Zenit Nr. 2, Juni 2020

22 Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 20 Besuchsverbot. Hygienevorschriften. Distanzregeln. Das Coronavirus hat den Alltag von Spitalseelsorgerin Nana Amstad-Paul verändert. In der Krise wurde aber umso deutlicher: Bei einem Spitalaufenthalt bedarf nicht nur der Körper der Pflege, sondern auch die Seele. Foto: Astrid Bossert Meier VON ASTRID BOSSERT MEIER Auf dem Pult von Spitalseelsorgerin Nana Amstad-Paul stapeln sich Akten. Was nicht dringend war, musste war- ten. Wochenlang galt im Luzerner Kantonsspital LUKS ein Besuchs- verbot. Erst Mitte Mai wurden die Vorschriften gelockert. Viele Hospi- talisierte waren deshalb besonders dankbar, wenn jemand von der Spital- seelsorge an ihre Zimmertür klopfte. Doch was genau will eine Theo- login am Bett der Patientinnen und Patienten? «Ich will nichts», sagt Nana Amstad. «Ich mache ein Angebot.» Gemäss ihrem Auftrag der aufsuchen- den Seelsorge biete sie Menschen je- Seelsorge am Krankenbett den Glaubens ihre Zeit an. Zeit, um über Gott und die Welt zu reden. Zeit, um Gedanken, Sorgen oder Ängste mit jemandem zu teilen. Zeit, um einen spirituellen Moment wie ein Gebet oder einen Segen zu erfahren. Seit 18 Jahren arbeitet Nana Am- stad als Spitalseelsorgerin. Die 63- Jährige hat viele schwere Momente und Krisensituationen erlebt. Doch die Coronapandemie ist anders. «Die Ungewissheit machte den Unter- schied», sagt sie. Werden wir in Schweizer Spitälern bald Situationen wie in Italien erleben? Was, wenn wegen Platzmangel nicht mehr alle Patientinnen und Patienten behandelt werden könnten? Fragen wie diese gingen Nana Amstad durch den Kopf, als Ende Februar die erste Schweizer Covid-19-Erkrankung diagnostiziert wurde und die Fallzahlen im Tessin jäh nach oben schnellten. Arbeit und Gebet Der Pandemiestab des LUKS, zu wel- chem Nana Amstad als Leiterin der Seelsorge und des Care-Teams bei Bedarf zugezogen wird, arbeitete damals bereits unter Hochdruck. Und auch das Seelsorgeteam bereitete sich auf das Schlimmste vor. Mitarbei- tende verschoben ihre Ferien, externe Seelsorgerinnen und Seelsorger wur- den vorsorglich um Unterstützung angefragt. Nana Amstad hat in dieser unsicheren Zeit viel gearbeitet. Und viel gebetet: «Ich bat um Kraft und Vertrauen. Ich betete für die erkrank- ten Menschen und deren Angehörige, aber auch für die Mitarbeitenden, damit sie gemeinsam durchhalten würden.» Anfang März war das Luzerner Kantonsspital mit den ersten Corona- fällen konfrontiert. Dies hat die Arbeit der Seelsorge nicht grundlegend ver- ändert. Dennoch ist seither vieles an- ders. Statt nahe bei den Betroffenen am Spitalbett zu sitzen, gilt für Gespräche die Zwei-Meter-Abstands- regel. Weisser Spitalkittel und Mund- schutz gehören nun zur Arbeitsklei- dung. Trotzdem wurden die Besuche Im Luzerner Kantonsspital LUKS mit den Standorten Luzern, Sursee und Wolhusen teilen sich zwölf Seelsorgerinnen und Seelsorger knapp neun Stellen. Nana Amstad-Paul leitet das Team und ist Chefin des Care-Teams LUKS, welches Menschen bei traumatisierenden Ereignissen wie beispielsweise einem schweren Verkehrsunfall zur Seite steht. Nana Amstad-Paul ist katholische Theologin, 63 Jahre alt, verheiratet und Mutter von zwei erwachsenen Kindern. Sie lebt in Emmenbrücke.

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