6 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 25 Schmusereien in der fünften, sechsten Klasse und schmunzelt. «Ich konnte zwar küssen, aber für die Sek hat’s nicht gereicht.» Mit Müh und Not schaffte er schliesslich doch noch die Sekundarschule und hatte bereits eine Lehrstelle zur KVAusbildung. Es kam aber anders. Als er mit einer befreundeten Familie zusammen nach Kenia reiste und das dortige Elend sah, entschloss er sich, Arzt zu werden. «Die Lehrer trauten mir das nicht zu, aber genau das spornte mich an», erinnert er sich. Dank der Unterstützung der befreundeten Familie schaffte er es schliesslich ans private Gymnasium St. Clemens in Ebikon und maturierte dann in Immensee, um anschliessend in Bern Medizin zu studieren. Zwei Jahre hängte er sich rein, die Freundin, seine Band und andere Freundschaften litten darunter. Bis es ihm «ablöschte». «Ich spürte wieder diese Enge, ähnlich wie in meiner Kindheit.» Also begann er, Politik, Germanistik und Medienwissenschaften zu studieren. Das Radiovirus packte ihn, als er bei Radio «Extra-BE» ein Praktikum absolvierte. «Ich war von Anfang an so angefressen, dass ich hängen geblieben bin», sagt Ralph Wicki. Sechs Jahre lang war er Redaktor und stieg bis zum Redaktionsleiter hoch. Nach weiteren Stationen bei Privatsendern wurde er schliesslich Redaktionsleiter für Unterhaltungsmusik beim damaligen DRS in Zürich. Sein Leben lang Grenzen überschreiten Seine Karriere in der Musik- und Radiowelt mag erstaunen – ein Tagträumer und Freiheitsliebender, der durchstartet? Ralph Wicki zuckt mit den Schultern. «Ich wollte immer ausprobieren und Neues entdecken, das war mein Motor.» Tagsüber bewegte er sich mit der Krawatte in der Geschäftswelt, privat entdeckte der passionierte Rocker die neue Welt der Technobewegung. Er gibt zu, dass ihm das «Bumbumzeugs» anfänglich suspekt war. Geholfen hat ihm seine Neugier – und so liess er sich auf die neue Welt ein. «Es fühlte sich an, wie wenn ich in einem völlig neuen Meer schwimmen würde.» Angst davor, zu weit zu gehen, hatte er nie. «Schon als Kind sprang ich im Sarnersee von einem 15 Meter hohen Kran hinunter. Ich habe immer schon Grenzen überschritten und nie wirklich aufgepasst, jedoch immer auf mich vertraut.» Er betont aber, dass er nie etwas Böses im Sinne gehabt habe. Auf die Frage nach seinem Privatleben winkt er ab, das gehöre nicht an die Öffentlichkeit. Dann beginnt er dennoch zu erzählen. Davon, dass er stets lange Beziehungen gehabt habe, die er immer sehr ernst nahm. Als junger Mann waren da mal zwei Frauen, und er verweist auf sein grosses Herz. «Aber wenn man das liest, wird das oft falsch verstanden, ich «Ich habe immer von Freiheit geträumt.» bin ein treuer Mensch.» Er erzählt über andere Beziehungen in seinem Leben, Freundschaften und Menschen, die ihn begleiten und ihm wichtig sind. Irgendwann ist nicht mehr klar, wann, wer und wo – für Aussenstehende bleibt seine Beziehungswelt unübersichtlich. «Schreib gar nichts», sagt Ralph Wicki irgendwann. Verwirrend mag es sein, aber so viel ist klar: Ihm, der so begnadet zuhören kann, sind Beziehungen äusserst wichtig, denn Freunde sind für ihn seine Familie. Trotz seiner beeindruckenden Radiokarriere erlebte Ralph Wicki auch, wie es ist, wenn Dinge schieflaufen. Mit
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