KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2023

BERUFSPOLITIK 01 / 2023 KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 14 und Lobbyarbeit im Parlament, in den Parteien, bei Entscheidungsträgerinnen in Politik und Verwaltung, bei Versicherungen und Medien. Eine nie endende Aufgabe ohne schnelle Erfolge. Und trotzdem von enormer Bedeutung. Bereits im Herbst dieses Jahres werden die eidgenössischen Räte neu zusammengesetzt. Wieder geht Wissen verloren. Wieder muss der Standpunkt der Haus- und Kinderärzte vermittelt werden. Gesundheitspolitik ist weitaus komplizierter als es prima vista den Anschein macht. An zahlreichen Anlässen und Treffen mit Politikern, Versicherern und der Verwaltung vermittelt mfe die Sichtweise der Haus- und Kinderärztinnen. Noch immer kämpfen wir für den neuen Tarif Tardoc. In kleinen Schritten geht es voran. Immer wieder diskutieren wir über Kostensparmassnahmen, Kostenziele, Medikamentenpreise, Labortarife, Wirtschaftlichkeitsverfahren. Seit Jahren beschwören mfe und FMH den Mangel und vertreten die Ansicht – basierend auf den Workforce-Studien – dass nicht der Mangel an Finanzen die Grundversorgung bedroht, sondern der Mangel an Fachkräften. Und siehe da! Die Realität hat uns eingeholt. Was will die Pädiatrie? mfe, der Verband der Haus- und Kinderärzte, wird aufgrund der zahlenmässigen Verhältnisse von Vertretern der Erwachsenenmedizin dominiert. Es war aber auch kein Problem, dass drei Pädiater im Vorstand Einsitz nehmen konnten und der Schwerpunkt Tarife von zwei Pädiaterinnen geleitet wird. Viele Pädiaterinnen sind als Delegierte aktiv. Und doch braucht es immer wieder pädiatrischen Nachwuchs in den Berufsverbänden, auch bei mfe. Noch mehr braucht es den Input aus der Pädiatrie, die Ideen und Anliegen aus der kinderärztlichen Basis und die Unterstützung durch die pädiatrischen Verbände SGP und KIS, damit mfe, insbesondere die pädiatrischen Vorstandsmitglieder, die Anliegen der Pädiatrie vertreten kann. Engagement ist gefragt, als Praktizierende, als Mitglieder, als Delegierte, lokal, regional und national. Und auch in unseren Praxen können wir politisch aktiv sein und auf bestehende Probleme im Gesundheitswesen im Allgemeinen und in der Pädiatrie im Besonderen hinweisen und auf Irrwege der Politik aufmerksam machen. Das haben wir selbst in der Hand. ■ Im Zentrum des Sturms Von irgendwo bläst der Wind immer. Aufgabe von Berufsverbänden wie mfe und KIS ist es, den Sturm möglichst frühzeitig zu erkennen, Schutzmassnahmen zu ergreifen und die Energie zu nutzen. Die Diskussionen um die Gesundheits- und Arztkosten sind etwas in den Hintergrund gerückt angesichts von dringenderen Problemen: hohe Krankheitslast, fehlendes Personal, fehlende Medikamente, fehlende Spitalbetten, überfüllte Praxen und Notfallstationen. Die Realität hat gezeigt, was mfe immer und immer wieder beim BAG deponiert hat: Die vom BAG/OBSAN berechneten Zahlen zur ärztlichen Versorgung, welche die Grundlage für die Zulassung bilden, sind unbrauchbar. In der Haus- und Kinderarztmedizin gibt es keine Überversorgung – ganz im Gegenteil. Die Bevölkerung hat dies auf unangenehme Weise erfahren. Die Medien haben es aufgegriffen. Zahlreiche Berufsverbände haben die Chance erkannt und eine Informations- initiative gestartet. Vielleicht hat auch die Politik verstanden, dass ihre Sichtweise während Jahren zumindest eingeengt war. Forderungen von allen Seiten: mehr Lohn, mehr Freizeit, mehr Planungssicherheit, mehr Mitsprache, mehr Geld für die Spitäler zur Deckung der gestiegenen Energiekosten und zum Ausgleich der Teuerung. Forderungen an die Ärzteschaft: mehr arbeiten, zu günstigeren Preisen, bessere Qualität, Nachweis der Qualität, für eigenen Nachwuchs und den von medizinischen Praxisassistentinnen sorgen, höhere Löhne zahlen. Und das mit einem mehr als 20 Jahre alten Tarif. Schon vor der Winterkrise haben wir 10 % mehr Patienten behandelt als im Jahr zuvor (vergleiche SAEZ vom 1. März 2023, S. 28–31, DOI: https://doi.org/10.4414/ saez.2023.21559). Der neue Tarif Tardoc muss die Kostenneutralität wahren: keine Kostensteigerung im Vergleich zu den Neunzigerjahren des letzten Jahrhunderts. Ob in diesem engen Korsett eine Verbesserung für die Haus- und Kinderärzte drin liegt, wird erst die Erfahrung zeigen. Aufwand und Ertrag Die Berufsverbände sollten Unheil abwenden und in eine rosige Zukunft führen. Das Ziel ist klar, der Weg steinig und lang. mfe hat – ähnlich wie die FMH – einen schwierigen Stand. Als Interessenverband für die Anliegen der praktizierenden Kinderärztinnen und Hausärzte, speziell zu diesem Zweck von der SGAIM und der SGP ins Leben gerufen, betreibt mfe Informations- DR. MED. ROLF TEMPERLI VORSTANDSMITGLIED MFE, EHRENMITGLIED KINDERÄRZTE SCHWEIZ, LIEBEFELD Korrespondenzadresse: temperli-rossini@bluewin.ch DR. MED. HEIDI ZINGGELER FUHRER VIZE-PRÄSIDENTIN MFE, ZUSTÄNDIGKEIT PÄDIATRIE, CHUR Korrespondenzadresse: h.zinggeler@mez-chur.ch

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