Zenit Nr. 3, September 2020

Normalerweise übernehmen Freiwil- lige der «Senioren Aktiv Buttisholz» den Mahlzeitendienst in ihrer Ge- meinde. Doch dann kam Corona, und die Senioren «durften» diese Aufgabe nicht mehr leisten. Gesucht waren Freiwillige unter 65 Jahren, die einsprangen. Manuela Brünisholz und ihr 14-jäh- riger Sohn Lars fanden, diese sinn- volle Aufgabe könnten sie zusammen übernehmen. Schon wenige Tage spä- ter standen sie im Einsatz. Mutter Manuela steuerte das Auto, Lars über- brachte die Mahlzeitenboxen. Dabei galt es, strenge Hygie- nevorschriften einzuhalten. Einladungen zu einem Ge- tränk durfte der Oberstufen- schüler nicht annehmen. Auf Distanz wechselte man dennoch oft ein paar Worte. Mit der Zeit wurden selbst zurückhaltende Menschen offener. Das freute Lars. Und immer sei eine grosse Dankbarkeit spürbar gewesen, ergänzt seine Mutter. Nach zehn Wochen übergaben sie die Aufgabe wieder den aktiven Seni- oren. Was bleibt? «Wir konnten im Kleinen etwas Gutes tun», so Manuela Brünisholz. Für Lars bleiben die Kontakte mit ganz unterschiedlichen Seniorinnen und Senioren in Erinne- rung. «Ich habe neue, ältere Leute kennengelernt, einen kleinen Einblick in andere Lebenssituationen erhalten, und mein Wortschatz hat sich erwei- tert, weil ich manche Begriffe wie beispielsweise ‹jetzt gibt’s Kost› gar nicht kannte.» Die beiden Freiwilli- gen hoffen, dass kein zweiter Lock- down eintritt. Doch eines ist für sie klar: «Wir würden das jederzeit wie- der machen.» Pro Senectute Kanton Luzern 3 | 20 19 GENERATIONENBEZIEHUNGEN Ursula Flury engagiert sich für Ge- flüchtete. Die 70-Jährige initiierte in Luzern das Lernatelier. Dieses bietet kostenlosen, professionellen Deutsch- unterricht an. Bis zu 35 Personen nehmen in den Räumen des Treff- punkts «HelloWelcome» jeweils da- ran teil. LARS BRÜNISHOLZ (14), BUTTISHOLZ Freiwillige ersetzten Freiwillige URSULA FLURY (70), LUZERN Engagement trotz Lockdown Doch während Corona musste das Lernatelier schliessen, und Ursula Flury gehörte plötzlich zur soge- nannt vulnerablen Gruppe. Das fand sie zwar «etwas befremdend», doch sie blieb pflichtbewusst zu Hause. Ihr Engagement hingegen ging weiter. Sie half mit, ein virtuelles Klassen- zimmer einzurichten, und unter- stützte einzelne Hilfesuchende. So «whatsappte» Ursula Flury immer wieder mit dem 24-jährigen Sam- som Asmerom, einem anerkannten Flüchtling aus Eritrea. «Was möch- test du erreichen?», fragte sie ihn ein- mal. Sein Traum sei, bei den SBB zu arbeiten, antwortete er. Ursula Flury klärte ab, nutzte ihr grosses Netzwerk, und mithilfe weite- rer Freiwilliger verfasste Samsom Asmerom mitten im Lockdown eine Bewerbung für eine Integrationsvor- lehre (Invol) als Gleisbauer. Wenig später durfte er zwei Tage schnuppern und bekam tatsächlich die Zusage. Am 1. August startete seine Lehre in Lies- tal. Natürlich freut sich Ursula Flury über den Erfolg. Gleichzeitig beweist sie damit: Auch vom Wohnzimmer aus kann man Erstaunliches bewirken.

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