KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2022

45 01 / 2022 ERFAHRUNGSBER I CHT K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ Bei steigenden Covid-19 Inzidenzen mit Zertifikat und zusätzlich frisch negativer PCR-Tests trafen sich interessierte Praxispädiater im Kloster Kappel. Die Kursleitung hatte Dr. med. Sara Klingenfuss, Praxispädiaterin aus Gams, in Zusammenarbeit mit Fr. Sandra Kamm Jehli, Pädagogin und Mutter von mehreren autistischen Kindern (varietad.ch). Die Referierenden waren eine bunte Mischung aus sehr erfahrenen Personen rund um das autistische Kind und den autistischen Jugendlichen. Dr. med. Gudrun SeegerSchneider, Kinderpsychiaterin an der PUK Zürich, brachte uns die Welt des frühkindlichen Autismus nahe. Dr. med. Christian Henkel, Kinderarzt, Kinderpsychiater und Kinderpsychosomatiker aus dem Kinderspital St.Gallen, nahm uns mit zu den schwer betroffenen Kindern mit schweren Komorbiditäten. Dr. med. Thomas Girsberger, Kinderpsychiater mit Spezialisierung auf Asperger und atypischen Autismus in Liestal, erzählte aus seinem Alltag mit den hochfunktionalen Jugendlichen, Herausforderungen mit dem Schulalltag und auch vom Unterschied zwischen männlichen und weiblichen Jugendlichen. Er berichtete über maskierten weiblichen Asperger; Jugendliche, die dann in der Pubertät dekompensieren, weil es zu anstrengend ist, diese Maske zu tragen. Dr. med. Elmar Keller, Neuropädiater aus Chur, nahm uns die Scheu vor der IV und trainierte uns für die richtige Formulierung. Ich habe gelernt, dass es für 2022 eine IV-Revolution geben wird und vor allem die Altersgrenze für die Autismusdiagnose praktisch wegfällt. FAZIT: Augen offenhalten und an diese Diagnose denken. Bei frühkindlichem Autismus früh abklären, mit spezifischer Therapie ist die Prognose eindeutig besser. Bei hochfunktionalem Asperger braucht es Flexibilität für kreative Lösungen, vor allem in der Schule. Die Abklärung gehört in erfahrene Hände und das Networking der Eltern ist essenziell. Da läuft viel in Elternforen, wo sich betroffene Familien austauschen. Die Aufgabe des Kinderarztes bleibt die Begleitung der Eltern und die lokale Vernetzung, damit man weiss, wo man die Betroffenen abklären lassen kann. Insgesamt eine grosse Ladung an Wissen über Autismus und viel Herzblut bei den Referenten. Eine inspirierende Veranstaltung, die mir so manche Augen öffnete und aus der ich viel Werkzeug für meine Praxistätigkeit mitnehmen konnte. Das Herzstück einer erfolgreichen Inklusion sind Beziehungen und das braucht Vernetzung sowie ein multiprofessionelles Team. ■ DR. MED. ANNA BEWER SILVESTRI KINDERARZTPRAXIS NAUTILUS, THALWIL Korrespondenzadresse: a.bewer@hin.ch 2./3. Dezember 2021 im Kloster Kappel Autismus-Spektrum-Störungen (ASS) in der Praxispädiatrie Fotos: Sandra Kamm Jehli Energiekurve aller Teilnehmenden am Ende des 2. Kurstags. Foto: Sara Klingenfuss

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