KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 3/2021

7 03 / 2021 INTERN K I N D E R Ä R Z T E . SCHWEIZ Von 966 angeschriebenen Praxispädiatern haben 39% (374 Personen) teilgenommen und mehrheitlich die fol- genden fünf Qualitätsaktivitäten (QAs) für die Praxis- pädiatrie zur Vorlage an die Qualitätskommission vor- geschlagen: ■ Qualitätszirkel ■ Guidelines ■ Patientenbefragung ■ Notfallkonzept ■ Hygienekonzept Zu den QAs gab es mehrheitlich negatives Feedback; starke, teils gehässige Kritik; wenig Anerkennung für die Arbeit der Arbeitsgruppe, viel Angst vor der Einführung, die Befürchtung von Bürokratie und unbezahltem Auf- wand sowie die Frage nach dem Nutzen. Auf der posi- tiven Seite gab es aber auch interessanten Austausch und Feedback betreffend der QAs. Die Überprüfung der QAs wird als schwierig empfunden und benötigt perso- nelle und zeitliche Ressourcen. In Zukunft soll dies eine unabhängige, neutrale Stelle tun; diese ist noch von den Fachgesellschaften zu definieren. Die Sanktionen bei Nichtbefolgen sind ebenfalls noch unklar. Es ist noch ausstehend, welche QAs tatsächlich für die Praxispädiatrie gelten werden. Im Moment wis- sen wir noch nicht, was verabschiedet werden wird. Das Pilotprojekt hat der AG erlaubt, erste Erfahrungen zu sammeln. Als zweiten Vortragenden hatten wir Joel Lehmann, Geschäftsführer der EQUAM Stiftung, eingeladen: «Eine Qualitätszertifizierung für Kinderarzt- praxen: bringts was?» Zertifizierungen sollen als Instrument die Qualitätsarbeit einfacher und stimulierend machen; das Erreichte zei- gen, um davon zu profitieren. Qualitätsmanagement findet auf der Ebene der Struk- turen und Prozesse statt. Patientenbefragungen zum Erlebnis des Patienten ( nicht Zufriedenheitsbefragungen) fördern die Patien- tenzentriertheit. Mitarbeitendenbefragungen fördern die Zusammenarbeit. Zuweisendenbefragungen die- nen der Aussensicht. Ziel einer Zertifizierung ist es, die Behandlung von Pa- tienten zu optimieren und das Einhalten der gesetzli- chen Vorschriften einfach zu machen. Wenn eine Praxis eine EQUAM-Zertifizierung hat, ist gewährleistet, dass sie die von den Leistungsverträgen verlangten Qualitäts- massnahmen erfüllt. Es sollten keine weitere Deklarati- on oder Validierung notwendig sein. Versicherer sind mehr denn je interessiert an einem Qualitätszertifikat. Ein Obligatorium ist nicht vorgesehen. Und dann wurde diskutiert. Hier ein paar offene Fra- gen aus der Runde: ■ Was macht den Wert unserer pädiatrischen Arbeit aus? ■ Ist eine kosteneffiziente Medizin auch ein Qualitäts- merkmal? ■ Wie wertvoll sind eine sauber geführte Anamnese und ein sauber geführter Status? ■ Wie schaffen wir es, bei finanziellem und zeitlichem Druck gleichbleibende Qualität zu liefern? ■ Bedeutet Qualität einen grossen Aufwand und gros- se Kosten, ohne Wirkung für unsere Patientinnen? ■ Gute Beratung und ein gutes Verhältnis zu den Eltern verhindern oft Besuche auf dem Notfall in der Nacht oder amWochenende. Wie könnte man dies messen? ■ Sind nicht die Mütter und Väter schon unsere lang- jährigen Qualitätsbeurteiler? Abschliessend müssen wir festhalten, dass die derzeit 5 zu deklarierenden Qualitätskriterien der FMH für Pä- diater noch keineswegs definitiv sind. Aller Voraussicht nach wird es auch keine 4–5 Pflichtkriterien geben, son- dern eine Auswahl. Angesichts der noch vielen offenen Fragen seitens der Politik haben wir eine Arbeitsgruppe gegründet, um im Herbst 2021 ein Paket zu schnüren mit allen wichti- gen Informationen. Wir werden uns im Oktober treffen. Unser Ziel ist es, dass alle KIS-Mitglieder wissen, was sie machen müssen, um am 1. April 2022 die geforderten Qualitätskriterien zu erfüllen. Qualität – ohne Diskus- sion. ■ Was kann die einzelne Praxis tun? ■ Teilnahme Qualitätszirkel ■ Teambesprechungen und Förderung der Teamarbeit ■ Teilnahme an CIRS (Critical Incident Reporting System) ■ Fortbildungen und Anwendung evidenzbasierter Medizin mit Guidelines ■ Sensibilisierungen bzgl. Patientensicherheit und Qualität im Allgemeinen Fotos: Daniel Brandl

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