Zenit Nr. 2, Juni 2020

Pro Senectute Kanton Luzern 2 | 20 25 CORONAVIRUS etwas beitragen kann zur möglichen Verhinde- rung eines schweren Verlaufs? So absolut würde ich das nicht sagen, denn es gibt auch Normalgewich- tige, die einen sehr ungesunden Lebenswandel haben. Mit einer ausgewogenen Ernährung, ausreichend körperlicher Bewegung, dem Rauchver- zicht und der Beschrän- kung des Alkoholkon- sums auf ein bis zwei Glas Wein täglich kann man sich und seiner Gesundheit sehr viel Gutes tun, nicht nur bei Covid-19, sondern bei al- len Infektionskrankheiten, ja überhaupt im Leben. Stärkt das alles auch das Im- munsystem? Tendenziell schon, wobei es nicht «das» Immunsystem gibt. Jeder Mensch hat gewisse Veranlagungen, und so kann sein Immunsystem ganz individuelle Strukturen haben. Jemand ist vielleicht immun gegen Malaria, dafür emp- fänglich für Pneumokokken. Es zeigt sich auch bei Covid-19, dass die Partnerin oder der Partner einer betrof- fenen Person nicht zwangsläufig angesteckt wird, obwohl das Paar eng zusammenlebt. Welche Rolle fürs Immunsystem spielt der psychische Stress, der seit dem Auftreten des Coronavirus gerade bei der Risikogruppe extrem hoch sein kann? Stress kann das Immunsystem zweifellos beeinflussen. Es gibt zwar auch positiven Stress, aber dieses Virus führte und führt zu Angst, Panik, Isolation und anderem mehr. Dieser Negativstress hat einen direkten Einfluss auf Abwehr- und Entzündungszellen oder auch die weissen Blutkörperchen. Ich glaube nicht, dass die Auswirkungen von Negativstress letztlich schlimmer sind als die Krankheit Covid-19 selber, aber geringschätzen sollte man ihn nicht. Was hilft gegen Angst und Panik? Gute Frage, aber sie ist verallgemeinernd nicht zu beant- worten. Jeder Mensch muss auf seine Weise ausprobieren, was für ihn die beste Bewältigungsstrategie ist. Es ist zu hof- fen, dass gerade ältere Menschen mit ihrer Lebenserfah- rung, inklusive dem Meistern der einen und anderen Krise, die für sie passende Strategie gefunden haben. Der eine macht vielleicht Yoga oder hat einen Bastelkeller, die andere entspannt sich mit Musik oder begibt sich mit einem Buch in eine andere Welt. Es gibt viele Wege, wie man zur Ruhe kommen kann, aber den Königsweg für alle gibt es nicht. Man muss einiges an Selbstverantwortung übernehmen, und das können gerade in Zeiten grossen Negativstresses leider nicht alle. Immerhin gibt es aber einige Institutionen – wie unter anderem Pro Senectute –, die einem behilflich sind auf der Suche nach dem persönlichenWeg. Hilfreich sind sicher in fast jedem Fall soziale Kontakte, die man ja während des Lockdowns weitgehend meiden musste. Darf man als Risikopatient wieder «unter die Leute»? Ja, das ist sicher zu begrüssen. Das BAG hat viele Locke- rungsschritte erlaubt. Diesen Rahmen sollten auch ältere Menschen nach Möglichkeit nutzen, immer unter Einhal- tung der geltenden Schutzmassnahmen. Also Einkaufen und ÖV-Fahrten mit Maske? Ja, für ältere Menschen würde ich das vorerst weiterhin empfehlen, ebenso würde ich bei diesen Gelegenheiten und allgemein unter Leuten eine Brille oder Sonnenbrille tragen, weil eine Ansteckung auch über die Augenschleim- häute möglich ist. Weiterhin von grosser Bedeutung ist ferner die Handhygiene, also beim Nachhausekommen gründliches Händewaschen mit Seife und für unterwegs ein kleines Fläschchen Desinfektionsmittel, das notfalls verwendet werden kann, wenn keine Möglichkeit des Händewaschens besteht. Mit diesen Massnahmen ist man ziemlich sicher vor Covid-19 gefeit. Was ist beimHüten der Enkelkinder zu beachten? Solange nicht ganz klar ist, inwieweit Kinder ansteckend sind, würde ich mich auch hier an die genannten Empfeh- lungen halten, wobei man stets ein wenig den gesunden OPERATIONEN NICHT AUFSCHIEBEN Das Luzerner Kantonsspital betont, dass Operationen und andere Therapien, die im März und April nicht möglich waren und abgesagt werden mussten, jetzt wieder problemlos möglich sind. Aus Angst, sich mit dem Coronavirus anzustecken, meiden aber gerade ältere Leute zum Teil weiterhin die Spitäler und sagen geplante Termine ab, obwohl umfassende Schutz- massnahmen getroffen wurden und weiterhin bestehen. «Normalpatientinnen und -patienten» oder auch Besucher kommen gar nicht erst in Kontakt mit einer Corona-Station. Christoph Henzen dazu: «Ich fühle mich selbst auf unserer Isolierstation weitaus sicherer als in einem Einkaufszentrum.»

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