Zenit Nr. 4, Dezember 2018

42 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 18 Während im Centovalli und im Adula-Gebiet der Wandel zumNationalpark von der Bevölkerung abgelehnt wurde, be- kennen sich die Entlebucher seit September 2000 (mit 94% der Stimmen!) zu einem ausgewogenen Umgang mit der Na- tur. Das Entlebuch ist weltweit die erste Region, die über die Einführung einer Biosphäre abgestimmt hat. Doch nur 8% der Fläche des Entlebuchs sind «national- parkähnlich» geschützt. Das sind die Kernzonen – in der Grafik oben rot. Hier soll sich die Natur ohne Eingriff des Menschen entwickeln. Es ist keinerlei Landnutzung erlaubt. In der Pflegezone (gelb), 42% der Fläche, steht die behut- same, traditionelle Landnutzung imVordergrund. Sie soll ein Puffer zur Entwicklungszone sein (weiss), 50% der Fläche. Hier darf ungehindert bewirtschaftet werden. Die Nutzung soll aber ökonomisch sinnvoll, Ressourcen schonend und ökologisch vertretbar sein. Die rote Kernzone ist zersplittert und erstreckt sich auf Kalkfelsen und Hochmoore. Kritische Naturschützer monieren, dass Kernzonen über das ganze Land zersplittert seien, dass die Pufferung zwischen Kern- und Entwicklungszone oft fehle und die Kernzone oft direkt an die Entwicklungszone grenze. Den Antrag an die UNESCO für eine Aufnahme ins weltweite Netzwerk der Biosphärenreservate musste der Bundesrat stellen. Hauptkriterium war die Einzigartigkeit: 44 Hochmoore, 61 Flachmoore, 4 grosse Moorlandschaf- ten, das Karstgebiet der Schrattenfluh, das Wildschutz- gebiet am Brienzer Rothorn, Schluchtwälder, Auen,Wasser- läufe und naturnahe Wälder. Die Biosphäre Entlebuch (man ist hier vom Begriff «Reservat» abgekommen) ist ein Unternehmen mit rund einem Dutzend Voll- und Teilzeitstellen und einem Jahres- budget von CHF 1,8 Mio. Beiträge leisten Bund, Kanton und Gemeinden sowie Verbände, Vereine und Sponsoren. 17 000 Menschen leben im Entlebuch – die Hälfte davon ist mit der Landwirtschaft und folglich mit der Natur eng verbunden. Die Abwanderung ist gross – doch seit 20 Jahren weht dank der Biosphäre ein neuer Wind. Dr. phil. Walter Steffen ist Historiker. Geboren 1945 in Luzern, Städtisches Lehrerseminar und Studien in Zürich und Bologna. 30 Jahre Lehrer für Geschichte, Italienisch und Englisch an den Lehrerseminarien Luzern und Hitzkirch. Seit der Pensionierung ist er Reiseleiter für Italien. Biosphäre Entlebuch - Entwicklungszone Pflegezone Kernzone Karte: © GIS Kanton Luzern; Foto: Fotolia

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