Zenit Nr. 2, Juni 2021

ne Privatsphäre möglich Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 21 19 LEBEN IM HEIM sam kümmern sich die beiden um die Bibliothek, sorgen für neue Lektüre und eine sinnvolle Ordnung nach Themen wie Schweiz, Luzern, Krimi, Biografien oder Geschichte. Tun, was man liebt Auch Renate Huber setzt in ihrem Leben eigene Schwerpunkte. Seit bald zwei Jahren lebt die 76-Jährige im Haus Pilatus des Betagtenzentrums Dreilinden, ebenfalls ein Standort von Viva Luzern. In ihrem Zimmer ist sie tagsüber jedoch selten an- zutreffen. Stattdessen sitzt sie an die- sem Frühlingsmorgen auf einer Park- bank am Vierwaldstättersee. Braun gebrannt, mit einer hellblauen Jacke und der farblich assortieren Base- ballmütze sieht sie aus wie eine Touristin. «Sich selber sein» bedeutet für Renate Huber, so frei und unabhän- gig wie möglich zu leben. Die drei Wochen Quarantäne, als im Haus Pilatus das Coronavirus ausgebro- chen war, möchte sie nicht nochmals erleben. «Ich wurde richtig krank. Nicht wegen Corona, sondern weil ich mich so eingeengt fühlte.» Diese Zeiten sind – hoffentlich für immer – vorbei. Heute kann sie wieder ihre Bummel durch die Altstadt oder die regelmässigen Spaziergänge den See entlang unternehmen. Gerade das ist für die 76-Jährige keine Selbstverständlichkeit. Jahr- zehntelang waren Krücken ihre täg- lichen Begleiter. Durch ein Geburts- gebrechen konnte sie nur kleinste Schritte machen. Eine Hüft-Opera- tion schien in ihrer Kindheit, die sie in verschiedenen Heimen verbrachte, nicht möglich. Später gehörte die Beeinträchti- gung zu ihrem Leben. Als die Schmer- zen vor drei Jahren unerträglich wurden, war eine Operation unum- gänglich. Sie veränderte Renate Hu- bers Leben nachhaltig: Dank hartem Training lernte die damals 74-Jährige, erstmals ohne Krücken zu gehen. Ganz schmerzfrei ist sie auch heute nicht. «Trotzdem ist das für mich wie ein Wunder.» Mit ihrem heutigen Le- ben bei Viva Luzern ist Renate Huber zufrieden. «Natürlich muss man auch anpassungsfähig sein», sagt sie. Bei- Ruth Ammann (91) will bis zuletzt offen sein für Neues. Unverhofft verliebt: Margrith Bruhin (75) und Robert Eberhard (80). spielsweise bezüglich Personalwech- sel. «Wenn ich mit jemandem gut zu- rechtkomme, bedaure ich schon, wenn diese Person geht.» Doch eigent- lich schaut sie lieber auf das Positive. «Wenn man immer unzufrieden ist, wird man krank.» Entlasten von dem, was belastet Im Gegensatz zu Renate Huber, wel- che am liebsten draussen unterwegs ist, verbringt die 91-jährige Ruth Amman, gerne Zeit in ihrem eigenen Zimmer. «Es ist mein privater Raum, und der ist mir kostbar.» Als sie das Zimmer im Haus Bri- sen des Alterszentrums Viva Dreilin- den vor zwei Jahren erstmals sah, musste sie allerdings leer schlucken. Es war kleiner als erwartet. Der Balkon mit Blick auf See und Berge versöhnte sie. «Ausserdem war ich erleichtert, nach meinem Spital- aufenthalt überhaupt irgendwo ein Bett zu haben.» Ganz bewusst brachte Ruth Ammann nur einzelne Möbel- stücke mit. «Ich empfinde den Heim- Rahmen auch als Entlastung von innerem und äusserem Ballast.» Um

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