Zenit Nr. 3, September 2020

Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 20 5 berühmt und hat meiner Grossmutter sein Talent weiterge- geben», erzählt sie. Mit ihr hat sie in deren «Pension Weit- blick» am Vierwaldstättersee bereits als Vierjährige viel gesungen. Mit 13 übte sie in ihrem Zimmer die Songs von Janis Joplin. «Die Begabung zu singen ist mir in den Schoss gefallen. Ich kann nichts für mein Talent, aber ich habe et- was daraus gemacht.» Anfang der Achtzigerjahre lebte Vera Kaa in Deutsch- land und spielte viele Konzerte. Dass die Presse sie in die Schublade «Neue Deutsche Welle» stecken wollte, passte ihr nie. «Ich habe Rockmusik mit deutschen Texten ge- macht», sagt sie. «Die Deutsche Welle war mir zu seicht, ich war eine deftige Rockmusikerin mit einem Schuss Punk.» Und sie wollte nicht als brave Sängerin wahrgenommen werden, sondern engagierte sich damals schon für Um- welt-, Kultur- und Politthemen. «Ich habe auf der Bühne gesungen, bis die Polizei mit Tränengas kam», sagt sie nicht ohne Stolz. Sie habe für ihre Überzeugungen von einer ge- rechteren Welt ihren Kopf hingehalten. «Ich bin nicht so ein nettes Mädchen», meint sie und grinst schelmisch. Das Musikgeschäft wuchs ihr aber bald einmal über den Kopf. «Es war wie eine Welle, die über mich schwappte. Ich musste heute für ein Gespräch am Radio nach Belgien flie- Vielseitige Sängerin Vera Kaa wurde 1960 geboren und wuchs in Luzern auf. Bereits als Kind sang sie viel mit ihrer Mutter und Gross- mutter, als Teenager trat sie mit ihrer rauen Stimme mit der Gruppe Pnö, dann in der Heavy-Rock-Gruppe BM Smith auf. Bekannt wurde sie mit der Gruppe Vera Kaa, mit der sie Anfang der Achtzigerjahre in die Hitparade kam und TV-Auftritte hatte. Zeitschriften jubelten sie als «Rockgöre der Nation» hoch. 1985 löste Vera Kaa die Gruppe auf, weil ihr das Popbusi- ness widerstrebte. Sie heiratete in dieser Zeit zum ersten Mal: den erfolgreichen Rockmusiker Rams. Nun widmete sie sich Liedern von Bertolt Brecht, sang Seemannslieder und engagierte sich politisch. 1991 etwa unterstützte sie mit dem Erlös der CD «Rien ne va plus» (Wenn Frau will, steht alles still) den landesweiten Frauenstreik. Später kam sie mit dem Musiker Greg Galli zusammen, mit dem sie zwei erwachsene Söhne hat. 1997 erhielt Vera Kaa den Prix Walo in der Sparte «Songs, Lieder, Chansons» und veröffentlichte das Album «In-Team» oder «Die Kunst, eine Frau zu sein». Vera Kaa ist bis heute als Sängerin aktiv, singt stilistisch vielseitig – von Blues über Chanson bis Rock. Vera Kaa lebt in dritter Ehe mit ihrem Partner, ihrem jüngeren Sohn und ihrer Katze in Zürich-Wollishofen.

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