KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2022

04 / 2022 JAHRESTAGUNG K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 37 Team-Workshop für Ärztinnen /Ärzte und MPAs 3: Reanimation ABC der Kinderreanimation Eine Sekunde nicht aufgepasst und schon ist es passiert: Notfallsituationen kommen meist unverhofft im privaten oder im Praxisalltag, weswegen es umso wichtiger ist, betreffend den richtigen Reaktionen up to date zu sein. Dies konnten wir mit einem sehr aufgestellten Team aus dem Kispi Zürich erleben und praktisch verfestigen. Wir durchliefen drei Posten: 1. Posten Reanimationsstimulation Säugling, Kind und «Erwachsene»: Der Unterschied zwischen der Kinder- und Erwachsenen-Reanimation ist: Erwachsene 30/2, Kinder und Säuglinge: 15/2, Neugeborene 3/1 (bedeutet beim Erwachsenen 30× Herzdruckmassage / 2× Beatmung). Bei Säuglingen und Neugeborenen Daumentechnik oder Zweifingertechnik verwenden. Wichtig: ans Notrufabsetzen denken! Hilfe beiziehen, nicht alleine meistern. Keine Angst bei der Herzmassage, man kann nichts kaputt machen. Immer gut zu wissen ist: Wo ist der nächste AED in der Umgebung? Gibt es einen Ambubeutel in der Praxis? Masken in verschiedenen Grössen vorhanden? Ist Sauerstoff vorhanden? INSTRUKTORINNEN: DR. MED. EVA BERGER OLAH DR. MED. IRIS I. BACHMANN HOLZINGER KATHRIN DE MEURICHY Interdisziplinäre Notfallstation Universitätskinderspital Zürich AUTORINNEN: REGULA BENZ Pflegefachfrau TANJA BERNASCONI MPA INA KAUFMANN FaGe STEPHANIE KINDLER Pflegefachfrau kinderarztpraxis am kronenplatz, Binningen Korrespondenzadresse: kinderarztpraxisamkronenplatz@ hin.ch 2. Posten anaphylaktischer Schock Es müssen immer zwei Symptome vorhanden sein, um einen anaphylaktischen Schock zu erkennen: Haut/ Schleimhaut, Atmung, Kreislauf, Gastro/Intestinal. Sobald zwei Symptome vorhanden, Adrenalin i.m. (Epipen) in angemessener Dosierung anwenden und danach alarmieren. Nach jedem Anwenden vom Epipen muss das Kind mit der Ambulanz zur Überwachung ins Kinderspital gebracht werden. Wenn möglich, O2-Gabe. Bei fehlender Besserung nach 5 bis 10 Min. Adrenalingabe i.m. wiederholen. 3. Posten Aspiration Algorithmus Säuglinge: fünf Schläge zwischen die Schulterblätter, fünf Thorax-Kompressionen. Wichtig: Kopf gut stützen. Erwachsene: Heimlich-Manöver. Es war ein sehr spannender, praktisch orientierter Workshop, welcher uns wieder einmal die wichtigsten Infos geliefert hat. ■ Nach einer kurzen Einführung über die Bedeutung des Wortes Tabu (Polynesisch: etwas Heiliges, Geweihtes, Unheimliches; mit einem Bann oder Fluch Belegtes) erörterten wir in einer Gruppenarbeit die Tabus in der kinderärztlichen Praxis. Welche Themen sprechen wir nicht oder nur ungern an? Problematische Familienverhältnisse, psychische Erkrankungen, Sucht, Sexualität, Trauer, Gewalt, erzieherisches Fehlverhalten, Religion oder ungenügende Körperhygiene wurden genannt. Anhand konkreter Beispiele der Workshop-Teilnehmenden führte uns der Referent durch die Thematik: ■ Wie sprechen wir als Ärztinnen Eltern an, die vorgängig einen Konflikt mit der MPA ausgetragen, diese allenfalls gar beleidigt haben? Soll/darf die MPA die Familie selbst direkt ansprechen? Wie kann sie das machen? ■ Wir reagiere ich, wenn der Vater vor meinen Augen dem ungehorsamen Kind eine Ohrfeige verpasst? ■ Spreche ich den starken Körpergeruch einer Familie an, oder rümpfe ich weiter die Nase und lüfte ausgiebig, nachdem die «duftende» Familie die Praxis verlassen hat? REFERENT: DR. MED. CHRISTIAN WÜTHRICH Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie FMH, Bern MODERATION: BRIGITTE LAURI MPA, Kinder- und Jugendmedizin Köniz, Liebefeld AUTORIN: DR. MED. JANINE RHINER Fachärztin für Kinder- und Jugendmedizin FMH, Kinderarztpraxis Tamariki, Oberuzwil Korrespondenzadresse: janine.rhiner@hin.ch Team-Workshop für Ärztinnen /Ärzte und MPAs 4: Tabuthemen Tabuthemen ansprechen – ansprechen, aber wie? ■ Wie gehe ich mit befreundeten Eltern um, welche mich um den Finger wickeln, mich mehr involvieren, als eigentlich mein medizinischer Auftrag wäre? Ein Potpourri an Inputs und Ideen im Umgang mit Tabus nahm ich mit auf den Weg: «Störungen haben Vorrang» nach Paul Watzlawick: Probleme sollten nicht verdrängt oder aufgeschoben, sondern besprochen werden. Ansonsten bleiben sie unausgesprochen schwebend im Raum. Gelegentlich kommt uns da die für medizinisches Personal typische «Bisshemmung» in die Quere. Als Grundsatz gilt: «Position beziehen, klären, ansprechen». «Ich-Botschaften» als Mittel, das Gegenüber nicht blosszustellen oder anzugreifen. Ein Knackpunkt, der uns häufig vor dem Ansprechen eines Tabus hindert: fehlendes Trennen der Sachebene von der Beziehungsebene. Für den gelungenen Workshop ein herzliches Dankeschön an den Referenten und besonders auch an die Workshop-Teilnehmenden, die tabulos über ihre schwierigen Praxissituationen berichtet haben! ■

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