Zenit Nr. 1, März 2020

28 Pro Senectute Kanton Luzern 1 | 20 So tönt es im Sempacherlied «Lasst hören aus alter Zeit» des Zürcher Lehrers Heinrich Bosshard (1811–1877). Das 4200 Einwohner zählende Städtchen hat aber noch viel mehr zu bieten als ein sagenhaftes Schlachtfeld: eine wunderschöne Altstadt mit genial renovierten Häusern und ein faszinie- rendes historisches Museum. Die Stadtgründung in den 1230er-Jahren geht auf die Habsburger zurück. Für den aufkommenden Gotthard- verkehr konnten sie bei der Sust an der Gerbegass einen Wegzoll erheben. Hier wurde die Ware auf Boote verladen. Der See reichte nämlich bis an die Stadtmauer. Er wurde erst 1806 um rund 1,7 Meter abgesenkt. Von der Stadt- mauer zum See sind es heute über 150 Meter. 1386 gaben die Luzerner den Sempachern das Burg- recht, um ihren Einfluss auf der Landschaft auszubauen. Die Sempacher blieben aber «Bürger zweiter Klasse». Be- reits die im frühen 15. Jahrhundert erneuerten Burgrechts- verträge brachten eine Verschlechterung gegenüber 1386. Ab dem 16. Jahrhundert bis zum Franzoseneinfall von 1798 war Sempach eine eigentliche Untertanenstadt. Das dokumentieren zahlreiche Briefe und Gesuche an die «Hochwohllöblichen, gnädigen Herren von Luzern». Als um 1760 eine neue befestigte Strasse von Luzern nach Basel gebaut wurde, liess man Sempach rechts lie- gen; ebenso 100 Jahre später beim Eisenbahnbau. Bereits früher hatte man innerhalb der Stadtmauern Scheunen er- richtet – das Städtchen «verdorfte». Der wirtschaftliche Aufschwung kam erst mit der Autobahn nach 1970. «Bei Sempach, der kleinen Stadt, manch' Ritter wohl gespottet hat. Der Heertross zerstört das Kornfeld, doch warnend ruft dort ein Kriegsheld: «In kurzem bringt euch blutig rot ein Eidgenoss das Morgenbrot!» * Dr. phil. Walter Steffen ist Historiker. Geboren 1945 in Luzern, Städtisches Lehrerseminar und Studien in Zürich und Bologna. 30 Jahre Lehrer für Geschichte, Italienisch und Englisch an den Lehrerseminarien Luzern und Hitzkirch. Seit der Pensionierung ist er Reiseleiter für Italien. Foto: Barmettler Architektur, Sempach VON WALTER STEFFEN* Alt und Neu im Ein klang Sempach: Bis 1806 kam der Sempachersee bis zur Sust, dem zweitletzten Haus an der Gerbegass.

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