K I N D E R Ä R Z T E. SCHWEIZ 24 JAHRESTAGUNG 2017 – WORKSHOPS 04 / 2017 Nach der Vorstellung der Workshopleiterinnen, Ursula Bühlmann-Stähli, Kinder und Jugendpsychiaterin, sowie Sabine Zehnder Schlapbach, Praxispädiaterin, wurde die Runde mit 15 TeilnehmerInnen (erfreulicherweise darunter zwei prominente Vertreter der Hausarztmedizin, Mark Müller und Philipp Luchsinger) mit folgenden Fragen eröffnet: Was sind die Erwartungen an den Workshop, was die Bedürfnisse? Die Antworten liessen nicht auf sich warten: Zunächst was «Gesundheitsförderung» bei Jugendlichen denn sei, wie man den Zugang zu den «Null-Bock»-Jugendlichen finde, wie man mit der Freiwilligkeit/Compliance von Jugendlichen umgehe und was die Rolle der Eltern sei. In kleinen Gruppen wurde dann über die Frage nach der Definition der Gesundheitsförderungen diskutiert und erzählt, wer was wie in seiner Praxis macht. Herauskristallisiert hat sich Folgendes: Zentral ist eine offene, interessierte und neugierige Haltung sowie genügend Zeit (was natürlich für jegliche Kommunikation zählt, bei Jugendlichen um so mehr). Ein wichtiger Punkt zu Beginn ist die Klärung des Auftrages (wer hat ein Problem?). Interessanterweise stellte sich heraus, dass insbesondere die Hausärzte viel mehr als Anlaufstelle von den Jugendlichen wahrgenommen werden. Für uns Praxispädiater ist es somit eine wichtige Aufgabe, sich den Jugendlichen immer wieder als Gesprächspartner anzubieten. Oft wird ja die empfohlene 14-Jahreskontrolle, die Gelegenheit zum Reden bietet, nicht wahrgenommen. Die Workshopleiterinnen stellten dann ihren «lösungszentrierten und ressourcenfokussierten Ansatz» vor und zeigten in einem Überblick mit vielen nützlichen Fragen, die auch auf den Handouts1 zu finden sind, ihr Konzept mit viel Humor (sehr wichtig!) und Gelassenheit (auch wichtig). Eindruck machte ihre Spielidee, die ihnen oft als Einstieg dient: Eine kleine leere Schüssel schwimmt in einer grösseren wassergefüllten Schüssel. Beide «Spieler» leeren abwechslungsweise Wasser in die kleine Schüssel, bis sie untergeht. Vom «Tropfen, der das Fass zum Überlaufen bringt» bis zum «Grenzen erfahren», darüber lässt sich gut sinnieren und dient auch der Beziehungsaufnahme. Anscheinend seien fast alle Jugendlichen in diesem Spiel unschlagbar. Einer ihrer Leitsätze ist es, schon die Anwesenheit eines Jugendlichen wertzuschätzen und ihm/ihr auf Augenhöhe zu begegnen, «Du bist wichtig!» Die Fragen nach den Ressourcen («Du müsstest deine Eltern auf dem Markt verkaufen, wie preist du sie an?») gibt positive Hinweise und eignet sich als Gesprächseinstieg. Als Beispiel dienen auch Kippbilder (siehe Handout), je nach Sichtweise sieht etwas ganz anders aus! Zentrale Punkte sind auch das Ansprechen und Einhalten des Arztgeheimnisses, die geeignete Sprache/Wortwahl und Einsatz der elektronischen Medien sowie die Nutzung des eigenen Netzwerks. Lösungsfokussiert bedeutet zum Beispiel, dem Jugendlichen die Gelegenheit zu geben, einen Weg zu finden («Was müsste passieren, dass du nicht mehr kommen müsstest?»). «Immer» würde für ein Problem nie stimmen. Der Workshop war sehr informativ und spannend, wer mehr über diesen Ansatz wissen will, kann sich auf www. creathera.ch informieren. Es gibt eine berufsbegleitende Weiterbildung in «kreativer Kindertherapie» 2018–2020. Ich persönlich schätzte insbesondere auch den Austausch mit den Kollegen aus der Hausarztmedizin! ■ REFERENTINNEN: DR. MED. URSULA BÜHLMANN-STÄHLI, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDPSYCHIATRIE UND -PSYCHOTHERAPIE FMH, MIT PRAXIS IN BERN DR. MED. SABINE ZEHNDER SCHLAPBACH, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, MIT PRAXIS IN BERN AUTORIN: DR. MED. FRANZISKA STAEHELIN BÜRGEL, FACHÄRZTIN FÜR KINDER- UND JUGENDMEDIZIN FMH, MIT PRAXIS IN LENZBURG KORRESPONDENZADRESSE: franziska.staehelin@hin.ch Gesundheit ohne Grenzen?! Gesundheitscoaching bei Jugendlichen 1 Alle Teilnehmenden der Jahrestagung 2017 haben einen Link zum Herunterladen der Handouts erhalten.
RkJQdWJsaXNoZXIy MjYwNzMx