Zenit Nr. 3, September 2017

4 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 17 IM ZENIT VON MONIKA FISCHER In der direkten Begegnung wirkt Eveline Widmer- Schlumpf (1956) noch schmaler und zarter als in den Medien. Sie erzählt offen von ihren Erfahrungen im Zusammenleben mit verschiedenen Generationen und lacht immer wieder herzlich. Unglaublich, was diese Frau in ihrem Leben alles geleistet und durchgestanden hat! Sie muss gut geerdet sein, dass sie sich ihre Lebensfreude und ihren Optimismus bewahren konnte. Doch was motivierte die Juristin nach überaus intensi- ven Jahren als Politikerin auf Kantons- und Bundesebene, das Präsidium des Stiftungsrates von Pro Senectute Schweiz zu übernehmen? Sie erzählt, wie sie zeitlebens mit mehre- ren Generationen zusammengelebt hat. In ihrer Kindheit wohnte sie zwar nicht im gleichen Haus, jedoch in der Nähe der Grosseltern. «Diese schauten zu uns, wenn die Eltern abwesend waren. Gelegentlich waren sie für mich sogar vertrauter als die Eltern. Meine Grossmutter hatte immer alles im Griff», sagt die Bundesratstochter. Ähnlich hat sie es später als Mutter dreier Kinder per- sönlich erfahren. Wenn sie beruflich ausser Haus tätig war, wurden die Kinder von ihrer Mutter, der Schwieger- mutter oder einer guten Freundin betreut. Was sie selber als Hilfe und Bereicherung erlebt hat, möchte sie auch den nächsten Generationen weitergeben. Deshalb liess sie das Elternhaus in ein Dreigenerationenhaus mit drei Wohnungen umbauen. In zweien davon leben die beiden Töchter mit ihren Familien am Wochenende und in den Ferien. «Sie haben wie ich eine intensive Bindung an den Ort, in dem sie aufgewachsen sind, und kehren immer Ihre persönlichen Erfahrungen im Zusammenleben mit vier Generationen haben die ehemalige Bundesrätin für die Übernahme des Präsidiums des Stiftungsrates von Pro Senectute Schweiz motiviert. Engagiert möchte sie sich für ein würdiges und gelassenes Leben im Alter einsetzen. «Wir müssen den Freiwilligen sehr gut Sorge tragen» wieder gerne zurück», erklärt die sechsfache Grossmutter mit dem Hinweis, dass sie mit der Schwiegermutter, den Töchtern und ihren Familien manches zusammen unter- nehme, zum Beispiel gemeinsame Ferien. Ein tolles Erleb- nis, sei doch das Zusammenleben von vier Generationen erstmalig. Diese guten Erfahrungen des nahen Miteinan- ders der Generationen haben sie für ihren Einsatz zuguns- ten des Alters sensibilisiert. Anerkennung für die Freiwilligen Sie hatte die Organisation im Dienste des Alters schon während ihrer Zeit als aktive Politikerin wahrgenommen. «Ich kannte Pro Senectute, weil Bekannte an Sport- und Tanzveranstaltungen teilgenommen haben oder sich be- züglich Vorsorgeauftrag, Patientenverfügung oder Testa- ment beraten liessen. Da eine meiner Töchter ihre Dissertation über die Patientenverfügung und den Vor- sorgeauftrag geschrieben hat, haben mich die damit verbundenen Fragen und die Entwicklung des DOCU- PASS besonders interessiert.» Als sie die Organisation näher kennenlernte, war sie al- lerdings überrascht über die enorm hohe Anzahl der engagierten Freiwilligen. «Ohne diese rund 18 000 ehren- amtlich tätigen Frauen und Männer könnte Pro Senectute ihren Auftrag nicht erfüllen. Sie leisten sehr viel für die All- gemeinheit und machen das hervorragend. Viele Freiwillige sind selber Rentner und finden dadurch nach der Pensio- nierung eine sinnvolle Aufgabe. Es ist wichtig, dass sich die Gesellschaft dessen bewusst ist. Deshalb müssen wir die

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