Zenit Nr. 4, Dezember 2019

willkommen sind Hello Welcome Café International im «Sentitreff» und im Lernatelier in den Räumlichkeiten von «Hello Welcome». Dieses unter- stützt Migrantinnen undMigranten gezielt beimDeutsch- lernen. Die Gäste sitzen je nach Sprachniveau an be- stimmten Tischen beisammen. Analphabeten oder Menschen, die sich auf einen Sprachtest vorbereiten, kön- nen dadurch mit den zusätzlich vorhandenen Lehrmitteln gezielter unterstützt und gefördert werden. Die Einsätze sind anspruchsvoll. Doch wissen die Lernenden gemäss Rosette Christen-Salber, dass die Freiwilligen keine Deutschlehrpersonen sind. «Wir kennen uns in der aktuellen Grammatik für die Fortgeschrittenen nicht mehr im Detail aus und fragen einander oder die anwe- sende Lehrperson, wenn wir etwas nicht wissen.» Mühe haben sie auch hie und da mit den Lehrmitteln: «Wenn etwa Menschen, die wochenlang in einem Boot auf dem Meer herumgetrieben sind, als Hausaufgabe eine fingierte Schiffsreise buchen müssen. Doch versuchen wir, Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 19 11 das Beste aus der Sache zu machen.» Zu den Aufgaben ge- hört auch, auszuhalten, wenn Besucherinnen und Besu- cher mit der Sprache einfach nicht vorwärtskommen. Dies sind vor allem Menschen mit geringer Schulbildung im Herkunftsland, was sich erschwerend auf ihre Arbeits- möglichkeiten in der Schweiz auswirkt. Menschen brauchen Respekt Rosette Christen-Salber erzählt, was sie zu ihren Einsätzen motivierte. Die Primarlehrerin und Erwachsenenbild- nerin hatte nach einem Psychologiestudium am Kinder- gartenseminar Luzern Pädagogik und Psychologie unter- richtet, Weiterbildungskurse für Lehrpersonen geleitet und die letzten 13 Berufsjahre in der Schulberatung des Kantons Luzern gearbeitet. Bei einer Veranstaltung lernte sie die «Lebendige Bibliothek» kennen, wo man Menschen anstelle von Büchern für ein Gespräch ausleihen kann. So lernte sie den «Sentitreff» und einen irakischen Besucher kennen. Sie fragte ihn, was Migranten eigentlich brau- chen. «Er sagte ein einziges Wort: Respekt. Das hat mich sehr beeindruckt. Ich erkannte, dass es am allerwichtigs- ten ist, mit welcher Haltung wir den Migrantinnen und Migranten begegnen», meint die Mutter einer erwachse- nen Tochter. Diese Begegnung war für sie der Auslöser für ihr Enga- gement noch während ihrer Berufszeit und erst recht seit der Pensionierung vor drei Jahren. «Ich habe immer gerne mit Menschen gearbeitet. Zudem liebe ich Sprachen und weiss um deren Bedeutung. Je rascher die Migrantinnen und Migranten die deutsche Sprache kennen, umso schneller finden sie sich im Alltag zurecht.» Rosette Christen-Salber kann gut erklären. «Das war schliesslich mein Beruf. Meine Einsätze sind in diesem Sinn eine Fort- setzung dessen, was ich zeitlebens gemacht habe. Alles, was ich gelernt habe, kann ich jetzt anwenden. Seit Beginn gehe ich gern zu meinen Einsätzen. Mit der Zeit kennen mich die Gäste. Wir freuen uns, einander wieder zu sehen, und es entwickeln sich Beziehungen.» Horizonterweiterung Melk Blättler erfährt es ähnlich: «Beim lebendigen Aus- tausch gibt es oft Überraschungen und neue unerwartete Begegnungen mit jungen Menschen und Familien.» Auch er liebt Sprachen und hatte im Berufsleben viele internati- onale Kontakte. Der Elektrotechniker hat in internationa- len Betrieben als Inbetriebnahme-Ingenieur gearbeitet und in Spanien verschiedene Projekte durchgeführt. Ein

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