Zenit Nr. 3, September 2020

4 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 20 Die Luzerner Sängerin Vera Kaa wurde als Teenager über Nacht zum Star, liess sich aber nicht von der Popindustrie vereinnahmen und ging ihren eigenen musikalischen Weg. Auch privat blieb sie sich treu und getraut sich auch, gegen den Strom zu schwimmen. Die 60-Jährige möchte selbstbestimmt und mit frischen Ideen alt werden. Fotos: Peter Lauth IM ZENIT eine Nacht durchtanzen und hatte jede Menge Energie – für die Musik, meine Kinder, meinen Freundeskreis. Jetzt merke ich, dass ich für alles etwas mehr Zeit brauche.» Dafür habe man ab einem gewissen Alter mehr Freiheiten, sie könne sich beispielsweise auch mal länger mit einem jungen Mann unterhalten, ohne sich überlegen zu müssen, ob das nun zu weit gehe. «Und ich fühle mich heute noch freier, meine eigene Meinung zu äussern und zu dem zu stehen, was ich empfinde.» Mit 16 auf der Bühne Viele, vor allem etwas ältere Semester, erinnern sich noch gut an den kometenhaften Aufstieg von Vera Kaa als Sän- gerin. Mit 16 sang sie in der Jazzrockband Pnö, dann in der Heavy-Rock-Gruppe BM Smith und gründete schliesslich 1981 die Gruppe Vera Kaa. Mit dem ersten Album tauchte sie nicht nur in der Hitparade auf, sondern wurde über- raschend mit dem renommierten deutschen Phono- Akademie-Preis ausgezeichnet. Und erlangte quasi über Nacht Berühmtheit. Wie kam das alles? Vera Kaa verweist auf ihr jüngstes Album, «Längi Zit», in dem sie Muota- thaler Tänzli musikalisch verarbeitet. «Mein Urgrossonkel hat diese Lieder teilweise geschrieben, er war zu seiner Zeit VON ROBERT BOSSART Ihre Stimme ist leicht rauchig, tief und unüberhörbar. Sobald sie uns die Tür zu ihrem Häuschen in Zürich- Wollishofen öffnet, sprudelt sie los. Vera Kaa hat ihr Herz auf der Zunge, sie hat nichts zu verbergen und hält mit ihrer Meinung nicht zurück. So kennt man die Sängerin seit je. Der kleine Garten ist wild, gleichzeitig gepflegt und eigensinnig. Keine biederen Hecken aus dem Gartencenter, dafür viel Ästhetik mit Naturverbundenheit. Kürzlich ist sie 60 geworden. Was hat sie, die als Sänge- rin in einem Business tätig ist, in dem der Jugendkult gross- geschrieben wird, für eine Beziehung zum Alter? «Der Tag, an dem ich 60 wurde, war für mich, abgesehen vom Lock- down, nichts Schlimmes», sagt sie, als wir auf dem Garten- sofa Platz genommen haben. Die Schwelle zu 50 habe sie als stärkeren Übergang empfunden. Und sowieso sei das mit den Übergängen so eine Sache. «Als ich 20 wurde, war ich stolz auf diese Zahl, mit 30 hatte ich die grosse Krise, weil ich meinte, meine Jugend verloren zu haben. Heute emp- finde ich den Übergang nicht mehr so schlimm, schliesslich kann ich nun auch die Narrenfreiheit des Alters geniessen.» Klar gebe es die unschönen Sachen, Knochen, die schmerzen, Gelenke, die einem den Schlaf rauben, und die Kraft, die stetig abnimmt. «Früher konnte ich problemlos «Ich geniesse die Narrenfreiheit des Alters» Vera Kaa: «Ich setze mich für ein neues Selbstbewusstsein im Alter ein. Ich möchte zu denen gehören, die ihr Alter farbig gestalten.»

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