Zenit Nr. 3, September 2023

AKTUELL Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 23 37 Jede digitale Aktion, gleich welcher Grösse, sorgt dafür, dass Daten durch das Netzwerk schiessen und über Daten-Center zu den gewünschten Servern finden. Nehmen wir als Beispiel eine E-Mail, in der man nur «Merci» schreibt. Die Verarbeitung des digitalen Dankeschöns erzeugt Wärme, die gekühlt werden muss, damit die Server und weitere Geräte nicht überhitzen. Diese Kühlung verbraucht Energie – besonders wenn grössere Datenmengen anfallen, können die Rechner heiss werden. Gemäss einer Studie sind DatenCenter für ein bis zwei Prozent des weltweiten Energieverbrauchs verantwortlich. Also vergleichbar mit dem CO -Ausstoss der Luftfahrt. Die gute Nachricht hier: Wie bei den Flugzeugen werden Fortschritte in der Energieeffizienz gemacht. Der Verbrauch sollte deshalb trotz zunehmenden Datenvolumens nicht weiter steigen. Wenn wir auf unnötige E-Mails verzichten würden – jedes verursacht zwischen 0,3 und 17 Gramm CO (hängt noch ein Foto dran, sogar 50 Gramm), dann könnten wir eine Wie viel Energie braucht eine E-Mail? Digitale Medien sind eine saubere Sache, doch deren Nutzung verbraucht beachtliche Mengen von Energie. Was können wir besser machen? Menge sparen. Laut einer Schätzung könnten beispielsweise über 16000 Tonnen CO weniger produziert werden, wenn alle Erwachsenen in Grossbritannien eine E-Mail weniger pro Tag verschicken würden. Zum Vergleich: Man müsste über 3300 Autos für ein Jahr von der Strasse nehmen, um dies auszugleichen. Und eine schlechte Nachricht für Nostalgiker: Eine E-Mail verbraucht 50 Mal weniger Energie als der Versand eines richtigen Briefs – ist aber 1000 Mal unpersönlicher. Marc Bodmer ist Jurist und GameConsultant. Er beschäftigt sich seit über 25 Jahren mit digitalen Medien. WAS KANN MAN TUN, UM DEN DIGITALEN CO²-FUSSABDRUCK ZU VERRINGERN? n Schreiben Sie weniger Mails, googeln Sie weniger. n Melden Sie sich von Versandlisten ab, deren Mails Sie nicht wirklich lesen. n Schliessen Sie im Browser alle Fenster, die im Hintergrund möglicherweise Werbe-Videos abspielen. n Räumen Sie Ihre Cloud-Speicher wie Dropbox, Google Drive etc. auf und löschen Sie Dateien, die Sie nicht mehr benötigen. n Wenn Sie längere Zeit abwesend sind, stecken Sie elektrische Geräte wie Fernseher, Computer, Radio aus, damit Sie nicht weiter Strom im Stand-by-Modus verbrauchen. Längst zu unserem Alltag gehört die Suche mit Hilfe von Google und Co. Was im Hintergrund abläuft, wenn man schnell eine Frage online stellt, ist aber auch nicht ohne. Google schätzt, dass jede Anfrage 0,2 Gramm CO produziert. Das ist nicht viel, doch täglich werden neun Milliarden Suchaufträge allein bei Google eingegeben. Da sieht die Öko-Bilanz schon ganz anders aus. Während der letzten Jahre legte das Streaming von Filmen über Youtube, Netflix oder andere Anbieter um rund 40 Prozent zu und verursacht 60 Prozent des Internet-Verkehrs. Will man einer Studie des französischen Think Tanks «The Shift Project» vertrauen, so produziert der OnlineVideokonsum 300 Millionen Tonnen CO und damit 1 Prozent der weltweiten Emissionen. Doch diese Resultate sind umstritten. Laut dem britischen Carbon Trust hängt der CO -Ausstoss stark vom jeweiligen Land und dessen Stromversorgung ab: Werden Dieselgeneratoren oder Kohlekraftwerke zur Stromgewinnung eingesetzt, kann dies 76 Gramm Treibhausgase pro Stunde wie in Deutschland generieren. In Schweden hingegen sollen es bloss 3 Gramm sein, was einer einfachen E-Mail entsprechen würde, was allerdings schwer zu glauben ist. QUELLE: «ZEITLUPE», JUNI 2023 VON MARC BODMER* Illustration: Adobe Stock, Foto: Jessica Prinz

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