Zenit Nr. 3, September 2020

Zusammen durch die 16 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 20 Die Corona-Pandemie und der damit einhergehende Lockdown waren für Alt und Jung eine grosse Herausforderung. Weil Seniorinnen und Senioren dazu angehalten wurden, in diesen Wochen zu Hause zu bleiben, waren Kreativität und Solidarität unter den Generationen gefragt. Zenit-Redaktorin Astrid Bossert Meier zeigt anhand von fünf Kurzporträts, wie Betroffene diese ausserordentliche Situation gemeistert haben. Die Geschwister von Luitgardis Son- deregger-Müller sind in der ganzen Schweiz verteilt, vom Genfer- bis zum Bodensee. 85 Jahre alt ist die älteste Schwester, mit 66 ist sie selbst die Jüngste. Aufgrund der grossen Distanzen treffen sich die «Müller- Geschwister» oft nur einmal jährlich. Corona verunmöglichte nun selbst dieses Treffen. Als während des Lockdowns in der «Tagesschau» täglich Skype-Inter- views mit Experten zu sehen waren, kam Luitgardis Sonderegger eine Idee: «Anstelle unseres Treffens könn- ten wir Geschwister doch gemeinsam skypen. Wenn die im Fernsehen das schaffen, schaffen wir es auch.» Als Technik- und Computer-Freak war sie sogleich Feuer und Flamme. Nicht bei allen Geschwistern traf die Idee sofort auf Gegenliebe. Doch sie liessen sich mitreissen. «Eine mei- ner älteren Schwestern ist Bäuerin. Sie meinte spontan, das brauche sie nicht mehr zu lernen. Doch dann liess auch sie sich auf das Abenteuer ein. Mit telefonischer Unterstützung schaffte sie es, selbstständig das Programm herunterzuladen und einen Account zu eröffnen.» Als sich die Geschwister an einem Sonntagmorgen im April erstmals alle auf dem Bildschirm zuwinken konnten, war die Begeisterung gross. Über eine Stunde lang wurde disku- tiert und geplaudert. «Es war fast wie am Familientisch. Wir fühlten uns einander richtig nahe», schwärmt Luitgardis Sonderegger. In den letzten Monaten sahen sich die Geschwister regelmässig per Skype. Zu sagen, dass die virtuellen Tref- fen stets reibungslos verliefen, wäre geschummelt. Mal konnte eine Schwester die anderen nicht hören. Mal sahen die Schwestern den Bruder auf seinem Tablet nicht. «Wir haben einander geholfen und Tipps gege- ben, bis wir die Technik gemeinsam in den Griff bekamen«, sagt Luitgar- dis Sonderegger. Inzwischen gehört das Skypen zur Gewohnheit, die man nicht mehr missen möchte. Deshalb findet nun an jedem ersten Sonntagmorgen im Monat ein Skype-Familientreffen statt. «Hätte man mich vor Corona gefragt, hätte ich dies für unmöglich gehalten», bilanziert die 66-Jährige. Jede Krise ist eine Chance, sagt man. Das trifft bei den Geschwistern Mül- ler zu hundert Prozent zu. LUITGARDIS SONDEREGGER (66), OBERKIRCH Geschwistertreffen am Compi Fotos: Astrid Bossert Meier

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