Zenit Nr. 4, Dezember 2018

«Die Musik ist für mich sehr wichtig.» Die zierliche Frau, die 1937 geboren wurde, sagt dies mit strahlenden Augen. Der Weg zu ihrer Lebensbestimmung war allerdings lang und hart. «Schon als Kind habe ich immer gesungen, wenn ich nicht geredet habe», sagt sie und erzählt von ihren frü- hen Auftritten: als Weihnachtsengel im Kantonsspital, mit Jodelliedern zur Handorgelbegleitung im Löwengartensaal, mit dem Schnyderchörli in der Primarschule, in der Sekun- darschule mit der eigenen Rhythmusgruppe und deutschen Schlagern. Schon früh wusste sie: Ich will Sängerin werde, doch hatten ihre Eltern kein Gehör für ihren Berufswunsch. Während ihres Einsatzes als Volontärin in einemWaisen- haus in Belgien erkannte die Oberin ihr Talent und ermög- lichte ihr Gesangsstunden am Konservatorium. «Beim Ab- schluss sang ich ‹La Truite› von Schubert, das war mein Schwenker zur Klassik», erzählt sie lachend. Doch absol- vierte sie danach auf Geheiss der Eltern «Frei’s Handels- schule» und arbeitete als Sekretärin. Vermittelt durch ihre frühere Lehrerin Hedwig Schnyder nahm sie daneben Gesangsstunden bei Lucia Corridori, die am Konservato- rium unterrichtete. Es war auch ihre einstige Lehrerin, die sie beim Talent-Wettbewerb «Erste Chance» im Fernsehen anmeldete. Zu ihrer Überraschung gewann sie den ersten Preis. Doch verboten die Eltern die zwei damit verbundenen Auftritte im Fernsehen ebenso wie ein Engagement am Stadttheater Luzern. Rosmarie Hofmann fügte sich, wenig später auch in die Bedingung, das Singen bei der Heirat aufzugeben. Als glückliche Mutter zweier Kinder im Aargau ver- misste sie die Musik sehr. Deshalb packte sie die Chance, drei Wochen vor der Hauptaufführung für die Hauptrolle der Saffi im «Zigeunerbaron» einzuspringen. «Da ich kein Klavier hatte, übte ich die Melodie auf der Blockflöte ein. Es wurde ein Bombenerfolg. Ich hatte meinen eigenen Weg gefunden. Obwohl mein Ehemann nicht wollte, dass ich Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 18 41 weitersinge, liess ich mich nicht mehr bremsen.» Sie sang an Vereinsanlässen und Gottesdiensten, bei Abdankungen, Hochzeiten und Operetten. Nach der Scheidung lernte sie den Chorleiter und Sänger Peter Sigrist kennen. Nach der Heirat 1981 kaufte das Paar das Haus an der Mozartstrasse in Luzern. «Die Kinder waren erwachsen, jetzt konnte ich richtig loslegen.» Sie trat in ganz Europa als Solistin in Konzerten und Oratorien auf, bestritt Lie- derabende und machte viele Rundfunkaufnahmen. Dane- ben bildete sie an der «Scola Cantorum Basiliensis» Sänge- rinnen und Sänger aus und war an der Hochschule Luzern Expertin für den Diplomabschluss. Mit 74 hatte sie ihren letzten offiziellen Auftritt. «Die Stimme hätte noch gehalten, doch wollten die Nerven nach 60 Jahren nicht mehr.» Für die sechsfache Grossmutter und Urgrossmutter eines Mädchens ist die Familie nach wie vor das Wichtigste. Auch stickt sie gern und reist mit ihremMann in die Ferien und in fremde Länder. «Meine täglichen Schmerzen ertrage ich bes- ser, wenn ich etwas Schönes erleben kann.»Erfüllt kehrt sie auch von den Einsätzen als Freiwillige in der Aktivierung im Altersheim Rosenberg zurück. Nach wie vor bereitet ihr die Musik besondere Freude, sei es beim Singen mit den Kloster- frauen oder den Proben mit den Seniorinnen im Maihof. «Wir sind ein toller Haufen und singen jeden zweiten Diens- tagabend alles, was uns Spass macht. Interessierte sind zum Schnuppern herzlich eingeladen.» Monika Fischer Sie leitet einen kleinen Chor mit Seniorinnen im Maihof, schult die Klosterfrauen vom Heilig Kreuz in Cham im Singen und leistet als Freiwillige Einsätze im Alters- und Pflegeheim Rosenberg. Als begehrte Sopranistin war Rosmarie Hofmann jahrzehntelang in ganz Europa unterwegs. Was macht eigentlich …? «Musik ist für mich sehr wichtig» Foto: Peter Lauth

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