KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 2/2022

7 02 / 2022 INTERN K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ sondern auch tiefe seelische Narben. Da es praktisch keine psychologischen Fachpersonen im Land gibt, weil diese entweder geflüchtet sind oder in die Armee eingezogen wurden, haben Kinder keinen Zugang zu psychologischen Hilfsangeboten und somit keine Möglichkeit, leidvolle Erlebnisse zu verarbeiten. Umso wichtiger ist es, dass die Kinder frühzeitig und eigenständig Fertigkeiten (Skills) erlernen können, die nützlich gegen Ängste und Sorgen, Schlafschwierigkeiten, Müdigkeit und Traurigkeit sowie Schmerzen sind. Mithilfe einer Sammlung an kinderfreundlichen Materialien (Comfort-Kits) und basierend auf einer Technik der Hypnose und dem autogenen Training, gibt es eine wirksame und einfach anwendbare Hilfe für diese Kinder. Das Erlernen der Skills ist einfach; sie können daher von Laien oder Kindern selbst angewandt werden. Diese effiziente Methode der Comfort-Kits wurde bereits in Haiti erprobt; eine Studie hat ihre Wirkung bewiesen. In enger Zusammenarbeit mit der amerikanischen Psychologin Dr. Lisa Lombard, PhD und demU.S. National Pediatric Hypnosis Training Institute werden diese ComfortKits in den nächsten Wochen zusammengestellt. Dabei unterstützen uns aus der Schweiz Dres. med. Camilla Ceppi und Sabine Zehnder. Die Comfort-Kits werden durch uns in der Schweiz in Zusammenarbeit mit geflüchteten Menschen aus der Ukraine zusammengestellt und danach vor Ort verteilt und ihre Anwendung unterstützt. In einem zweiten Schritt planen wir die Lieferung auf Flüchtlingszentren und auch für andere Kriegsregionen und Länder auszudehnen. Projekt «Technische Orthopädie für Kriegsopfer»: Die Hilfsmittelversorgung von Kindern und Erwachsenen mit Amputationen und schwersten Kriegsverletzungen. Strukturen und Kompetenzen zu Rehabilitation und Wiedereingliederung im Leben mittels Prothesen und anderer Hilfsmittel sind in der Ukraine praktisch nicht vorhanden. Mithilfe von Experten und Expertinnen aus der Schweiz und dem nötigen Material fördern wir derzeit an zwei Orten in der Ukraine Kompetenz und Infrastruktur für technische Orthopädie, welche Menschen mit schweren Verletzungen und Amputationen versorgen können. Gleichzeitig sollten diese Kompetenzzentren zur Ausbildung für weitere Zentren dienen, welche zur Versorgung der Kriegsopfer dringend nötig sind. Zusammen mit Prof. Dr. med. Ulrich Exner von der Hirslanden Klinik Zürich und Helfenden vor Ort wie dem Schweizer Hanspeter Tschanz, ehemaliger Orthopädietechniker der Universitätsklinik Balgrist in Zürich, bauen wir eine technische Orthopädie auf. (Bitte lesen Sie auch den Bericht «Viel guter Wille – aber kaum Koordination», der im Tagesanzeiger vom 4. Mai 2022 erschienen ist.) Diese Einrichtung kommt letztlich auch wieder den Kindern mit Mehrfachbehinderungen zugute, z. B. bei der Anpassung ihrer Rollstühle und Schienen. Aber wir stehen noch am Anfang und es fehlt hinten und vorn an Fachwissen und Material, obwohl der Bedarf jetzt schon gross ist und die Zeit drängt. Denn sobald sich die ukrainischen Kinder wieder etwas freier bewegen können, ist leider nochmals ein Anstieg schwerer Verletzungen durch Minen zu erwarten. Aber wir sind zuversichtlich, dass wir mit eurer und Ihrer Hilfe mehr als nur einen Tropfen auf den heissen Stein bieten können. Die Welle der Spenden ist momentan etwas abgeflacht. Jedoch ist die Not vor Ort nach wie vor gross und weitere Hilfsgüter werden dringend benötigt. Wir danken Ihnen von Herzen, dass Sie weiterhin in der Form von Spenden einen kleinen Teil von Ihrem Glück an die ukrainischen Kinder und ihre medizinischen Versorgenden weitergeben. Es ist und bleibt unser Ziel, jeden Franken Ihrer Spende ausschliesslich für Beschaffung, Transport und Verteilung vor Ort einzusetzen. Dank der wundervollen Arbeit der ehrenamtlichen Helfenden, einem grossartigen Netzwerk und dem Nutzen von Synergien bestehender Infrastrukturen fallen in der Schweiz keine administrativen Kosten an. So fliesst wirklich jeder Franken direkt in Hilfe für die Ukraine. Danke von ganzem Herzen an alle, die das ermöglichen. ■ 1. Aus Sicherheitsgründen nennen wir öffentlich keine vollständigen Namen und keine genauen Orte, Spitäler oder Länder. Für mehr Informationen steht Jürg Streuli aber gerne persönlich zu Verfügung. Eben noch in Schweizer Spitalkellern und schon in der Ukraine – Dank Ihren Spenden und der guten Zusammenarbeit mit Swiss Orthopedics und dem Verband der Zürcher Spitäler. Hier kommt ein Ultraschall zur Anwendung, der uns von einem Zürcher Spital geschenkt wurde. Ein junger Soldat, knapp volljährig, sichtbar auf demWeg zur Besserung. Dank einem VAC können wir Wunden wirksamer behandeln und verhindern gleichzeitig weitere Antibiotikaresistenzen.

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