Zenit Nr. 4, Dezember 2019

16 Pro Senectute Kanton Luzern 4 | 19 VoN GABRIELA BONIN Monika Koller hat die Hände voller erdiger Karotten. Um- ringt von vier Schulkindern trägt die Rentnerin diese zum Brunnen auf dem Areal der Primarschule Gettnau. Die Kinder lachen, plappern und schwenken das Gemüse im Wasser. «Jetzt waschen wir die Erde von den Rüebli weg», sagt Koller. Schon spritzen und rubbeln die Schülerinnen und Schüler um die Wette. «Gut machst du das», lobt Monika Koller eines der Mädchen. Heute ist Erntetag. Rund achtzig Schülerinnen und Schüler wuseln im Feuereifer herum. Bald schon werden sie ihr selbst angepflanztes Gemüse essen dürfen. In der Küche schnipseln andere Kinder an Auberginen, Tomaten und Weisskohl herum. Weitere wägen im Freien stolz ihre Kar- toffelernte, nehmen auf hohen Leitern Stangenbohnen ab oder mimen Schwertkämpfe mit Schlangengurken. Gärtnern über jedes Alter hinweg Ein Jahr zuvor hätte sich Monika Koller solch heitere Sze- nen nicht vorstellen können. «Ich war skeptisch», erinnert sie sich. Als ihr Kollege Eugen Wechsler die damals 68-jäh- rige Rentnerin anfragte, ob sie bei einem Generationen- garten mitmachen wolle, winkte sie erst ab. Der ehemalige, ebenfalls pensionierte Schulleiter schlug ihr vor, sich zu- sammen mit weiteren Rentnern um den Aufbau und die Pflege eines Gartens zu kümmern – um einen Gemein- schaftsgarten also, in dem Schüler und Pensionierte Hand in Hand arbeiten. Ein Stückchen Erde, wo die Alten den Jungen ihr Wissen weitergeben und auch die Lehrpersonen das Erlebte in ihren Unterricht einbauen können. Denn Naturthemen auf dem Schulareal greifbar umzu- setzen, das lag EugenWechsler schon immer am Herzen. Er witterte mit dem Generationengarten neue Lernfelder für Kinder – und auch für pensionierte Menschen. Monika Koller hingegen erwartete Ärger. Wie sollte so etwas funkti- onieren? Warum sollte sie sich in ihremAlter als mehrfache Grossmutter noch freiwillig eine neue Verantwortung auf- halsen? Sie hatte als ehemalige Schulhauswartin während 34 Jahren im Schulhaus Gettnau gewirkt. Dabei hatte sie auch die Pflege des Schülergartens verantwortet: «Ich musste damals oft reklamieren», erinnert sie sich, «der Gar- ten wurde von den Schülern und Lehrpersonen vernachläs- sigt.» Darum gab sie dem neuen Projekt erst keine Chance. Zusammen säen, jäten, schwatzen, lachen. Gemeinsam Erntefest feiern: Ältere Menschen und Kinder arbeiten in einem Generationengarten Hand in Hand. Im Primar- schulhaus Gettnau funktioniert es gut – trotz anfänglicher Skepsis. Gärtnern für Jung und Alt Bald kommt das selbst gepflanzte Gemüse auf den Tisch: Martha Kunz (auf der Leiter), Eugen Wechsler (grosses Bild) und Monika Koller helfen den rund 80 begeis- terten Primar- schülerinnen und -schülern bei der Ernte.

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