Zenit Nr. 3, September 2020

20 Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 20 Ruedi Fahrni Geschäftsleiter Pro Senectute Kanton Luzern Nachdem über die Corona-Pandemie x-fach berichtet, analysiert oder spekuliert wurde, gibt es fast nichts mehr darüber zu sagen. Wohl nie zuvor hat eine Krise derart schnell einen enormen Kommentierungsbedarf hervorgerufen. Und dennoch scheint mir, dass viele Menschen kaum in der Lage waren, die surrealen Ereignisse emotional einzuord- nen und die Auswirkungen auf unsere Gesell- schaft von heute und morgen zu begreifen. Auch Pro Senectute Kanton Luzern erlebte anspruchsvolle und anstrengende Monate mit einer Agenda, welche von Covid-19 diktiert wurde. Die Zeit ist reif, die vergangenen Monate zu reflektieren und über das Sein und Tun unserer Organisation für die älteren Menschen zu sinnieren.  Durch die verordnete Verlangsamung des öffentlichen Lebens wurden ganze Bereiche und die Wahrnehmung davon verändert. Das Schulwesen, die Arbeitswelt, die Wirtschaft, ja auch das Gemeinwesen und das Gesell- schaftsleben sind auf den Kopf gestellt. Lockdown! – doch nicht für Pro Senectute Kanton Luzern. Jetzt erst recht, lautete Ende März unsere Devise. Denn gerade in Zeiten einer Krise werden unser Fachwissen und die sozialen Dienstleistungen umso mehr benötigt.Wir haben – trotz strikter Einhal- tung der Schutzmassnahmen – versucht zu mobilisieren.   Als Erstes fokussierten wir unser Denken und Handeln auf den Schutz unserer Kunden, Klientinnen und Klienten sowie die Mitarbeitenden, dazu gehören auch 1300 freiwillig Engagierte, welche zum grössten Teil über 65 Jahre alt sind. Parallel richteten wir unsere Dienstleistungen noch mehr auf die sogenannt verletzlichen Per- sonen aus. Die Versorgung mit Sozialbera- tung, Mahlzeitenlieferungen und diversen weiteren Unterstüzungs- angeboten wurden weiter- hin gewährleistet. Um das zu ermöglichen, haben wir gewohnte Betriebsabläufe angepasst und pragmatische Prozesse eingeführt. Beispielsweise wurde anstelle des persönlichen Kontakts nur noch telefonisch beraten, so auch unsere älteren Freiwilligen, welche telefoni- sche Nachbarschaftshilfe leisteten. Ähnlich die Sportgruppenleitenden, welche während des Lockdowns den Kontakt zu ihren Gruppen aufrechterhielten. Alles lief unter dem Credo: «Wir sind für euch da.» Hinzu kamen zehn Corona-Projekte, welche Pro Senectute Kanton Luzern innerhalb von nur wenigen Tagen konzipiert, finanziert und umgesetzt hat. Da wäre zum Beispiel die Bildung eines Nothilfefonds für unbürokratische Finanzhilfen oder die psychosoziale Beratung für betreuende und pflegende Angehörige. Auch eine Vermitt- lungs- und Beratungsstelle, die Freiwillige mit auf Hilfe angewiesene Pensionierte zusammenführte, richteten wir ein. Dazu gehört auch unsere beliebte Mitmachsen- dung «Aktiv zu Hause», welche imApril und Mai täglich rund 6000 Menschen über Tele 1 erreichte. Die kollektive Erfahrung dieser Tage, die wohl einer historischen Zäsur gleicht, werden wir für die Zukunft nutzen, neue Angebote daraus entwickeln und neue Wege gehen – auch digitale. Und nicht zuletzt werden wir unser eigenes Leben und bestehende Routinen vermehrt reflektieren. Wir haben realisiert: «Hey, es geht auch anders!» «Hey, es geht auch anders!»

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