KINDERÄRZTE.SCHWEIZ 1/2019

K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 59 01 / 2019 ERFAHRUNGSBER I CHT  Das Spital ist 5 Gehminuten von hier entfernt. Es fungiert zurzeit als staatlicher Health Post. Ein Neubau gleich nebenan ist fast fertig und sollte nächstens eröffnet werden. Dann wird das Spital mindestens 50 Betten haben und somit offiziell den Status eines Spitals erhalten. Damit gibt es von Kathmandu mehr Geld und mehr angestellte Ärzte für das Spital.  Im alten Spital finden sich folgende Abteilungen: ein gut funktionierender Empfang, eine grosse Dermatologie, eine Gynäkologie /Geburtshilfe (ca. 200 Geburten pro Jahr), eine Radiologie, ein gut funktionierendes Labor, eine grosse Hämodialysestation, eine Apotheke und eine Poliklinik.  Meine Arbeit bestand darin, eine pädiatrische Sprechstunde zu begleiten und Neugeborene zu betreuen.  Die pädiatrische Sprechstunde wird von einer nepalesischen Ärztin geführt. Sie machte die Anamnese, übersetzte für mich ins Englische und schrieb die KG. Ich untersuchte die Kinder und machte gleichzeitig ein Teaching für die Ärztin / den Arzt. Wir besprachen weitere Abklärungen und die Therapie. Die Ärztin schrieb die Verordnungen und erklärte das Prozedere den Eltern bzw. der Patientin.  Die Sprechstunde lief ungefähr so wie bei uns ab. Viele virale Infekte der Atemwege, wo ich mich anfangs gegen den routinemässigen Einsatz von Antibiotika wehren musste. Die Ärzte sind zum Teil frisch ab Staatsexamen, z. T. haben sie 1 bis max. 2 Jahre Erfahrung.  Dann kreuz und quer durch die ganze Pädiatrie: Claviculafraktur, bakterielle Gonarthritis, psychomotorisch retardierte Kinder, Schreibabys, Ernährungsfragen, Wachstums- und Entwicklungsprobleme etc. Die Kinder wurden bisher nie gemessen bzw. gewogen. Als Erstes organisierte ich eine Waage und ein Messband und insistierte, dass vor allem Säuglinge und Kleinkinder fürs Wägen und für die Untersuchung ganz auszuziehen sind.  Einmal pro Monat ist Impftag – dafür ist eine spezielle Equipe am Werk.  Gearbeitet wurde Sonntag bis Freitag. Der Samstag war arbeitsfrei und für Ausflüge, z. B. in den nahe gelegenen Chitwan Nationalpark, geeignet (Flussfahrt, Elefantentour durch den Urwald etc.). Insgesamt habe ich den Aufenthalt als sehr positiv erlebt. Ich habe viele gute Erinnerungen an zwischenmenschliche Kontakte, an andere Kulturen und andere Landschaften mit nach Hause genommen. ■ Von oben links: Grossmutter füttert ihren Enkel im Spital. Sprechstunde mit nepalesischem Kollegen, Arztgeheimnis unwichtig. Warteraum in der Poliklinik.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx