Zenit Nr. 2, Juni 2021

Offenheit für die Umgebung, andere Menschen und Neues haben Gabrielle von Büren-von Moos viele Tätigkeiten ermöglicht. Die ehemalige Direktorin der Kantonsschule Alpenquai in Luzern blickt auf ein erfülltes Leben zurück. Leben ist eine Reise, nicht nur an unterschiedliche Orte und in verschiedene Kulturen und Berufswelten, sondern auch zeitlich. So hat alles seine Zeit: Das Lernen und Sich- aneignen von Wissen und Erkenntnissen. Das berufliche und ausserberufliche Engagement. Das Loslassendürfen, das Freiheit gibt, Neuem offen entgegenzutreten. Alles überschneidet sich, beeinflusst sich gegenseitig und ver- bindet sich zu einem Ganzen – das ist für mich Leben. Nach dem Staatsexamen freute ich mich, als Apotheke- rin in verschiedenen Apotheken der Schweiz zu arbeiten – und stillte parallel dazu mein Interesse an Philosophie, gesellschaftlichen Entwicklungen und Systemen durch ein Studium der Rechtswissenschaften, das ich nach dem Abschluss mit dem Anwaltspatent ergänzte und am Ge- richt arbeitete, um auch die Praxis kennenzulernen. Das Rechtssystem einer Gesellschaft zeigt ja deren Werte und Grundhaltungen besonders gut. Der Grundsatz «audiatur et altera pars» («Man muss auch die Gegenseite hören») begleitete mich immer auf dem weiteren Weg. Als Rechtskonsulentin und Zuständige für Internatio- nales im Schweizerischen Apothekerverein, heute phar- maSwiss, öffnete sich mein Blick auch über die Grenzen der Schweiz für andere Kulturen und das Funktionieren von Politik. Neben den beruflichen Tätigkeiten haben mir ehrenamtliche Engagements viel Wertvolles mitgegeben: So u.a. das Engagement als Präsidentin der Opferberatung des Kantons Luzern, das mich auch mit Schattenseiten un- serer Gesellschaft konfrontierte, oder als Präsidentin der Aufsichtskommission des Ausbildungszentrums Gesund- heitsberufe am Kantonsspital Luzern, wo ich bildungs-, berufs- und gesundheitspolitische Anliegen kennenlernte. Als Direktorin der damals grössten Kantonsschule der Schweiz, der Kantonsschule Alpenquai, war mir eine Füh- rung wichtig, die ermöglichte, junge Menschen adäquat und mit den nötigen Freiräumen zu fördern und zu for- dern. Um Bildungsanliegen auch dort einbringen zu kön- nen, wo Entscheide über die Schulen gefällt werden, enga- gierte ich mich auch als Präsidentin der Schweizerischen Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 21 33 Gymnasialrektorenkonferenz in den entsprechenden Gremien. Die Möglichkeit, am Luzerner Kantonsspital die Leitung des Riskmanagements zu übernehmen, war eine Chance, nach einem grossen Teil meines Berufs- lebens im Bildungsbereich noch einmal «durchzustarten» und in den Gesundheitsbereich zurückzukehren. Offenheit, für die Umgebung, andere Menschen und Neues haben mir viele, scheinbar so verschiedene Tätig- keiten ermöglicht, denen ich mich mit Herzblut widmete, und von denen ich keine missen möchte. Martin Walsers Gedanke, dass sich dem Gehenden der Weg unter die Füsse schiebe, trifft es für mich gut. Ich habe oft viel, auch in belastenden Situationen, gearbeitet, aber immer wieder viel Erfüllendes erlebt. Arbeit ist auch Leben, manchmal mühsam, oft beglückend, beides gehört dazu, weshalb für mich eine «Teilung» in Leben und Arbeit zur «Work-Life- Balance» kein Thema war. Das eine hat sich aus dem anderen ergeben, manchmal gegenWiderstände und Vor- behalte, gegen die ich einfach geduldig und hartnäckig meine Ziele verfolgte, imWissen, dass Menschen oft nicht immer nur nett sind, wenn es um Macht geht. Das Leben als Reise: Das ist auch heute so geblieben, geändert haben sich Orte, Aufgaben und Zeiten und da- mit auch Möglichkeiten, Freiheiten und Grenzen. So sind nun u.a. Zeit für Familie und Freunde, Musik und Lesen, Reisen und die Natur, eine Ausbildung im medizinischen QiGong, aber auch Ruhe und Stille in den Vordergrund gerückt. GABRIELLE VON BÜREN-VON MOOS WAS MACHT EIGENTLICH …? Das Leben als Reise Foto: Peter Lauth

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