Zenit Nr. 3, September 2020

30 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 20 VON WALTER STEFFEN * Der Name Chabag geht auf die türkische Bezeichnung Ascha Abag zurück (d. h. «untere Gärten» – die unterhalb der ehemals türkischen Festung Ak-Kerman, heute Bilho- rod-Dnistrowsky, liegenden Weingärten). Daraus machten die welschen Siedler «Chabag» und die Russen «Shabo». Die grosszügige offene Ansiedlungspolitik des Zaren- reiches war in Westeuropa schon seit Peter dem Grossen bekannt. Viele russische Städte hatten ein deutsches Viertel, denn westliches «Know-how» war den Zaren willkommen. Aus der Schweiz gelangten im Rahmen dieser Spezialisten- 1822 wanderten 30 Weinbauern mit Pferden und Wagen in die Gegend von Odessa aus. 200 Jahre später existiert hier das grösste Weinbaugebiet der Ukraine – grösser als das Lavaux. Das vom Luzerner Künstler Hugo Schaer konzipierte «Wine Culture Centre Shabo» wird jährlich von über 50 000 Touristen besucht. Die Weinbaubetriebe und Kellereien in Shabo bieten heute über tausend Arbeitsplätze. CHABAG – SHABO Waadtländer Kolonie am Schwarzen Meer Fotos: Hugo Schaer Links oben: Kinderumzug, wahr- scheinlich zur Feier «100 Jahre Schweizer Kolonie, Chabag 1922». Rechts oben: Der «Chariot Tardent» vor dem Gemeindehaus in Chexbres VD erinnert an die Auswanderer von 1822. Links: Die vom Luzerner Hugo Schaer entworfene Fontaine Louis Tardent (das Wahrzeichen von Shabo) mit der identischen Zeichensprache des «Chariot Tardent», welche die Geschichte der Auswanderer erzählt.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx