Zenit Nr. 4, Dezember 2019

10 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 19 An drei Halbtagen pro Woche engagieren sich Rosette Christen-Salber und Melk Blättler freiwillig für Migrantinnen und Migranten. Sie bauen Kontakte auf und gehen auf deren Bedürfnisse ein. So schlagen sie eine Brücke zwischen Menschen verschiedener Kulturen und Religionen. Orte, wo alle Menschen Fotos: Peter Lauth VoN Monika Fischer Im «Hello Welcome», dem Pavillon hinter dem Hotel Astoria in Luzern, herrscht reger Betrieb. Nach und nach treffen die mehrheitlich jungen Frauen und Männer aus Eritrea, Afghanistan, Somalia, aus dem Iran, dem Irak usw. ein. Viele kennen sich und begrüssen sich herzlich. Die einen holen zuerst einen Kaffee oder ein Glas Wasser und setzen sich an einen Tisch. Manche packen sofort ihre Hausaufgaben aus und vertiefen sich in Bücher und Hefte. Da und dort entwickeln sich spontane Gesprä- che untereinander oder mit den einheimischen Frei- willigen. Neben einigen jungen Menschen haben sich vor- wiegend Seniorinnen oder Senioren für eine regelmässige Mithilfe im Offenen Treff eingetragen. Sich in der Schweiz zurechtfinden Dazu gehören neben rund 50 anderen Personen Rosette Christen-Salber (66) und Melk Blättler (69), die von ihren Einsätzen berichten. Meistens werden sie nach dem Betreten des weiten Raums sofort in Beschlag genommen. «Viele Migrantinnen und Migranten möchten einfach reden. Ich versuche gut zuzuhören und zurückzufragen, ob ich alles richtig verstanden habe, ohne das Gefühl zu haben, ich müsse schon eine Lösung bereithalten», erklärt Melk Blättler, und seine Kollegin ergänzt: «Es ist mir wich- tig, nicht nur zu fragen, sondern auch von mir zu erzäh- len. Nur so entsteht ein echter Austausch.» Die unter- schiedlichsten Anliegen werden an die Freiwilligen heran- getragen: Hilfe bei den Hausaufgaben, beimAusfüllen von Formularen, bei der Wohnungssuche, bei Auskünften über die Krankenkasse und Arbeitsmöglichkeiten sowie ab und zu eine Begleitung zu Ämtern und Institutionen. Es geht darum, eine Starthilfe zu ermöglichen und Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, damit sich die Migranten und Migrantinnen im fremden Alltag zurechtfinden und selber weitermachen können. Die Freiwilligen sind sich bewusst: «Viele unter den Migranten und Migrantinnen leben in grosser Ungewissheit. Sie müssen oft sehr lange warten und bräuchten zum Teil intensivere Begleitung. So sind wir eine Überbrückung. Mit der Zeit haben wir ge- lernt, welche Anlaufstellen es für ihre Probleme gibt.» Wichtig ist ihnen, den Ratsuchenden Klarheit über ihre Möglichkeiten zu vermitteln, was nicht immer einfach ist. «Junge Menschen haben oft den Eindruck, das Leben in der Schweiz sei voll easy. Sie klagen etwa über die geringen Wahlmöglichkeiten bei der Lehrstellensuche. Da müssen wir sie auf den Boden der Realität bringen und zeigen, dass sie Abstriche machen und von unten beginnen müssen.» Sprache als Schlüssel zur Integration Neben dem Offenen Treff engagieren sich Melk Blättler und Rosette Christen-Salber auch je einen Halbtag im

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