KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2023

ERFAHRUNGSBERICHT 02 / 2023 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 50 Nach einer kurzen Entspannungsreise für jede/n von uns, geleitet durch Camilla Ceppi, gingen wir die Schlüsselelemente der Hypnosetherapie durch: ■ Trance ist ein natürlicher Zustand. ■ Therapeutischer Gebrauch der Sprache (z. B. «Mut heisst: Angst empfinden und es trotzdem tun»). ■ Ziele der Hypnose: Ressourcen des Kindes stärken, Selbstwirksamkeit fördern. Nachhaltige Veränderung erwirken auf dem Lebensweg. ■ Körperliche Indikatoren der Trance. ■ Ablauf des hypnotischen Prozesses: Relaxation: Einladung zur Fantasiereise an den «safe place». Entspannung mittels Blitzinduktion über Ausatmung, Punktfixation oder magnetische Finger. Work: Vertiefung der Wahrnehmung über die Parameter visuell, akustisch, kinästhetisch, olfaktorisch und gustatorisch, kurz VAKOG. Im vertieften Trancezustand Verankerung der hypnotischen Ziele, welche im Vorgespräch festgelegt worden sind. Reversal: Beenden der Hypnose und Reorientierung im Hier und Jetzt. Evaluation: Was hat gepasst, was noch nicht? Grundvoraussetzungen von unserer Seite als Therapierende: Spielerisches Herangehen, Akzeptanz des Kindes, hohe Neugier und Empathie. Im zweiten Theorieteil erläuterten wir das Body-MindPrinzip mit dem Ziel: Erarbeiten eines Shifts von starrem, globalem Denken zu flexiblem Denken, Entwickeln von Nuancen, Psychoedukation mit altersangepasster Information. DR. MED. CÉCILE PFÄFFLI FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, OBERENGSTRINGEN Korrespondenzadresse: kinderpraxis@hin.ch Unter der Leitung der vier exzellenten Referentinnen Camilla Ceppi, Ines Baruffol, Mercedes Ogal und Birgitta Thomann durften wir eine Auffrischung zur medizinischen Hypnosetherapie geniessen. Refresher-Kurs in pädiatrisch- medizinischer Hypnose vom 30. März 2023 Häufige Themen sind Angst und Schmerz: Aufklären über Sinn und Unsinn der Angst. Im urzeitlichen Leben hat sie Sinn gemacht als Überlebensstrategie mit den drei Reaktionsweisen «fight», «flight» oder «freeze». Schmerz kann als Schutzfunktion sinnvoll sein, z. B. beim Greifen auf eine heisse Herdplatte. Erarbeiten, wann Reaktionsmuster im Alltag als falscher Alarm fehl am Platz sind, z. B. Blockade. Reframing der Reaktionsmuster: Jede Empfindung macht Sinn. Wir müssen ihren Sinn verstehen. Die negative Konnotation positiv umformulieren. Aus einem starren Konstrukt ein flexibles erarbeiten: «Ich will nicht Angst haben» zu «Was will ich denn?» Chef bleiben über den Schmerz, Distanz halten zum Schmerz. Zeichnen als einfaches Hilfsmittel verwenden: Dies ist auch ein Trancezustand. Anwenden des «growing mindsets»: Von globalem Denken «Ich kann das nicht» zu flexiblem Denken «Ich beginne mit dem Einfachsten», «Fehler sind Helfer». Stärken entwickeln: «Ich kann das noch nicht», «Das Beste kommt noch». Erarbeiten, wann es sich um vorgestellte Sorgen handeln kann, was realistisches Denken dazu ist. Schritte für die Erarbeitung der zielorientierten Suggestion: Definition der Herausforderung. Ideen und Fähigkeiten entwickeln zur Bewältigung: z. B. Schutzanzug, Sorgen an Ballon knüpfen, erste kleine Schritte definieren, die zwar stressen, aber aushaltbar sind. Notfallplan erstellen: Das Sich-Spüren vermittelt Sicherheit. Atmung als Ressource entdecken. Realitätscheck, ob die Ideen für die zu bewältigende Situation auch passend sind. Dabei immer «go with the flow», die Ideen des Kindes aufnehmen. Wie können wir medizinische Hypnosetherapie erklären? Zum Beispiel als Fantasiereise, in der Veränderungen möglich sind. All diese geballte Ladung Theorie wendeten wir in Gruppenarbeit zu den Themen Angst, Schmerz und Enuresis gleich an. Mit vollem Rucksack werden wir im Alltag das Gelernte umsetzen. Herzlichen Dank für diesen bereichernden Kurs. ■ Foto: Mercedes Ogal

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