Zenit Nr. 2, Juni 2020

Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 20 21 LEBEN IN DER CORONAKRISE – EIN TAGEBUCH denken, die von der Krise besonders schwer betroffen sind. Wie einen Stachel empfinde ich es, plötzlich zu einer Risikogruppe zu ge- hören, zu meinem Schutz von der Ge- sellschaft ausgeschlossen zu sein. Wohl bin ich mit 75 eine alte Frau. Doch habe ich keine Vorerkrankungen, bin gesund und fit wie selten im Frühling. Ich verstehe, dass der Bundesrat zu Be- ginn der Pandemie eine Grenze ziehen musste und aus praktischen Gründen das AHV-Alter für Männer gewählt hat. Aber wochenlang alle ü65 in den gleichen Topf werfen? Grenzt das nicht an Altersdiskriminierung? Wurde in den letzten Jahren nicht klar unter- schieden zwischen dem dritten aktiven und dem vierten abhängigen Alter? Zudem hat sich gezeigt: Das Virus ist vor allem für Menschen mit Vor- erkrankungen über 80 gefährlich. Wie wird sich diese gesellschaftliche Abgrenzung auf die ohnehin ange- schlagene Generationensolidarität auswirken? Bald kommt es angesichts der wirtschaftlichen Folgen der Pande- mie zu ersten Schuldzuweisungen an die alten Menschen. Wie froh bin ich, dass neben anderen Altersorganisa- tionen auch Pro Senectute Schweiz eine differenzierte Betrachtung der Risikogruppen fordert! In diesen Wo- chen lerne ich mich und andere besser kennen. Ich erfahre, wie unterschied- lich Menschen die Krise erleben und wie verschieden sie damit umgehen. Mit dem Risiko leben Mit dem zweiten Lockerungsschritt kehren der Frühling und das Leben zurück. Das Aufatmen ist spürbar. Doch warum die Warnungen vor einer möglichen zweiten Welle? Müssen die Menschen mit Angst zur Vorsicht gemahnt werden? Daniel Koch beruhigt. Beim Einhalten der Abstands- und Hygieneregeln könn- ten wir zuversichtlich sein. Zur Beru- higung tragen auch die Daten von Statistik Luzern vom 20. Mai bei: «In den Kalenderwochen 13 bis 19 liegt die Anzahl der Todesfälle nur leicht höher als in früheren Jahren. In den Wochen 18 und 19 sind im Kanton Luzern sogar weniger Personen ver- storben als in der Vorjahresperiode.» Was bleibt, ist die Unsicherheit. Wir haben nie alles im Griff und müssen lernen, mit Risiken zu leben. Dies haben wir bei der Krebskrankheit des ältesten Sohnes vor 25 Jahren er- fahren. Die Diagnose war für mich ein Schock wie bei Covid-19. «Macht euch keine Sorgen», versuchte uns der damals 24-Jährige zu beruhigen, «ich kann es nehmen, wie es ist. Wenn ich eine Chance zum Überleben habe, werde ich kämpfen. Falls nicht, kann ich es auch nehmen, habe ich doch nie etwas hinausgeschoben, sondern wirklich gelebt.» Dies ist ein zugelassenes Arzneimittel. Lesen Sie die Packungsbeilage. Bei Vergesslichkeit und Konzentrationsmangel 1x täglich Tebofortin_uno240_Anzeige_180x121mm_DE.indd 1 07.04.20 10:25 Inserate

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