KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 4/2023

04 / 2023 ERFAHRUNGSBERICHT KINDERÄRZTE. SCHWEIZ 49 Der Kurs Kinderzahnmedizin zeigte sich als sehr erfreulich alltagspraktischer Kurs, der eine ganze Reihe von Fragen aufgriff, die uns in der Sprechstunde regelmässig von Eltern gestellt werden. Ich fasse hier in kürzester Form die Vorträge so zusammen, dass auch Kolleg:innen, die den Kurs nicht besucht haben, grösstmöglich von den Informationen profitieren können. Alltagsfragen: Es besteht eine sehr grosse Variabilität betreffend des Zeitpunktes des Zahndurchbruchs; die Reihenfolge sollte aber immer die gleiche sein: 1. Schneidezähne, 2. Erster Milchmolar, 3. Eckzahn, 4. Zweiter Milchmolar. «Zahnen»: der Zahnfollikel enthält gewisse Zytokine, die lokale Entzündungszeichen, Schwellung, Rötung, Unleidigkeit und erhöhte Temperatur erklären können. Darüber hinaus gehende, gravierende Krankheitszeichen sind medizinisch nicht erklärbar. Ganz einzelne Todesfälle, die dem Zahnen zugeschrieben wurden, sind am ehesten mit überdosierten Therapiemassnahmen zu erklären; insbesondere durch Lidocain in Zahngels (die Amerikanische Food and Drug Administration FDA rät deshalb prinzipiell vom Gebrauch von lidocainhaltigen Zahngels ab!). Ein Nuggi ist für die Zahnstellung weniger nachteilhaft als der Daumen, weil letzterer asymmetrisch Druck auf die Zähne ausübt. Flaschenkaries: Fruchtsäfte/Fruchttees sind noch schlimmer für die Zähne als Süssgetränke (6× erosiver als Coca Cola!). Schallzahnbürsten dürfen in jedem Alter benutzt werden. Zahnseide ist für das Milchgebiss in der Regel nicht sinnvoll (grössere Zahnabstände). Nachputzen durch die Eltern wird neu bis zum Alter von 8 Jahren angeraten. Kieferorthopädie: Der Titel ist nicht geschützt, deshalb ist der Ausbildungsstand derjenigen, die diesen Titel angeben, sehr unterschiedlich. Um sicher an eine DR. MED. RALF SCHÖPKE FACHARZT FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, FRAUENFELD Korrespondenzadresse: ralf.schoepke@hin.ch DOZENTEN: DR. MED. DENT. HUBERTUS VAN WAES, KINDERZAHNMEDIZIN FACHLICHER LEITER FÜR KINDERZAHNMEDIZIN UND DENTALE TRAUMATOLOGIE AN KLINIK FÜR KIEFERORTHOPÄDIE UND KINDERZAHNMEDIZIN UNIVERSITÄT ZÜRICH, LEITER SCHULZAHNÄRZTLICHER DIENSTES STADT ZÜRICH PD DR. MED. DENT. RAPHAEL PATCAS FACHZAHNARZT FÜR KIEFERORTHOPÄDIE, MITVERANTWORTUNG FÜR KLINISCHE UND THEORETISCHE LEHRE DER KIEFERORTHOPÄDIE AN DER UNIVERSITÄT ZÜRICH, EIGENE PRAXIS IN ZÜRICH ENGE Fortbildung «Zahnmedizin in der Pädiatrie» vom 29. Juni 2023 kompetente Person zu gelangen: www.kinderzahn.ch (Kinderzahnärzte/-innen) und www.swissortho.ch (Fachzahnärzt:innen für Kieferorthopädie). «Haifischzähne»: der Milchzahn sollte dann entfernt werden, falls dieser bei durchgebrochenem zweiten Zahn keine Lockerungszeichen zeigt. Zahnunfälle: Dokumentation jeder Zahnverletzung, auch mit Foto; eine schriftliche Dokumentation reicht versicherungstechnisch nicht immer aus («es gibt keinen harmlosen Zahnunfall»). Nur Schmelzverletzung: nicht dringlich, Konsultation innert Tagen. Dentineröffnung: dringlich, Konsultation innert Stunden, spätestens nächster Tag, Blutung aus dem Zahn: Konsultation innert weniger Stunden. Fragmente in ein feuchtes Tuch legen, Transport nachher in kalter Milch. Ausgeschlagene Milchzähne nicht reponieren, ausgeschlagene bleibende Zähne reponieren. Allgemein: wenn möglich verschobene Zähne reponieren, es kann nur besser werden. Auch nach einem Zahnunfall sollen die Zähne geputzt werden. Der Platz dieses Artikels reicht nur aus, um einen kleinen Teil der Vorträge zusammenzufassen; es lohnt sich also sicher für alle in der Praxis tätigen Kinder- und Jugendmediziner:innen, diesen Kurs zu besuchen. ■ Fotos: Antje Hugi Foto: Irmela Heinrichs

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