibungslos. Dafür trage ich die Verantwortung für einen Betrieb von unterdessen mittlerer Grösse nicht allein, sondern zusammen mit fünf Kolleg:innen. Die Aufgaben und die Verantwortung verteilen sich so auf viele Schultern und fühlen sich leichter an. Die Work-Life- Balance lässt sich auf diese Weise von allen so gestalten, dass sie sich wohlfühlen. Einen besseren Arbeitsplatz als diesen kann ich mir nicht vorstellen! ■

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx