Zenit Nr. 4, November 2021

Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 21 13 turelle Unterstützung» ALTERSPOLITIK Dort könnten umsichtige Menschen, z.B. Ortsvertreterin- nen von Pro Senectute, für die Informations-, Unterstüt- zungs- und Begleitaufgabe geschult werden. Viele hochaltrige Menschen hängen an ihrer Wohnung oder ihremHaus und sind für einenWechsel in eine angepasste Wohnform nicht zu bewegen. Gibt es dafür überhaupt den richtigen Zeitpunkt? Eine Wohnung ist verbunden mit vielen persönlichen Ein- richtungsgegenständen und einem bestimmten Ausblick. Dies alles ist in der Persönlichkeit und im Leben der älteren Menschen integriert. Es braucht deshalb ein Bewusstsein, sich über den eigenen Gesundheitszustand und die Bewe- gungsmöglichkeiten in derWohnung Gedanken zu machen. Es bräuchte dazu viel mehr Sensibilisierungs- und Präven- tionsarbeit sowie eine fachliche Beratung bei der schwieri- gen Entscheidungsfindung. So könnte man in einem länge- ren Entscheidungsprozess zum richtigen Zeitpunkt für einenWechsel kommen. Gibt es überhaupt genügend Alterswohnungen und Wohnungen mit Dienstleistungen? Das ist ein riesiges Problem. Es fehlt tatsächlich an preis- günstigen Wohnungen mit hindernisfreien Infrastrukturen und an intermediären Wohnformen, die Sicherheit und gleichzeitig Selbstständigkeit ermöglichen. Dies können Wohnungen mit Dienstleistungen oder Betreutes Wohnen sein. Die Begriffe sind leider noch nicht eindeutig definiert, zudem gibt es zu wenig Daten. Im Planungsbericht des Kantons 2018 bis 2025 werden daher möglichst alle Wohn- formen einbezogen. So gehen viele Menschen also zu früh ins Pflegeheim, weil andere Angebote fehlen … Bestimmt, liegt doch die Bettendichte im stationären Bereich im Kanton Luzern über dem schweizerischen Mittel. So zeigt auch der Planungsbericht, dass in unseremKanton einNach- holbedarf besteht, was die Durchlässigkeit und Vielfalt von Wohnformen betrifft. Dies ist vom Kanton erkannt. Aller- dings sind die Gemeinden zuständig für die Alterspolitik, was die Planung auf Kantonsebene nicht einfacher macht. Hat das Fehlen von angepasstenWohnformen für alte Menschen auch damit zu tun, dass die Gemeinden die Restkosten für die Pflegeleistungen der Heime übernehmen müssen? Das kann durchaus sein. Andererseits könnte dieser Kosten- druck mittel- und längerfristig dazu führen, dass angepasste Wohnformen und Unterstützungsangebote gefördert wer- den, die das selbstständige Wohnen in der angestammten Umgebung ermöglichen. Es könnte sich die Erkenntnis durchsetzen, dass so Pflegeheimtage eingespart werden. Das ist am Schluss günstiger. Insgesamt stelle ich fest, dass viele Gemeinden ein hohes Bewusstsein für eine breit aufgestellte Alterspolitik haben und diese zugunsten der alten Men- schen mit viel Initiative planen und umsetzen. Machen Sie sich mit Ihren 57 Jahren schon Gedanken, wie Sie im Alter einmal wohnen möchten? Auf der Gedankenebene sind diese Fragen wohl auf dem Radar. Ich lebe in einer verdichteten Wohnsituation, wo wir vieles gemeinsam machen. Deshalb möchte ich im Alter am liebsten in einer WG in einem Zimmer oder einer Wohnung leben, wo man gegenseitig bis zum Tod füreinander sorgt, einander entlastet, unterstützt und betreut. Prof. Jürgen Stremlow: «Heute fehlen preisgünstige Wohnungen mit hindernisfreien Infrastrukturen und intermediäre Wohnformen, die Sicherheit und Selbstständigkeit ermöglichen.»

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx